Kabul - Dienstag, 17. August 2021, 16:12 Uhr.
Eine Gruppe katholischer Nonnen in Kabul ist in Sicherheit, nachdem die afghanische Hauptstadt am 15. August von den Taliban eingenommen wurde. Das erklärte der Präsident eines Kinderhilfswerks am heutigen Dienstag.
"Wir stehen in ständigem Kontakt mit den dortigen Schwestern und beten für sie. Ich kann Ihnen sagen, dass es ihnen gut geht und dass alle Kanäle aktiviert wurden, damit sie in Sicherheit sind", sagte Pater Matteo Sanavio gegenüber CNA per E-Mail aus Rom.
Der Präsident der Vereinigung "Für die Kinder von Kabul" rief zum Gebet auf, "damit alle Christen in Kabul Erlösung finden und gemeinsam mit ihnen das arme und gequälte afghanische Volk bald eine Zukunft in Frieden haben kann".
Ein Foto auf der Facebook-Seite von "For the Children of Kabul" zeigt Kinder und Lehrer vor dem kostenlosen Tageszentrum, das von katholischen Schwestern in Kabul, Afghanistan, betrieben wird (Bild: CNA).
Sanavio sagte, er könne aus Sicherheitsgründen derzeit keine weiteren Informationen über die Situation der Schwestern geben.
"Für die Kinder von Kabul" ist eine italienische Vereinigung von Priestern und Ordensschwestern aus verschiedenen Kongregationen. Der Verein betreibt in Kabul ein kostenloses Tageszentrum für Kinder mit geistigen Behinderungen und beschäftigt afghanische Frauen als Mitarbeiter und Lehrer.
Die Schwestern führen auch ein Stipendienprogramm durch, um jungen afghanischen Frauen ein Studium zu ermöglichen und Familien in der Nähe mit dem Nötigsten zu versorgen.
Nach dem Abzug der westlicher Streitkräfte aus Afghanistan haben Taliban die Herrschaft über das Land wiedererlangt und den Krieg für beendet erklärt.
Zwei Jesuitenpriester aus Indien und vier Schwestern der Missionarinnen der Nächstenliebe halten sich ebenfalls in Kabul auf.
Nach Angaben von UCA News haben die Jesuiten ihre Mission in Afghanistan auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, und die beiden indischen Priester warten darauf, in ihr Heimatland evakuiert zu werden.
UCA News berichtete am 17. August, dass Pater Stany D'Souza, Präsident der Jesuitenkonferenz von Südasien, sagte, die Jesuitenpriester seien in Sicherheit und die Konferenz stehe "in Kontakt mit ihnen".
Die christliche Gemeinschaft ist in dem islamischen Land Afghanistan verschwindend klein.
Es gibt eine einzige katholische Kirche in der italienischen Botschaft in Kabul, die von der katholischen Mission sui juris in Afghanistan betrieben wird. Im Jahr 2018 gab es schätzungsweise 200 Katholiken im Land, viele von ihnen waren Ausländer, die in den Botschaften arbeiten.
Papst Johannes Paul II. errichtete das katholische Missionsgebiet im Mai 2002. Sein Oberer ist der italienische Pater Giovanni M. Scalese, ein Priester des Ordens der Barnabiten. Er ist seit Januar 2015 Leiter der katholischen Kirche in Afghanistan.
Scalese, der am 17. August telefonisch erreicht wurde, lehnte es aus Sicherheitsgründen ab, die aktuelle Situation zu kommentieren.
Caritas Italiana, ein katholisches Hilfswerk, das in Afghanistan tätig ist, erklärte am Wochenende in einer Erklärung, dass die instabile Situation zu wachsenden Befürchtungen führe, "was die Möglichkeit betrifft, eine Präsenz auch in Zukunft aufrechtzuerhalten, sowie die Sicherheit der wenigen Afghanen christlichen Glaubens."
Ende Juli sprachen zwei katholische Schwestern von For the Children of Kabul in Afghanistan mit der italienischen Zeitschrift Mondo e Missione. Die Schwestern sagten, sie seien "sehr besorgt über die nahe Zukunft".
"Unsere Familien machen sich Sorgen um uns: Jedes Mal, wenn sie die Bilder eines Anschlags im Fernsehen sehen, fürchten sie um unsere Sicherheit", fügten sie hinzu. "Aber wir schlafen ruhig, wir haben hier viele Freunde und im Übrigen vertrauen wir uns Gott an."
Die beiden Schwestern, die Anfang August eine dritte Schwester in Afghanistan erwarteten, betrieben bislang eine Schule für 50 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren mit leichten geistigen Behinderungen wie etwa Down-Syndrom.
Die 2004 gegründete Organisation "Für die Kinder von Kabul" hat ihren Namen von dem Aufruf des heiligen Papstes Johannes Paul II. zur Rettung der Kinder Afghanistans während seines Weihnachtssegens im Jahr 2001.
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Sanavio, der Präsident des Vereins, erklärte gegenüber CNA am 17. August, dass die Tagesstätte im vergangenen Jahr wegen der COVID-19-Pandemie mehrfach geschlossen werden musste und erst vor einigen Wochen "unter Schwierigkeiten" wieder geöffnet wurde.
"Aber jetzt musste sie aus Sicherheitsgründen wieder geschlossen werden", sagte er. "Die Kinder haben alle ihre Familien und sind in Sicherheit."
Das Zentrum befindet sich im Stadtviertel Taimani im Nordwesten Kabuls. Bhatti erklärte gegenüber Mondo e Missione am 30. Juli, dass sie sich trotz der Risiken dafür entschieden hätten, die Schule dort und nicht in der sichereren "grünen Zone", die sich in der Nähe von Botschaften und Regierungsgebäuden befindet, einzurichten, weil sie "unter normalen Menschen" leben wollten.
"Hier im Haus haben wir eine kleine Kapelle, in der wir täglich beten, während wir zur Messe in die italienische Botschaft gehen müssen, normalerweise einmal pro Woche", sagte sie laut der Zeitschrift. "Draußen können wir uns jedoch nicht zum Glauben bekennen, auch wenn alle wissen, dass wir Christen sind, sie respektieren uns und schätzen die Art und Weise, in der wir jeden Bedürftigen aufnehmen."
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Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.