Vatikanstadt - Samstag, 26. Dezember 2015, 13:59 Uhr.
Der Weg für den Christen nach Weihnachten: Für Papst Franziskus geht er weiter nach dem Vorbild des ersten Märtyrers der Kirche – vor allem in der Art, wie der heilige Stephanus seinen Mördern verzieh.
“Wenn wir im Glauben wachsen wollen, müssen wir erst einmal von Gott Vergebung erhalten. Wir müssen dem Vater begegnen, der dazu bereit ist, uns zu verzeihen, für alles und immer”, sagte Papst Franziskus der auf dem Petersplatz zum mittäglichen Angelusgebet versammelten Menschenmenge am heutigen Samstag.
Vergebung “heilt die Herzen und belebt die Liebe wieder”, fügte er hinzu. “Wir dürfen nie müde werden, Gott um Verzeihung zu bitten, denn nur wenn uns verziehen wird, wenn wir fühlen, dass uns verziehen wurde -- lernen auch wir zu vergeben”.
Papst Franziskus sprach am ersten Feiertag nach Weihnachten, dem Tag des ersten Märtyrers der Kirche, Stephanus. Der Festtag erinnert daran, dass von Anfang an Christen verfolgt wurden, auch wenn es heute mehr sind als je zuvor. Experten schätzen, dass rund 80 Prozent aller weltweit verfolgten Menschen Christen sind.
Hauptgrund für diese Verfolgung ist die globlale Radikalisierung von Muslimen, von Indonesien über die Philippinen, den Kaukasus und den Nahen Osten bis nach Nordafrika und Europa.
Beten wir für die Christen, die in der Verfolgung leben – oft unter dem beschämenden Schweigen so vieler Mitmenschen.
“Gestern betrachteten wir die gnadenreiche Liebe Gottes, der für uns Fleisch geworden ist. Heute sehen wir die konsequente Antwort des Jüngers Jesu, der sein Leben hergibt”, sagte Papst Franziskus. “Gestern wurde der Erlöser auf der Erde geboren. Heute ist ein treuer Zeuge in den Himmel geboren worden. Gestern wie heute erscheint die Dunkelheit der Leugnung des Lebens. Aber stärker noch scheint das Licht der Liebe, die den Hass besiegt und eine neue Welt weiht.”
Der Papst verwies darauf, dass er heilige Stephanus verzieh, bevor er gesteinigt wurde. Stephanus, einer der ersten Christen überhaupt, bat Gott, seine Mörder nicht für ihre Sünde zu bestrafen. Stephanus habe wie Jesus gehandelt: Er habe geliebt, er habe geschenkt, und vor allem habe er verziehen. Verzeihung sei “die höchste Form” des Schenkens, sagte der Papst.
Der Tod des Heiligen beweise die Macht der Vergebung: der anti-christliche Kläger Saulus war bei der Ermordung Stephans anwesend. Aus diesem Saulus wurde Paulus, der große Apostel der Heiden.
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“Wir können sagen, dass Paulus durch die Gnade Gottes geboren wurde, und durch die Verzeihung des Stephanus”, sagte Franziskus. “Auch wir sind aus Gottes Vergebung geboren. Nicht nur in der Taufe, sondern jedes Mal, wenn uns vergeben wird, wird unser Herz neu geboren, wird es erneuert.”
Papst Franziskus weiter: “Nur wenn wir geliebt werden, können wir uns selber lieben”.
Zu beten wie der hl. Stephanus sei daher ein Weg, Jesus nachzuahmen: Die großen und kleinen Ungerechtigkeiten zu verzeihen, die ein jeder jeden Tag erleide.
“Es fängt im Herzen an: Im Gebet können wir uns dem Groll stellen, indem wir jene, die Böses getan haben, Gottes Gnade anvertrauen”, sagte Franziskus.
Gebet und Liebe “befreit uns von den Ketten inneren Grolls”, fuhr er fort.
Nach dem Angelus-Gebet, dass Katholiken traditionell um 12 Uhr mittags beten, sagte der Papst, dass er hoffe, dass die Betrachtung des Christkindes zusammen mit Maria und Joseph eine “Haltung der Barmherzigkeit und Liebe für einander” in allen Lebenslagen anrege.
Franziskus dankte für die vielen Grüße und Glückwünsche, die er erhalten habe, und das “Geschenk des Gebets”.