Köln - Mittwoch, 29. Juli 2020, 11:40 Uhr.
Zum morgigen Tag gegen Menschenhandel hat Bischof Ansgar Puff, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Menschenhandel der Migrationskommission der deutschen Bischofskonferenz, neue Regeln und Maßnahmen von Politik und Staat gefordert. Sie sollen verhindern dass sich ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und Menschenhandel überhaupt erst entwickeln können.
Der Kölner Weihbischof äußerte sich mit Blick auf den "Internationalen Tag gegen Menschenhandel" der UN am 30. Juli.
"Von dieser Entmenschlichung der Arbeit zu Menschenhandel ist es nur ein kleiner Schritt", so Puff. "In der Pandemie wird insbesondere die Situation in der Lebensmittelindustrie wahrgenommen. Und das nicht zu Unrecht! Aber in Deutschland und der Europäischen Union findet Ausbeutung in erheblichem Maß auch in der Pflege, auf dem Bau und in der Prostitution statt."
Puff weist in seiner Stellungnahme auf das seiner Ansicht nach "wenig beachtete Feld der Kriminalität" hin, auf dem meist Frauen und Kinder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen unter Ausnutzung ihrer Hilflosigkeit, durch Nötigung und Missbrauch von der Macht gefügig gemacht und ausgebeutet werden. Beobachter schätzen die Zahl der Opfer des Menschenhandels auf weltweit rund 40 Millionen.
Die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen haben ihren Ursprung auch in den Herkunftsländern der Betroffenen, erklärt Puff. Der Weihbischof wörtlich:
"Kirchliche Partner in Rumänien und Bulgarien berichten, dass viele Menschen bereit sind, einen schlechten Lohn und prekäre Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, um ihre Familien im Heimatland unterstützen zu können. Hierfür zahlen sie einen viel zu hohen Preis".
Zum Engagement der Katholischen Kirche gegen Menschenhandel gehöre aber nicht nur die Sorge um die Opfer, sondern auch der Einsatz für faire Lebensbedingungen weltweit, die dem Menschenhandel seine Grundlagen entziehen, so Ansgar Puff. Deshalb sei vor allem die Politik gefordert, Regeln zu formulieren und durchzusetzen, damit Maßnahmen nicht nur ein Strohfeuer bleiben. "Damit sich derart ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gar nicht erst entwickeln können, sind konsequente Kontrollen sowohl der Arbeitsvermittlungsagenturen als auch der Betriebe zwingend erforderlich", betont Weihbischof Puff. Ziel der Kontrollen müsse es sein, den Arbeitnehmerschutz zu stärken, Arbeitsausbeutung und Menschenhandel aufzudecken und zu verhindern.
"Es muss sichergestellt werden, dass die zuständigen Behörden mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet sind und auf qualifiziertes Personal, nicht zuletzt Dolmetscher, zugreifen können."
Der Einsatz der Kirche gegen Menschenhandel
Papst Franziskus veranlasste 2014 die Gründung der "Santa Marta Group", in der Bischöfe, Ordensschwestern und leitende Polizeibeamte in der Bekämpfung des Menschenhandels und zur Unterstützung der Opfer zusammenarbeiten. Im gleichen Jahr unterzeichnete er mit hochrangigen Vertretern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die "moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen". In einem Vorwort für ein Buch bezeichnete der Pontifix jede Form der Prostitution und Sklaverei als "ein ekelhaftes Laster".
Die deutsche Bischofskonferenz hat am 11. Juli 2019 die deutsche Fassung des vatikanischen Dokuments "Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel" veröffentlicht. Das Dokument richtet sich an Diözesen, Pfarrgemeinden, muttersprachliche Gemeinden und Ordensgemeinschaften, katholische Schulen und Universitäten und kirchliche Wohlfahrtsverbände. Es gibt konkrete Empfehlungen zur Bekämpfung der "modernen Sklaverei" und zur Unterstützung der Opfer. Die Orientierungshilfe beschreibt außerdem, warum Menschenhandel stattfindet, weshalb er so oft verborgen bleibt und wie die Mechanismen der Ausbeutung auch inmitten moderner Gesellschaften funktionieren.
Das könnte Sie auch interessieren:
Deutsche Übersetzung des vatikanischen Dokuments veröffentlicht: “Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel” https://t.co/jVULvUJkvz
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) July 11, 2019
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Papst Franziskus: #Prostitution ist Sklaverei und ein "ekelhaftes Laster" https://t.co/spAvkdL1ro
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) July 30, 2019
'Prostitution ist keine Arbeit, sondern Verstoß gegen die Menschenwürde'. Die 'Mainzer Erklärung' fordert ein Verbot in Deutschland - Auch die Schwestern vom Guten Hirten unterstützen den Appell https://t.co/KkF3xtv8gS #Menschenrechte #Frauen #Sklaverei #Menschenhandel
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) April 15, 2019
Internationales Verbot von Leihmutterschaft ist "ein Gebot der Stunde": Behörden schätzen, dass mehr als 1.000 Säuglinge aufgrund der Pandemie von ihren ausländischen Bestell-Eltern nicht abgeholt werden können. https://t.co/hTg3ygpObZ via @IMABEinstitut #biomedizinischeEthik
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) June 4, 2020
USA: Bischöfe fordern Justizministerium auf, gegen Porno-Industrie vorzugehen: Opfer sollen geschützt und gegen die Verantwortlichen rigoros vorgegangen werden. ▶️ JETZT LESEN: https://t.co/WIAmA6eHn3
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) May 7, 2020