Vatikanstadt - Donnerstag, 11. Oktober 2018, 17:36 Uhr.
Frauen in der Führungsebene der Kirche hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am heutigen Donnerstag zum Thema seines Redebeitrags bei der Synode über Jugend, Glaube und die Berufungsentscheidung gemacht.
Dabei sprach Kardinal Reinhard Marx auch über "geschlechtersensible Pastoral" sowie "die Genderdebatte" und die Missbrauchstudie der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Erzbischof von München und Freising zitierte eingangs das Instrumentum Laboris:
"Die Wut junger Menschen angesichts von Korruption und zunehmender struktureller Ungleichheit, von Nichtachtung der Menschenwürde, Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung von Frauen und Minderheiten, organisierter Gewalt und Ungerechtigkeit scheint in den Antworten der [Bischofskonferenzen] nicht genügend berücksichtigt."
Dazu sagte Marx, die deutschen Bischöfe hätten sich 2013 in einer Erklärung dazu verpflichtet, den Anteil von Frauen an den Führungspositionen in der Kirche, die allen Laien zugänglich sind, deutlich zu erhöhen, die Teilhabe von Frauen (und Laien insgesamt) an den Leitungsaufgaben der Kirche theologisch und pastoral weiter zu klären, und "eine geschlechtersensible Pastoral in Theologie und Praxis zu fördern".
Zur Umsetzung dieser Erklärung seien "verschiedene Projekte angestoßen" worden, so der Würdenträger weiter.
Die deutschen Bischöfe hätten sich im Jahr 2015 theologisch mit Fragen der Leitung auch von Frauen in der Kirche befasst, so Marx, und "ein Mentoring-Programm für Frauen in der Kirche des Hildegardis-Vereins gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz hat die Vielfalt an Leitungsaufgaben in der Kirche deutlich gemacht und fast 100 Frauen auf eine Führungsaufgabe in der Kirche vorbereitet".
Kardinal Marx in seinem Beitrag am 11. Oktober zur Jugendsynode der Weltkirche in Rom weiter:
"Bei einem Studientag haben sich die deutschen Bischöfe mit der Genderdebatte befasst und damit weiterreichende Fragen zur Anthropologie und Sexualmoral, zur Sakramenten- und Ämtertheologie und zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche jenseits traditioneller Geschlechterrollen und egalitärer Rollenmuster diskutiert."
Dann äußerte sich Marx zur Missbrauchstudie. Diese benenne vor allem "klerikale Strukturen und eine klerikale Amtsführung in der katholischen Kirche", die zu solch massivem sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung in der Kirche beigetragen haben. Marx weiter:
"Frauen in kirchlichen Führungspositionen tragen entscheidend dazu bei, geschlossene klerikale Zirkel aufzubrechen."
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Der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz betonte, dass aus seiner Sicht die Forderung des Instrumentum Laboris, dass die Kirche die Würde der Frau unterstütze, nur dann erfüllt werde, wenn nicht nur "die entsprechenden lehramtlichen Texte" wiederholt würden.
"Wir müssen uns den oft unbequemen und ungeduldigen Fragen der jungen Menschen nach der Gleichberechtigung von Frauen auch in der Kirche stellen. Wir können uns nicht mehr einfach aus den Diskursen der Gegenwart heraushalten und müssen neu eine Streitkultur lernen, um uns argumentativ und orientierend in die gesellschaftlichen Debatten zu zentralen Grundfragen des Menschseins, wie der Sexualität, der Rollen von Frauen und Männern und der menschlichen Beziehungsgestaltung, einzubringen."
Um der eigenen Glaubwürdigkeit willen, so Marx weiter, müsse die Kirche Frauen auf allen Ebenen, "von der Pfarrei bis auf die Ebenen von Bistum, Bischofskonferenz und auch im Vatikan selbst, noch weitaus mehr an Führungsaufgaben beteiligen".
"Wir müssen das wirklich wollen und auch umsetzen! Der Eindruck, dass die Kirche, wenn es um die Macht geht, letztlich eine Männerkirche ist, muss in der Weltkirche und auch hier im Vatikan überwunden werden. Sonst werden die jungen Frauen bei uns keine wirkliche Gestaltungmöglichkeit finden. Es ist höchste Zeit!"
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