7. September 2020
Wir sehen heute, vor allem im alten Europa, wie ein Kloster nach dem anderen geschlossen wird. Fast immer liegt den vielen Klosterschließungen zugrunde, dass es am Nachwuchs fehlt. Viel zu wenige, oder keine Postulanten und Postulantinnen treten ein, um ein klösterliches Leben in Gemeinschaft zu führen. Dass es aber auch anders sein kann, dass sogar Klöster gegründet und neu gebaut werden, soll am Beispiel von zwei Trappistinnen-Klöstern gezeigt werden.
Ist kein Ende absehbar?
Am 3. Juli 2020 verfügte die "Kongregation für Institute des geweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens", dass die Abtei "Notre-Dame du Sacré-Coeur" in Chambarand, Frankreich als aufgehoben gilt. Damit gesellt sich dieses Kloster in eine lange Reihe von europäischen Klöstern aus dem Trappistenorden, die in den vergangenen Jahren geschlossen wurden. Ein Ende dieses traurigen Vorganges ist nicht absehbar.
Trappisten in Chambarand
Das Kloster von Chambarand wurde im Oktober 1868 in der Nähe von Roybon, Dep. Isère (Rhône-Alpes) in der Diözese Grenoble gegründet. Der zuständige Bischof kaufte das notwendige Land und stellte es dem Abt von Sept-Fons zur Verfügung, der daraufhin eine Gruppe seiner Mönche zur Klostergründung aussandte. Nach enormen Schwierigkeiten in der Anfangszeit waren im Jahr 1870 die wichtigsten Gebäude auf einem Hochplateau, auf über 600 Höhenmetern, errichtet; 1877 folgten die Kirche und der Kreuzgang. Im Jahr darauf wurde das Kloster zur Abtei erhoben.
Chambarand war ein Kloster für vierzig Mönche, mit Gästehaus und einer Landwirtschaft. Das frühe Privileg, eine Abtei zu sein, versprach einen wunderbaren Aufschwung. Doch nach wenigen Jahren war die wirtschaftliche Situation katastrophal. Daraufhin schickte Dom Sébastien Wyart, der Abt von Sept-Fons, den Cellerar von Aiguebelle, Jean-Baptiste Chautard, als Prior nach Chambarand, um die Abtei zu konsolidieren. Dass dies gelang, bezeugt seine Wahl zum Abt in Jahr 1895.
Gemäß den Antikirchlichen Gesetzen in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurden auch die Trappisten aus Chambarand vertrieben. Das Kloster wurde geschlossen, die Möche verteilten sich auf andere Klöster; einige beteiligten sich an einer (erfolglosen) Gründung eines Klosters in Brasilien.
Ein vorerst verlassener Ort
Im Jahre 1930 hatte die Abtei von Maubec, in der Nähe von Montélimar, so viele Berufungen, dass das Kloster mit über 100 Nonnen überfüllt war. Am 9. April 1931 kamen die ersten Trappistinnen an. In kürzester Zeit hatte neue Gemeinschaft fünfzig Mitglieder. Das Kloster Chambarand wurde nach drei Jahrzehnten Leerstand wieder von einer blühenden Gemeinschaft bewohnt.
Während zur Zeit der Mönche in Chambarand Bier gebraut wurde, erzeugten die Nonnen aus der Milch ihrer Kühe einen vorzüglichen Camenbert. Doch weder mit Bier noch mit Käse allein kann ein Kloster auf Dauer existieren. Es benötigt vor allem eigene Ordensmitglieder.
Anfang der 1980er Jahre lebten noch etwa 50 Nonnen in Chambarand. Die letzte Postulantin ist 1998 eingetreten. Ende 2013 gab es noch 34 Trappistinnen, die im Alter von 49-98 Jahren waren. Obwohl im selben Jahr eine Journalistin im Rahmen einer Fernsehdokumentation über das Klosterleben, drei Wochen mit den Ordensschwestern das Leben teilen konnte, gab es danach keine Neueintritte.
2019 kündigten die Trappistinnen von Chambarand nach internen Entscheidungsprozessen an, diesen Ort zu verlassen. Die zu diesem Zeitpunkt noch verblieben Nonnen führen ihr Klosterleben in anderen Klöstern fort; einige von ihnen befinden sich in Seniorenheimen.
Neben dieser Abtei schließen in diesem Jahr weitere Klöster des Ordens ihre Pforten für immer.
