Redaktion - Dienstag, 24. September 2024, 9:00 Uhr.
Bischof Georg Bätzing hat beim ersten Gottesdienst im Rahmen der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Montagabend ermutigt: „Trau dich zu glauben – wie Jesus und an ihn.“
„Liebe Geschwister im Glauben, diese Gottesrede schulden wir Christinnen und Christen auch den Menschen heute“, betonte der DBK-Vorsitzende in Fulda. „Die Säkularität in unserer Gesellschaft ist weit fortgeschritten.“
„Immer noch argumentieren wir, die Menschen hätten in ihrem tiefsten Inneren doch eine Sehnsucht nach Gott, sie seien suchend unterwegs“, stellte Bätzing fest. „Tatsache aber ist, dass den meisten nichts fehlt, wenn sie ohne Religion und Glauben ihr Leben gestalten. Sie tun es in aller Regel verantwortungsvoll, mit Respekt für andere und engagiert.“
„Was die weisheitliche Lesung aus dem Buch der Sprichwörter heute ins Wort gebracht hat, das sind Regeln eines anständigen Lebens, die wohl die meisten hierzulande befolgen; und die, die gegenteilig handeln, werden entsprechend beurteilt“, rief der Limburger Bischof, der seit 2020 an der Spitze der DBK steht, in Erinnerung. „Aber zur Begründung dafür wird heute meistens eine rein innerweltliche Folgenabschätzung angeboten. Gott als Grund ethischer Entscheidungen und moralischen Handelns fällt für gewöhnlich aus. Fluch und Segen, Gottes Spott oder sein Gunsterweis scheinen doch einer vergangenen glaubensgeschichtlichen Epoche anzugehören. Und ich gebe zu, mir fällt es auch schwer, solche Begründungen gelten zu lassen.“
„Die Rede von Gott darf nicht verstummen“, forderte Bätzing. Sie müsse sich aber „einer Sprache und Bildern, einer Begründungstiefe und kulturellen Anschlussfähigkeit bedienen, dass Menschen sie auf- und annehmen können: sei es in guter Weise anschließend an Grenzerfahrungen, die sich in jedem Leben schmerzhaft auftun; oder auch als irritierender Kontrast gegenüber der gewähnten Leichtigkeit und Sicherheit des Seins; oder aber als Aufruf zur Umkehr angesichts der zukunftsgefährdenden globalen Krisen, die wir durch unser Verhalten heraufbeschworen haben.“
„Wenn sich Christinnen und Christen im gesellschaftlichen Diskurs äußern und Positionen einbringen in die Debatten um Krieg und Frieden, Migration und Fluchtursachen, um Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeit, um das Recht ungeborener Kinder auf Leben, dann tun wir das in Verantwortung vor Gott und vor den Menschen“, so der DBK-Vorsitzende. „Dann ist das unser konkret durchbuchstabiertes Zeugnis für Gott und seine Herrschaft.“
Immer wieder höre er: „Wir sollten uns gefälligst raushalten aus politischen Debatten, uns um die Seelsorge kümmern und endlich den Dreck vor der eigenen Haustür auskehren.“ Aber „um Gottes Willen und in den Fußspuren Jesu müssen wir reden, vernehmbar bleiben und die Stimme gerade für die erheben, die übersehen werden und keine Lobby haben“, stellte Bätzing klar. „Die Rede von Gott und von der Verantwortung vor Gott darf nicht verstummen.“
Nichtsdestotrotz nehme er „die Kritik so mancher ernst – gerade, was das Kehren vor der eigenen Haustür betrifft. Ja, da gibt es noch viel zu reinigen und zu verändern in unserer Kirche. Ich würde auch nie behaupten, dass unsere Orientierungsbeiträge zu wichtigen Fragen der Weisheit letzter Schluss seien. Wir suchen auch. Denn die Herrschaft Gottes wächst erst. Und die Kirche darf sich nicht mit diesem Ziel verwechseln. Sie ist vorübergehend, Mittel zum Zweck, Instrument und Zeichen. Auch wir müssen immer wieder achtgeben, dass wir richtig zuhören. Nur so bleiben wir als Jüngerinnen und Jünger in der Spur Jesu – zur größeren Ehre Gottes.“