München - Sonntag, 13. Oktober 2024, 7:00 Uhr.
Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Libanon haben christliche Gemeinden und Familien zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen – was sie vor große logistische Herausforderungen stellt. Darauf wies der maronitisch-katholische Bischof von Baalbek-Deir El-Ahmar, Hanna Rahmé, gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) hin: „Nahezu jede christliche Familie in den Dörfern rund um Deir El-Ahmar hat drei oder vier weitere geflüchtete Familien bei sich aufgenommen, das sind zwischen 30 und 60 Personen.“
Rahmés Diözese befindet sich im Nordosten des Libanon und umfasst die Bekaa-Ebene, die als Kornkammer des Landes gilt. In der Region siedeln zahlreiche Christen, in der Region um Deir El-Ahmar stellen sie die Mehrheit. Die Stadt Baalbek hingegen gilt als Hisbollah-Hochburg und steht deshalb im Zentrum der israelischen Offensive in der Region.
„Christen sind für alle Menschen da“
Doch auch in Deir El-Ahmar würden regelmäßig Raketen einschlagen, berichtete der Bischof. Diese zielten auf Versorgungszentren der Hisbollah ab, die bis zu 20 Kilometer von der Stadt entfernt lägen. Es würden jedoch auch Dörfer in Mitleidenschaft gezogen, in denen Christen und Muslime friedlich zusammenlebten, sagte Rahmé: „Wir sind mit der Menge der Binnenvertriebenen überfordert, aber wir können die Menschen nicht im Stich lassen. Wir Christen sind nicht nur für uns selbst, sondern für alle Menschen da.“
Der Bischof hatte bei einer Ansprache in einem lokalen Fernsehsender betont, dass die Kirche und Privathäuser der Christen für alle Betroffenen der Auseinandersetzungen offenstehen – unabhängig von der Religionszugehörigkeit. „Viele Muslime sind von dieser christlichen Solidarität tief bewegt“, stellte Rahmé fest.
Seine Diözese biete aktuell etwa 13.000 Flüchtlingen Obdach, vor allem in Schulen, Pfarrzentren, Klöstern und Privatwohnungen. Doch es gebe eine große Zahl von Binnenvertriebenen, die nicht aufgenommen werden könnten, zeigte sich der Bischof besorgt. Viele Menschen kampierten in Deir El-Ahmar auf der Straße, andere seien weiter in den Norden des Libanon oder nach Syrien geflohen.
„Wir brauchen Geld für Lebensmittel und Decken“
Während die Flüchtlinge in öffentlichen Einrichtungen Unterstützung von Hilfsorganisationen erhalten, seien diejenigen, die in Privatunterkünften untergekommen sind, auf sich allein gestellt, beklagte der Erzbischof: „Ihnen hilft niemand.“ Seine Diözese versuche deshalb, besonders diese Personengruppe zu unterstützen, doch die Lage sei angespannt: „Wir brauchen dringend Geld für Lebensmittel, Matratzen und Decken.“ Viele christliche Familien stünden „am Rande des Erträglichen“ und seien bereits in der Folge der libanesischen Wirtschaftskrise verarmt. Umso dankbarer ist Bischof Rahmé, dass „Kirche in Not“ Soforthilfe zugesagt hat: „Bitte bleiben Sie an unserer Seite! Wenn wir diese Not gemeinsam angehen, können wir Großes bewirken.“