Erzbischof Heße über Merkels Grenzöffnung 2015: „Es gab gar keine andere Chance“

Erzbischof Stefan Heße
screenshot / YouTube / Erzbistum Hamburg

Erzbischof Stefan Heße von Hamburg hat mit Blick auf die vor zehn Jahren erfolgte Grenzöffnung für Millionen von Migranten durch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betont: „Es gab gar keine andere Chance, daher war es richtig.“

„Viele 2015 geflüchtete Menschen sind gut integriert“, zeigte sich Heße, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Flüchtlingsfragen zuständig ist, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) überzeugt. „Sie haben Arbeit gefunden, etwa im Gesundheitsbereich oder beispielsweise als Busfahrer.“

„Als Assad im vergangenen Jahr gestürzt wurde, fürchteten viele Betreiber von Altenheimen, dass nun alle Syrer wieder in ihre Heimat zurückkehren würden“, rief der Hamburger Erzbischof in Erinnerung. „Viele Einrichtungen hätten damit ihre Pflegekräfte verloren und ihren Betrieb einstellen müssen. Hunderttausende aus Syrien sind eingebürgert worden und Teil unserer Gesellschaft und unserer Arbeitswelt.“

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Seit 2015 sind weit mehr als zehn Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert. Die höchsten Zahlen wurden 2015 (über 2,1 Millionen) und 2022 (über 2,6 Millionen) verbucht, die niedrigsten im Jahr 2020 (über 1,1 Millionen). Gleichzeitig verlassen Jahr für Jahr zahlreiche Menschen die Bundesrepublik Deutschland, wobei diese Zahl geringer ist als die der Zuwanderer. Somit gehen die Debatten um Migration bis heute weiter.

„Migration ist und bleibt eine Herausforderung“, gab Heße entsprechend zu. „Das möchte ich nicht kleinreden. Aber eine aufgeheizte Debatte und populistische Scheinlösungen helfen nicht weiter. Ich plädiere dafür, gemeinsam mit anderen Ländern pragmatische Lösungen zu finden. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, eine gerechte und faire Verteilung zu erreichen.“

Heße übte Kritik an einer leichten Verschärfung der Migrationspolitik in den letzten Monaten und sagte: „Insbesondere die Aussetzung des Familiennachzugs halte ich für problematisch, weil gerade dieser die Integration fördert. Wenn Menschen zusammenstehen in ihren familiären Beziehungen, ist das für sie bestärkend. Kritisch sehe ich auch die Aussetzung weiterer Aufnahmeprogramme durch die Bundesregierung, etwa für Afghanen. Denn diese Programme dienen dazu, sichere und legale Migrationswege zu ermöglichen.“