Redaktion - Dienstag, 12. November 2024, 13:00 Uhr.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat zum Leonhardsfest am Sonntag in Fremdingen unterstrichen, der Umgang mit Freiheit „muss erlernt werden“ und sei „nicht angeboren“.
„Wir sind gefangen im Hamsterrad der täglichen Arbeit oder empfinden uns als Gefangene der sozialen Verhältnisse, in die wir hineingeboren wurden“, erklärte der Bischof. „Manche leiden unter dem eigenen Körper, der nicht mehr so funktioniert, wie man es sich wünscht, oder bereuen, bestimmte Lebensentscheidungen getroffen zu haben und Bindungen eingegangen zu sein, die gar nicht mehr oder nur schwer rückgängig zu machen sind.“
„Gefangen zu sein macht hilflos und wütend“, führte er aus. „Wer schon einmal in einem Aufzug eingeschlossen war, weiß, wieviel Geduld und Gelassenheit nötig ist, um die Befreiung durch die Feuerwehr abzuwarten – selbst dann, wenn man darüber informiert ist, dass sie ganz sicher kommt!“
Alle Menschen „bedürfen der Befreiung, der Erlösung“, so Meier. „Ganz gleich ob wir unter Schuld, Krankheit, unter Suchtproblemen, einem Doppelleben oder trostloser Einsamkeit leiden, oder aber unter einer latenten Unzufriedenheit und Undankbarkeit, die uns das Leben vergällt.“
Nichtsdestotrotz falle es „uns oft so schwer, andere um Hilfe, um Beistand und Unterstützung zu bitten“. Man wolle zwar „frei und unabhängig“ sein, „aber das heißt nicht, dass wir überhaupt niemanden brauchen. Im Gegenteil: Wenn ich mir und meinen Angehörigen, einem Freund oder meinen Mitarbeitenden sagen kann, wie dankbar ich für sie bin, dann erst bin ich frei zur Entfaltung der vielfachen Begabungen, die in mir schlummern. Denn: Wir verhelfen uns nur gegenseitig zur Freiheit, wie es der heilige Leonhard vorgemacht hat!“
Letztlich sei die Bindung an den dreieinigen Gott „das Tor zur wahren Freiheit“, betonte Meier. „Das wussten der hl. Leonhard, der Apostel Paulus und mit ihnen unzählige Zeuginnen und Zeugen der Liebe Gottes. Ist es daher nicht bewegend, wenn Paulus heute zu uns sagt: ‚Brüder und Schwestern, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.‘“
„Machen wir es ihm nach“, forderte der Augsburger Bischof die Gläubigen auf, „und wir werden wie jene sein, die den Schatz im Acker oder die kostbare Perle gefunden haben, und alles dafür tun, um sie zu bekommen“.