Redaktion - Montag, 16. Juni 2025, 11:00 Uhr.
In einem neuen Interview hat Bischof Rudolf Voderholzer deutliche Kritik am deutschen Synodalen Weg mit seinen teils drastischen Änderungswünschen am überlieferten Glauben geübt. „Wir haben in der Kirche keine gemeinsame Gesprächsgrundlage mehr“, konstatierte er am Freitag im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.
„Wir haben im synodalen Weg beispielsweise kein Einvernehmen darüber, was ein theologisches Argument ist, wie einerseits Schrift und Tradition, andererseits vermeintlich gesicherte Erkenntnisse der Humanwissenschaften zu gewichten sind“, führte der Regensburger Bischof diesbezüglich aus. „Da geht es ziemlich durcheinander und dann redet man aneinander vorbei. Das ist schwierig.“
Voderholzer ist einer von vier deutschen Diözesanbischöfen, die sich nicht länger am Synodalen Weg beteiligen, nachdem von den zuständigen vatikanischen Stellen wiederholt Ermahnungen erfolgt waren. Die anderen Bischöfe sind der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie der Passauer Bischof Stefan Oster SDB. Bischof Gregor Maria Hanke OSB als vierter im Bunde war am Pfingstsonntag im Alter von erst 70 Jahren vom Amt als Oberhirte der Diözese Eichstätt zurückgetreten und hatte dabei explizit auch den Kurs der Kirche in Deutschland erwähnt.
Der Synodale Weg fordert das gemeinsame Beraten und Entscheiden von Bischöfen und Laien. Ein entsprechendes permanentes Gremium soll in Bälde auf Bundesebene gegründet werden.
Voderholzer hielt demgegenüber fest: „Das Bild vom einsam entscheidenden allmächtigen Bischof ist eine Karikatur. Ich erlebe genügend synodale Austauschrunden, wo ich wirklich sagen kann: Es ist schön, Christ zu sein, katholisch zu sein und in einer Gemeinschaft zu sein, die sich gesendet weiß, das Evangelium zu leben, zu verkünden und andere dafür zu begeistern.“
„Beim synodalen Weg hatte ich ja mit Kardinal Woelki zusammen einen alternativen Satzungsentwurf auf der Basis des Briefes von Papst Franziskus vom Juni 2019 vorgelegt“, rief er in Erinnerung. „Wir sind nicht gegen Synodalität, sondern gegen eine bestimmte Form von Synodalität, die mehr einem parlamentarischen Parteiendiskurs ähnelt als einem gemeinsamen Hören auf Gottes Wort.“
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Letztlich sei der Synodale Weg „geprägt durch die Erfahrung von einer bestimmten Form von Demokratie in den katholischen Verbänden“, unterstrich der Bischof. „Dort geht es aber nicht um Glaubensfragen, sondern um Fragen der Ausrichtung eines katholischen Verbandes.“
Ausdrückliche Kritik übte er vor diesem Hintergrund am Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das neben den 24 Diözesanbischöfen, die sich weiterhin beteiligen, die tragende Säule des Synodalen Wegs ist. Sein Eindruck sei, sagte Voderholzer, „dass die breite Schicht der Gläubigen etwa mit dem ZdK nicht viel anfangen kann“.
„Bei Besuchen in den Gemeinden höre ich andere Fragen“, ergänzte er, nämlich beispielsweise: „Wie gelingt es, dass ich meinen Kindern das Beten beibringe? Dann sagen die Anderen natürlich: Solange wir nicht homosexuellen Paaren die Ehe spenden, wirst du dein Kind nicht zum Beten bringen. Ich persönlich glaube, dass das so nicht funktioniert. Denn ansonsten müsste die evangelische Kirche ja blühen.“
„Die Ziele des synodalen Weges waren von Anfang an unrealistisch“, betonte Voderholzer. Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und neben ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp hauptverantwortlich für den Synodalen Weg, habe sich „voll in das Projekt des synodalen Weges hineinbegeben, auch wenn er es von seinem Vorgänger geerbt hat“.
„Ich selbst kenne ihn lange“, erklärte der Bischof von Regensburg. „Wir haben uns eigentlich gut verstanden. Wir haben uns auf der Basis der Theologie von Hans Urs von Balthasar und in der von dem Schweizer Theologen gegründeten Johannes Gemeinschaft als theologischer Heimat aufgehoben gewusst. Leider musste ich in der letzten Zeit feststellen, dass er sich von wichtigen Einsichten Balthasars losgesagt hat. Im Hinblick auf die Geschlechterthematik und ihre Auswirkungen auf die Sakramententheologie ist Bischof Bätzing der Meinung, Hans Urs von Balthasar würde heute anders denken. Das kann ich so in keiner Weise nachvollziehen.“