Pfarrer von angegriffener Gemeinde im Westjordanland beklagt Untätigkeit der Behörden

Pfarrer Bashar Fawadleh (Archivbild)
Kirche in Not

Der katholische Pfarrer der von militanten Siedlern attackierten Gemeinde Taybeh im Westjordanland, Bashar Fawadleh, wirft den Sicherheitsbehörden Untätigkeit in dem Konflikt vor. „Wir haben uns zweimal an die Koordinierungsstelle von israelischer und palästinensischer Regierung gewandt. Sie sagten, sie würden Leute schicken – sie kamen nie. Die haben uns nicht geschützt, sie haben die Siedler nicht aufgehalten“, sagte Fawadleh dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN).

Die Lage in Taybeh eskaliere zunehmend, so der Priester. Militante Siedler hätten in der Nähe der aus dem fünften Jahrhundert stammenden Georgskirche und des Friedhofs Feuer gelegt. Zufahrtswege zur Ortschaft würden regelmäßig blockiert. Die Siedler hätten ein Schild am Ortseingang aufgestellt mit einer an die christlichen Bewohner gerichteten Botschaft: „Es gibt keine Zukunft hier für euch.“

Auch würde den Menschen die Lebensgrundlage genommen: Viele Bewohner lebten vom Olivenanbau. Siedler würden jedoch ihre Rinderherden regelmäßig in die Plantagen treiben, was zu Schäden an den Olivenbäumen führe. „Ohne Olivenernte gibt es kein Überleben in Taybeh“, sagte der Pfarrer. Er wies auch auf die Angriffe auf die nahe gelegene Ortschaft Kafr Malik hin, das mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird. Dabei seien drei Menschen getötet worden.

Taybeh, das einst bis zu 15.000 Einwohner zählte, verliere immer mehr christliche Familien. Die meisten versuchten, sich im Ausland eine Zukunft aufzubauen, so Fawadleh. Dennoch seien er und viele seiner Gemeindemitglieder entschlossen, zu bleiben: „Wir glauben an uns selbst und daran, dass wir mit Gottes Hilfe Widerstand leisten können.“

Taybeh, das als der in der Bibel genannte Ort Ephraim gilt, ist die letzte rein christliche Ortschaft im Heiligen Land. Sie liegt in der Nähe von Ramallah, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Jerusalem.

In den vergangenen Wochen wurde der Ort mehrfach von Siedlern attackiert. Nach einem gemeinsamen Besuch in Taybeh am 14. Juli hatten christliche Kirchenvertreter im Heiligen Land die Angriffe scharf verurteilt. „Es handelt sich um systematische Angriffe auf Christen, wie wir sie in der gesamten Region beobachten“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die Oberhäupter der melkitischen griechisch-katholischen Kirche und der griechisch-orthodoxen Kirche sowie der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, forderten, die Übergriffe zu untersuchen und zu ahnden. Die heiligen Stätten der Christen müssten „selbst im Krieg“ geschützt werden, forderten die Kirchenführer und richteten einen Appell an die Christen in aller Welt: „Betet, schaut hin, handelt!“

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