Redaktion - Montag, 18. August 2025, 12:55 Uhr.
Das Hochfest Mariä Himmelfahrt ist traditionell die größte liturgische Feier im Wallfahrtsort Maria Vesperbild. Im Laufe der Jahre konnten viele verschiedene Bischöfe und sogar Kardinäle aus Deutschland und der Weltkirche für die Zelebration der Messe gewonnen werden. In diesem Jahr war es indes der Ortsbischof, Bertram Meier von Augsburg, der die etwa halbstündige Anreise auf sich nahm.
In seiner Predigt am Freitagabend ging Meier auf den Kontrast ein zwischen dem Blick auf „die Herrlichkeit des Himmels“ und wie dies „mit unseren Alltagskämpfen“ zusammengehe. Der Bischof fragte vor diesem Hintergrund, was man sehen würde, „hätte Maria einen Instagram-Kanal gehabt oder wäre Maria von einem Filmteam begleitet worden“.
Die Antwort gab er selbst: „Maria beim Wickeln des Jesuskindes, Maria, wie sie die wenigen Habseligkeiten zusammenpackt, weil die junge Familie nach Ägypten fliehen muss; eine Frau, die sich darum kümmert, dass Hochzeitsgäste nicht auf dem Trockenen sitzen; eine Mutter, die unter dem Kreuz an der Seite ihres Sohnes ausharrt und sich seiner besten Freunde annimmt.“
„Ein Bildband aus ihrem Leben würde die Gottesmutter in weiten Strecken beim Verrichten ganz alltäglicher Arbeiten und Aufgaben zeigen; durchaus getragen vom Gebet“, führte er aus. „Die Stunden, in denen sich Marias Ja bewährt, sind die vielen Stunden des Alltags. Hinzu kommen Stunden extremer Leiderfahrungen, aber auch tiefer Freude.“
„Trost und Hoffnung finden wir im Blick auf Maria vor allem dann, wenn wir heute nicht nur auf die himmlische, sondern auch auf die irdische Maria schauen“, so das Fazit des Augsburger Bischofs. „Maria als Typus des vollendeten Menschen, aber auch Maria bei der Hausarbeit und Maria, die Schmerzensmutter: Das alles schwingt mit.“
Letztlich gelte nämlich: „Wo Maria ist, ist Jesus. Mit Marias Hilfe kommt der Allerheiligste zu uns herab. Er verlässt das Reich seines Vaters und steigt herunter in diese Welt, die gezeichnet ist von Schwäche, Sünde, Armut, Krankheit, innerer Kälte, Zerrissenheit, Krieg und Tod.“
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„Gott beugt sich zu uns herunter, das ist die eine Bewegung“, sagte Meier. „Aber es gibt auch die andere Richtung: Gott hebt uns zu sich empor. Maria (Himmelfahrt) als Bild des vollendeten Menschen rückt Gott und seine Heiligen nicht in weite Ferne. Im Gegenteil: Es rückt den Menschen näher in die Wirklichkeit Gottes. Es zeigt uns das Bild, das Gott vom Menschen hat. Und dieses Bild beschreibt etwas, was über unsere Lebenswirklichkeit hinausreicht.“
Zum Abschluss ermahnte Meier die Gläubigen mit deutlichen Worten: „Als Maria Gott ihr Ja gab, hat er schon längst sein Ja zur Menschheit gesprochen. Geben auch wir unser Ja zu diesem Menschenbild, das Gott gezeichnet hat. Wir dürfen das tun, auch wenn wir es selbst nicht immer einlösen können.“
„Geben wir unser Ja zur unantastbaren Würde des Menschen: zum ungeborenen, zum schwachen, zum kranken, zum behinderten, zum fehlerhaften und schuldbeladenen, zum sterbenden Menschen“, forderte er. „Das Ja zum Leben von der Zeugung bis zum natürlichen Tod duldet keine Kompromisse. Setzen wir dieses Ja als Vorzeichen, wo immer wir uns gesellschaftlich, politisch oder finanziell engagieren. Geben wir denen eine Stimme, deren Würde in unserer Gesellschaft relativiert wird.“
In diesem Bereich brauche es „die Stimme der Kirche. Da dürfen wir uns nicht raushalten. Da müssen wir uns einmischen – in Gottes Namen!“
Gleichzeitig stellte er klar: „Es gibt Menschen, die berufen sind, die großen Debatten zu führen, aber es braucht auch alle, die gut marianisch im unmittelbaren Umfeld ein hörendes Herz haben und tätige Nächstenliebe üben. Denn hohe ethische Ansprüche verfechten heißt gerade nicht, sich über andere erheben. Keiner von uns handelt allein aus sich heraus vollkommen gerecht und gut. Stärken wir einander, wenn eine schwere oder weitreichende Entscheidung ansteht und bitten wir gerade für die jungen Leute, dass sie der Spur folgen, die Gott in ihr ganz persönliches Leben hineingelegt hat.“
„Verurteilen wir die nicht, die neben der Spur laufen oder gar komplett auf die schiefe Bahn geraten sind“, so der Bischof. „Nehmen wir sie immer wieder hinein ins Beziehungsgeflecht der Kinder Gottes! Denn Gott liebt nicht erst den perfekten Menschen, er liebt jeden Einzelnen schon jetzt, von Anfang an. Und lassen wir jene nicht allein, die mit dem Tempo und der Technik dieser Zeit nicht mehr mithalten können. Das Heilige Jahr ruft uns auf, dass wir es Gott gleichtun und auf vielfältige Weise Beziehung schenken: Beziehung kann Menschen zurück ins Leben holen.“