Neues Trappistinnen-Kloster entsteht in Portugal
Das derzeit "fruchtbarste" Kloster des Trappistenordens dürfte die italienische Abtei Vitorchiano sein. Seit Gründung dieses Klosters, das aus der Abtei Grottaferrata (gegr. 1898) hervorgegangen und 1957 nach Vitorchiano bei Viterbo verlegt wurde, sind in den letzten 50 Jahren sieben(!) Gründungen hervorgegangen, während die achte Gründung beinahe abgeschlossen ist.
Es handelt sich um die folgenden Tochter-Klöster:
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- Abtei Valserena, Italien (1968), mit Neugründungen in Huambo, Angola (1980) und Homs, Syrien (2005)
- Abtei Hinojo, Argentinien (1973), mit Neugründung in Juigalpa, Nicaragua (2001).
- Abtei Quilvo, Chile (1981)
- Abtei Humocaro, Venezuela (1985)
- Abtei Gedono, Indonesien (1987), mit Neugründung in Macao, Volksrepublik China (2011).
- Abtei Matutum, Philippinen (1995)
- Abtei Naší Paní nad Vltavou, Tschechien (2007)
- Kloster Santa Maria Mãe da Igreja, Palaçoulo, Portugal (2018)
Diesen unglaublichen Aufschwung von Berufungen führen die Trappisten selbst auf eine Heilige zurück, die einst unter ihnen gelebt hat. Schwester Maria Gabriella Sagheddu (geboren 1914), die am 25. Januar 1983 von Johannes Paul II. Selig gesprochen wurde, ist in Grottaferrata im Alter von 21 Jahren eingetreten und nach wenigen Jahren, am 23. April 1939, im Alter von 25 Jahren an Tuberkulose gestorben.
Das besondere an ihr war die Erfüllung ihres Auftrages, ihr Leben für die Einheit der Christen hinzugeben.
Als beim Umzug des Klosters von Grottaferrata nach Vitorchiano auch die Gräber geöffnet wurden, damit die sterblichen Überreste der verstorbenen Nonnen entnommen werden konnten, damit sie auf dem neuen Friedhof noch einmal beigesetzt werden konnten, fand man ihren Leichnam völlig unversehrt. Heute befindet er sich in einer eigenen Kapelle im Koster Vitorchiano.
Nach dem Tod von Sr. Gabriella gab es zahlreiche Berufungen. Bald überstieg die Zahl der Mitglieder ihres Klosters die Möglichkeit, noch weitere Neuankömmlinge unterzubringen. So wurden fortan, wenn die Klosterzellen in Vitorchiano besetzt waren, eine Neugründung ins Auge gefasst. Welt weit gibt es einige Bischöfe, die die Trappistinnen eingeladen haben, um ein Kloster in ihrem Bistum zu gründen.
Die jüngste und achte Gründung von Vitorchiano aus, wird zur Zeit in Portugal vorbereitet. Im äußersten Nordwesten des Landes, unweit der Grenze zu Spanien, zwischen Porto in Portugal und Vallodolid in Spanien, befindet sich die Diözese Bragança-Miranda. In dem ärmlichen Dorf Palaçoulo, das für den Standort des Klosters gewählt wurde, leben etwa 550 Einwohner; das sind halb so viele wie noch in den 60er Jahren.
In diese Einöde hat der Bischof die Trappistinnen gerufen. So wird nach über 470 Jahren wieder ein Kloster errichtet, das sich auf die Regel des heiligen Benedikt beruft. Seit dem Jahr 2017 laufen die Anstrengungen, dieses Kloster zu errichten. Es erhält den Namen "Mosteiro Trapista de Santa Maria, Mãe da Igreja – Trappisten-Kloster Heilige Maria, Mutter der Kirche".
Das Kloster befindet sich auf einer freien Ebene und umfasst ca. 30 Hektar. Das Land stiftete die Bevölkerung von Palaçoulo. Es entstehen das Kloster ein Gästehaus sowie Wirtschaftsgebäude für eine Viehzucht.
Das Bistum und der Orden haben für dieses Projekt über sechs Millionen Euro in die Hände genommen. Ob so eine Summe rechtfertigt ist, wo doch unzählige Klöster leer stehen?
Es ist vorgesehen, dass die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen sind, wenn die ersten Nonnen, wie vorgesehen, im Oktober in das neue Kloster einziehen. Es wird in seinem Endstadium vierzig Ordensfrauen Heimat sein.
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