Redaktion - Dienstag, 24. September 2024, 7:00 Uhr.
Als historisch hat der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner OFM, in einem Interview mit dem Magazin „Die Furche“ die Weltsynode bezeichnet, die im Oktober zur zweiten und letzten Sitzung zusammentritt: „Diese Synode, dieses Zusammentreffen ist in seinem Inhalt und seiner Durchführung ein Novum in der Geschichte der Kirche.“
Das Treffen, das unter der Leitung von Papst Franziskus stattfindet, wird von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien – darunter auch viele Frauen – gestaltet. Ein zentrales Thema der Synode ist die Rolle der Frauen in der Kirche, besonders im Hinblick auf weibliche Diakone, die in verschiedenen Regionen kontrovers diskutiert werden.
Auf die Frage, ob Frauen zu Diakoninnen geweiht werden sollten, verwies Lackner auf den synodalen Prozess und die Bedeutung einer gründlichen theologischen Reflexion: „Der Papst hat diese Frage, neben anderen, gewiss nicht ohne Grund aus dem Gesprächsprozess der Vollversammlung herausgenommen. Es gilt nun zunächst, auf die Ergebnisse der zuständigen Studiengruppe zu warten, die wiederum synodal arbeiten wird. Natürlich ist damit das Thema nicht einfach erledigt. Ich denke, dass wir im 21. Jahrhundert angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen hier als Kirche nicht sprachlos bleiben können.“
Lackner wies jedoch auf die Schwierigkeit hin, „gewachsene Strukturen“ zu verändern: „Dass man eine über Jahrhunderte gewachsene Struktur von Weihe und Amt einfach so ändern könnte, würde im Rückblick bedeuten: Sie war gänzlich falsch. Man müsste hier meines Erachtens einen neuen theologischen Ansatz finden und eruieren. Dabei muss in jedem Fall die geistliche Dimension das tragende Element sein.“
Ein weiteres Thema, das Lackner ansprach, war der „männliche Chauvinismus“ in der Kirche, der im Instrumentum Laboris, dem Arbeitsdokument der Synode, ausdrücklich erwähnt wird. Auch hier verwies der Erzbischof auf die reiche Geschichte der Kirche und die Rolle starker Frauen: „Ich denke, es ist immer wiederum wichtig, auf die vielen herausragenden Frauen in der Geschichte der Kirche hinzuweisen, die sich in ihren Zeiten behaupteten. Seien es die Frauen am Grab, denen die Apostel zunächst nicht glauben wollten; eine Hildegard, die ihre Visionen verteidigte; eine Katharina von Siena, die sogar den Papst prophetisch mahnte; oder Klara von Assisi, kongeniale ‚Schwester‘ des Heiligen Franziskus, die in bedingungslosem Gottvertrauen ganzen Armeen allein mit der Monstranz entgegentrat.“
Trotz der schwierigen Themen der Synode, wie etwa die Frage nach der Führung von Frauen in der Kirche, blieb Lackner zuversichtlich. Auf die überraschende Ankündigung des Vatikans, ein eigenes Dokument zur Rolle der Frau in kirchlichen Ämtern zu veröffentlichen, reagierte er positiv, auch wenn er glaubt, dass der sakramentale Bereich davon unberührt bleiben wird: „Wo immer Laien leiten können, wäre es sehr zu begrüßen, wenn Frauen in Führungspositionen als selbstverständlich gesehen würden.“
Der Salzburger Erzbischof sieht im synodalen Prozess eine grundlegende Chance für die Zukunft der Kirche. Es bestehe die Möglichkeit, das kirchliche Miteinander neu zu gestalten, aber auch den Dialog in der Gesellschaft zu fördern.
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„Kurz: Ich sehe darin das Potenzial, das kirchliche Miteinander von Grund auf zu ändern. Ferner sind für mich das Nebeneinanderlegen von Standpunkten, das offene Reden, eine gewisse Indifferenz gegenüber dem Eigenen auch wertvoll für das Miteinander in der Zivilgesellschaft“, so der Erzbischof.
Realistisch blieb Lackner bei der Frage nach der Entwicklung der katholischen Kirche in Österreich. Die Verkündigung des Evangeliums in einer zunehmend säkularen Gesellschaft stelle eine besondere Herausforderung dar: „Die Herausforderung besteht sicher darin, das Evangelium auch in eine Welt hinein glaubhaft zu verkünden, in der nicht nur die Institutionen bereits unglaubwürdig sind, sondern die Botschaft selbst unglaubwürdig zu werden droht.“
Er verwies auf eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Wien, die gezeigt habe, dass vor allem junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren eine „suchende Haltung“ gegenüber der Kirche hätten. Dass diese Altersgruppe offener gegenüber der Kirche ist als ältere, überrascht den Erzbischof nicht: „Es verwundert mich keineswegs. Wenn ich mit jungen Menschen zusammentreffe, werde ich mit Fragen, gerade auch sehr kritischen, regelrecht durchlöchert.“
In diesem Zusammenhang erwähnte Lackner einen überraschenden Wunsch der Jugendlichen: „Ich fragte weiter: ‚Was kann Kirche für euch sein?‘ Sehr zu meinem Erstaunen lautete da die erste Antwort: Ein Ort der Stille. Und weiter: Ein Ort, wo man sich aussprechen kann, ohne dass es die Runde macht.“
Lackner bezeichnte diese Suche nach einem Rückzugsort als eine zentrale Aufgabe der Kirche in der heutigen Zeit: „Das möchte Kirche im Heute sein: Orientierung, einem Leuchtturm gleich, der selbst nicht Ziel ist, jedoch den Weg weist.“
Abschließend betonte Lackner die Bedeutung der Synode: „Für mich ist klar: Ein Zurück hinter diese Synode wird es nicht geben. Sie wird etwas verändern, aber vielleicht anders, als wir es jetzt erwarten.“ Die Synode markiere einen entscheidenden Moment in der Geschichte der Kirche, und die Zukunft werde zeigen, welche Wege der Heilige Geist für die Kirche bereithält.