Budapest - Donnerstag, 17. Dezember 2020, 6:37 Uhr.
Eine Familie besteht aus einem Vater und einer Mutter, die auch dem biologischen Geschlecht nach Mann und Frau sind: Mit dieser Definition haben Ungarns Gesetzgeber am Dienstag – trotz scharfer Kritik von LGBT-Aktivisten – die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare de facto verboten.
Das ungarische Parlament verabschiedete am Dienstag das Gesetz, das eine Definition von Elternschaft festschreibt, die Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare effektiv verbietet und Adoptionen durch Alleinstehende erschwert.
Nach Darstellung der Regierung ist die Änderung ist die jüngste von mehreren Maßnahmen, die christliche Identität Ungarns zu bewahren und die Geburtenraten zu erhöhen. "Wenn wir unser Christentum aufgeben, dann werden wir unsere eigene Identität verlieren, als Ungarn, als Europäer", sagte Katalin Novák, Ungarns Staatsministerin für Familienangelegenheiten, im vergangenen Dezember gegenüber CNA.
Politiker und LGBT-Aktivisten verurteilten die Entscheidung. "Vom Angriff auf Regenbogenfamilien bis zur Negierung von transidenten Menschen – die Palette an Diskriminierung wird hier ausgeschöpft", sagte etwa die österreichische Grünen-Politikerin Ewa Ernst-Dziedzic, Sprecherin ihrer Partei für "LGBTIQ und Außenpolitik".
Ungefähr die Hälfte der ungarischen Bevölkerung bezeichnet sich als römisch-katholisch, während sich etwa ein Fünftel als protestantisch oder einer anderen christlichen Konfession zugehörig bezeichnet. Ein weiteres Fünftel der Bevölkerung gibt an, keine religiöse Zugehörigkeit zu haben, während der Rest der Bevölkerung jüdischen, muslimischen und anderen religiösen Minderheiten angehört.
Novák erklärte gegenüber CNA im Jahr 2019, dass sich die ungarische Regierung Sorgen um die Zukunft des Landes mache, da die Geburtenrate mit 1,48 weit unter dem Reproduktionsniveau von 2,1 Kindern pro Frau liege. "Wir haben eine demografische Herausforderung vor uns", sagte Novák.
Während einige Länder – darunter Deutschland – auf Einwanderung setzten, versuche Ungarn, den Trend mit einem zweigleisigen Ansatz umzukehren: Finanzielle Anreize für Familien zu schaffen, mehr Kinder zu bekommen – sowie die Förderung einer familienfreundlichen, Kinder wertschätzenden Kultur und Gesellschaft, die sich für das Leben einsetzt und große Familien feiert, so die Politikerin.
Konkret bedeutet dies, dass Paare finanzielle Anreize geschaffen wird, einander auch zu heiraten und Kinder zu bekommen. Wer also eine Familie gründet, erhält subventionierte Kredite. Diese bringen weitere Vorteile für alle, die Kinder bekommen: Ein Drittel des Kredits kann erlassen werden, wenn das Ehepaar zwei Kinder hat, und der gesamte Kredit kann erlassen werden, wenn sie drei Kinder haben.
Frauen mit vier oder mehr Kindern werden in Ungarn sogar lebenslang von der Einkommenssteuer befreit.
Familien mit mindestens drei Kindern haben auch Anspruch auf einen Zuschuss für den Kauf eines ausreichend großen Autos, das also sieben oder mehr Personen Platz bietet.
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Ungarn behauptet, dass die Politik funktioniert: Das zentrale Amt für Statistik hat kürzlich einen Anstieg der Eheschließungen um 20 % im Jahr 2019 gemeldet. Aber eine höhere Kinderzahl ist bislang noch nicht messbar.
Anfang dieses Jahres verabschiedete Ungarns Regierung außerdem ein Gesetz, mit dem das biologische Geschlecht einer Person mit der Geburt auch eingetragen wird. Somit ist ein "Wechsel" des Geschlechts, vom biologischen zu einem anderen, etwa für "Trans"-Personen, massiv erschwert worden.
Ungarn sieht einen Teil seiner christlichen Identität auch darin, christlichen Opfern von Verfolgung in anderen Ländern zu helfen. Im Irak half die Regierung durch ihr Hilfsprogramm "Ungarn hilft" bei der Wiederansiedlung von christlichen Völkermordopfern und stellte dafür mehr als 3 Millionen Dollar zur Verfügung.
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