Bistum Graz-Seckau distanziert sich von viraler Predigt über Gender und Trump

Pfarrer Roger Ibounigg
Screenshot von YouTube

Das Bistum Graz-Seckau und die Katholische Aktion Steiermark haben sich öffentlich von einer viralen Predigt des österreichischen Pfarrers Roger Ibounigg distanziert.

Verbreitet wurde die Predigt auf YouTube und erhielt innerhalb von zehn Tagen über 20.000 Aufrufe. Der Pöllauberger Pfarrer kritisierte in der Predigt zum Gedenktag von Schwester Lucia von Fatima die Gender-Ideologie und das Selbstbestimmungsgesetz scharf: „Europa versinkt im Gender-Wahn. […] Wunderbar: Man kann jedes Jahr sagen, ich bin jetzt ein Mann, dann bin ich eine Frau. Es ist irre.“

Dabei ging er auch auf die französische Philosophin Simone de Beauvoir ein, die schon 1949 das Geschlecht auf die Erziehung reduzierte. Beauvoir argumentierte damals, dass die Identität einer Frau nicht biologisch determiniert ist, sondern durch soziale, kulturelle und historische Faktoren geformt werde. „Welch Unsinn, der sich als Philosophie tarnt!“, sagte Ibounigg.

Ibounigg lobte im gleichen Atemzug den wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump für die offizielle staatliche Anerkennung der beiden biologischen Geschlechter: „Ich war unglaublich beeindruckt […]. Unter der Trump- Regierung wird es die offizielle Politik der Regierung der Vereinigten Staaten sein, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich.“

Scharfe Kritik äußerte Ibounigg in seiner Predigt an der Internetseite des Bistums Graz-Seckau. Dort könne man bei der Anmeldung einer Taufe zwischen zahlreichen Geschlechtern wählen, kritisierte der Pfarrer.

„‚Männlich‘, ‚weiblich‘ – es geht noch weiter –, ‚inter‘, ‚divers‘, ‚unbestimmt‘. Auf der diözesanen Homepage. Es ist unglaublich“, so Ibounigg. „Ich glaube, wir müssen viel beten, dass unsere Bischöfe diesen Mut des Heiligen Geistes haben, nicht hier mitzurennen. Und wir müssen beten um Regierungen, die nicht ganz verrückt geworden sind.“

Gegenüber CNA Deutsch betonte Ibounigg, dass „wir uns die freie Rede nicht verbieten lassen“. Mut sei eine der Gaben des Heiligen Geistes. Petrus habe auch mit „Freimut“ geredet angesichts des Pfingstereignisses. Für ihn habe die Rede von J. D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz einen „deutlichen Akzent“ gesetzt, so der Pfarrer.

Als Reaktion auf die Predigt des Pfarrers distanzierten sich das Bistum Graz-Seckau und die Katholische Aktion Steiermark. Der Inhalt habe „viele Menschen schwer gekränkt und persönlich verletzt“, hieß es in einer am Mittwoch auf der Internetseite des Bistums veröffentlichten Mitteilung der Laienorganisation, welche die Diözese „uneingeschränkt“ teile.

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Das Institut für Familienberatung und Psychotherapie (IFP), eine Teilorganisation der Katholischen Aktion, habe eine Zertifizierung als „a&o“ (akzeptierend und offen). Dies sei ein Zeichen dafür, dass „Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität sowie ihre Familien selbstverständlich einen Platz im IFP haben – ebenso wie in der steirischen Kirche“.

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Weiter hieß es: „Wir können gesagte Worte nicht ungeschehen machen, betonen aber ausdrücklich, dass eine freie Meinungsäußerung nur so weit gehen darf, dass dadurch niemand in seinen Rechten und seiner Haltung verletzt oder diffamiert wird.“

Demgegenüber sagte Ibounigg, dass er „viel mehr Zustimmung“ in seinem Umfeld erlebe – „begeisterte Zustimmung“ – als Kritik. „Mich erreichen viele Telefonate, Mails usw. Mindestens neun von zehn Zuschriften sind positiv. Es muss eine große schweigende Mehrheit geben“, so der Pfarrer.

Aus dem ganzen deutschen Sprachraum komme die Aufforderung: „‚Lassen Sie sich nicht zum Schweigen bringen!‘, oder: ‚Wären Sie unser Pfarrer, wäre ich nicht ausgetreten aus der Kirche.‘ Viele erinnern auch an die Corona-Zeit und fühlen sich von der Kirche im wahrsten Sinn des Wortes ‚im Stich gelassen‘.“

Was sagt die katholische Kirche zur Gender-Ideologie?

Die katholische Kirche lehnt die Gender-Ideologie ab, weil diese das biologische Geschlecht (sex) von einer sozialen Geschlechtsidentität (gender) trennt und behauptet, letztere sei rein kulturell und subjektiv. Damit wird die objektive Realität der menschlichen Natur relativiert, indem Geschlecht zu einer frei wählbaren, von biologischen Gegebenheiten unabhängigen Kategorie gemacht wird.

Papst Franziskus hat die Gender-Ideologie mehrfach verurteilt und als Ausdruck von „Frustration und Resignation“ beschrieben, die auf die „Auslöschung der sexuellen Differenz“ abziele. Er betonte, dass die Verdrängung der Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht die Lösung, sondern das eigentliche Problem sei.

Zuletzt hat sich die katholische Kirche in der Erklärung Dignitas infinita, die im April 2024 vom Dikasterium für die Glaubenslehre mit Zustimmung von Papst Franziskus veröffentlicht wurde, ausführlich zur Gender-Ideologie geäußert.

„Im Hinblick auf die Gender-Theorie, über deren wissenschaftliche Konsistenz in der Fachwelt viel diskutiert wird, erinnert die Kirche daran, dass das menschliche Leben in all seinen Bestandteilen, körperlich und geistig, ein Geschenk Gottes ist, von dem gilt, dass es mit Dankbarkeit angenommen und in den Dienst des Guten gestellt wird“, so Dignitas infinita.

„Über sich selbst verfügen zu wollen, wie es die Gender-Theorie vorschreibt, bedeutet ungeachtet dieser grundlegenden Wahrheit des menschlichen Lebens als Gabe nichts anderes, als der uralten Versuchung des Menschen nachzugeben, sich selbst zu Gott zu machen und in Konkurrenz zu dem wahren Gott der Liebe zu treten, den uns das Evangelium offenbart.“