DBK-Papier zu sexueller Vielfalt: Weihbischof Renz warnt vor naiver Absegnung

Weihbischof Thomas Maria Renz
Screenshot von YouTube

Mit dem neuen Papier „Geschaffen, erlöst und geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule“ will die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) Diskriminierung vorbeugen – doch Stimmen aus den eigenen Reihen mahnen zur Zurückhaltung.

Weihbischof Thomas Maria Renz, der stellvertretende Vorsitzende der DBK-Schulkommission, warnte vor einem „naiven Absegnen“ jugendlicher Selbstdeutungen und plädierte für eine ganzheitliche Pädagogik.

Ende Oktober 2025 wurde die Broschüre offiziell von der Kommission für Erziehung und Schule der DBK veröffentlicht. Die Orientierungshilfe war zunächst offenbar „nicht wie geplant verabschiedet“ worden, wie die Zeitschrift Communio im Juli berichtete.

Lehrkräfte im Fach Religion sind im Text beispielsweise dazu aufgefordert, „im Unterricht und im Schulleben mit Akzeptanz und Respekt über queere Personen“ zu sprechen. Die überlieferte kirchliche Sexualmoral sei „differenziert“ darzustellen, was bedeutet, dass alles, „was in Kirche und Theologie umstritten ist“, auch im Unterricht als umstritten präsentiert werden muss, „damit die Schülerinnen und Schüler sich ein eigenes begründetes Urteil bilden können“.

Wie Renz gegenüber der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ klarstellte, hat die pädagogische Leitung der Stiftung „Katholische Freie Schule der Diözese Rottenburg-Stuttgart“, die rund 90 Einrichtungen in Württemberg umfasst, eine deutliche Zunahme von Anfeindungen gegenüber Jugendlichen festgestellt, die sich schwer damit tun, ihre sexuelle Identität anzunehmen.

Genau dies sei das „Grundanliegen des Dokuments“: Schüler sollen vor Diskriminierung geschützt und in ihrer individuellen Entwicklung akzeptiert werden.

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Renz makierte jedoch auch die Grenzen des Dokuments. Es könne keine „umfassende humanwissenschaftlich fundierte Präsentation komplexer, persönlichkeitsprägender Entwicklungen in den verschiedenen Phasen der Adoleszenz bezüglich ihrer sexuellen Identität“ leisten – das sei „erstens nicht Aufgabe der Kirche und zweitens in Fachkreisen derart volatil und kontrovers diskutiert“.

Er warnte deshalb vor „einem naiven Absegnen von allem, was junge Menschen in bestimmten Phasen ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Reifung für eine bestimmte Zeit lang so oder so empfinden mögen“.

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Eine vorübergehende Geschlechtsunzufriedenheit sei häufig Teil des Ringens mit Entwicklungsherausforderungen und lege sich bei vielen Jugendlichen im Laufe der Jahre wieder, so Renz.

Der Weihbischof plädierte für einen therapeutischen Ansatz, der Jugendlichen „einen sicheren ‚Raum‘ des Wohlwollens, der Angstfreiheit, des Vertrauens, der Geduld, des langen Atems, des Ernstnehmens junger Menschen in ihrem jeweiligen Entwicklungsstadium“ bietet.

Eine katholische Pädagogik solle daher nicht nur „geschützte Frei-Räume für das Finden und Annehmen der eigenen sexuellen Identität bieten“, sondern den Blick „vor allem auf wichtige Entwicklungsziele jenseits der eigenen Geschlechtsidentität“ richten.