Redaktion - Mittwoch, 18. Juni 2025, 9:00 Uhr.
Aus der am Dienstag veröffentlichten Missbrauchsstudie für das Bistum Fulda, die sich mit der Zeit von 1945 bis in die Gegenwart beschäftigt hat, geht hervor, dass die Zahl der Täter im geistlichen Stand bei insgesamt 37 liegt. Die Zahl der Betroffenen liegt bei 120, wovon 95 Personen männlichen Geschlechts und 25 Personen weiblichen Geschlechts waren.
Auch über das Alter der Betroffenen bei der Ersttat gibt die Studie Auskunft. So waren die überwiegende Mehrheit (73) noch Kinder im Alter von höchstens 13 Jahren. 42 Missbrauchsopfer waren Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Vier Personen waren zwischen 18 und 21 Jahren, und eine Person älter als 21 Jahre.
Was die Dauer der Taten angeht, so wurde die größte Zahl (40 Betroffene) mehr als ein Jahr lang missbraucht. Bei 26 Betroffenen handelte es sich um einen einmaligen Vorfall.
Bischof Michael Gerber, der gegenwärtige Oberhirte von Fulda, will sich in einigen Tagen noch ausführlicher zum Inhalt der Studie äußern. Am Dienstag hielt er bereits fest: „Wir haben in der Vergangenheit zu oft auf den Schutz der Institution geschaut. Aufarbeitung geschieht nicht aus institutionellem Interesse, sondern aus Respekt vor den einzelnen Betroffenen – vor jenen, die Verantwortungsträgern vertraut und dabei tiefes Leid erfahren haben. Dieser Vergangenheit müssen wir uns stellen. Nur so kann ein neuer Weg entstehen.“
„Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen“, konstatierte er mit Blick auf den bis in die 1990er Jahre hinein nicht erfolgten korrekten Umgang mit Fällen von Missbrauch. „Wir haben nicht zugehört. Kirchliche Strukturen haben versagt.“
„Der Bericht dokumentiert schwarz auf weiß das Leid von Betroffenen – und wie Vertreter der Kirche in vielen Fällen unangemessen damit umgegangen sind“, fasste Gerber zusammen. „Das ist erschütternd. Und es macht mich tief betroffen. Ich selbst durfte Kirche in meiner Jugend und als junger Erwachsener als fördernd und prägend erleben. Umso mehr erschüttert es mich, dass viele Menschen Kirche ganz anders erfahren mussten – als einen Ort tiefster Verletzung. Verletzungen, die ein Leben lang nachwirken.“
Gerber bat die Betroffenen und alle, „die ihr Vertrauen in das Bistum verloren haben“, ausdrücklich um Entschuldigung. Gleichzeitig räumte er ein: „Ich verstehe und akzeptiere auch, dass eine Bitte um Entschuldigung allein nicht genügt. Ich als Bischof und wir als Bistum werden auch weiterhin hart daran arbeiten, dass dieses Vertrauen wieder wachsen kann.“
Am 26. Juni wird sich der Fuldaer Bischof zum Inhalt der Missbrauchsstudie äußern, die er vor der offiziellen Veröffentlichung am Dienstag wie alle anderen auch nicht lesen durfte.