Nach Skandalen um Missbrauch und Misshandlungen: Papst Franziskus will Kanada besuchen

Die Reise soll Geste der Versöhnung mit den indigenen Völkern leisten

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 9. Dezember 2015
CNA/Daniel Ibanez

Nun also doch: Papst Franziskus soll angesichts der Empörung über jahrzehntelange Verbrechen in katholischen Heimschulen und die Entdeckung verscharrter Kinderleichen eine Reise nach Kanada antreten.

Die kanadische Bischofskonferenz habe Papst Franziskus zu einer apostolischen Reise nach Kanada eingeladen und "der Heilige Vater hat Bereitschaft signalisiert, das Land zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt zu besuchen", wie das Presseamt des Heiligen Stuhls gestern bekanntgab.

Anlass sind die Enthüllungen über den massiven Missbrauch und Misshandlungen vor allem von Kindern der First Nations in katholischen Einrichtungen, wie CNA Deutsch ausführlich berichtet hat. Die Skandale lösten eine Welle anti-katholischer Reaktionen aus, bis hin zur Schändung katholischer Kirchen und einem Aufruf an alle Katholiken, nicht mehr in die Kirche zu gehen.

In der jüngeren Vergangenheit hatte Papst Franziskus mehrmals seine Trauer über die Verbrechen zum Ausdruck gebracht, die in Kanada zu Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert an katholischen Institutionen tausendfach gegen wehrlose Kinder verübt wurden. Auch die kanadischen Bischöfe hatten erklärt, sie seien zutiefst betrübt über die Misshandlungen und sexuelle Gewalt, die indigenen Kindern in verschiedenen katholischen Einrichtungen erlitten haben.

Die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission, die von 2008 bis 2015 tätig war, hat den massiven Missbrauch in zigtausend Fällen untersucht und dokumentiert. Unter den 94 Empfehlungen der Kommission war die Aufforderung an den Papst, "sich bei den Überlebenden, ihren Familien und Gemeinden für die Rolle der römisch-katholischen Kirche beim spirituellen, kulturellen, emotionalen, physischen und sexuellen Missbrauch von First Nations, Inuit und Métis-Kindern in katholisch geführten Internatsschulen zu entschuldigen."

Premierminister Justin Trudeau sprach die Frage einer Entschuldigung während eines Treffens mit Papst Franziskus im Vatikan im Jahr 2017 an. Bislang hatte Franziskus einen solchen Besuch jedoch abgelehnt.

Hintergrund: Kanadas Erste Nationen

Als First Nations – Erste Nationen – bezeichnen sich die ersten Volksgruppen in Kanada, mit Ausnahme der Inuit im Norden sowie den Métis, den auch als Mestizen bekannten Nachfahren meist europäischer Männer und indianischer Frauen.

Apropos "indianisch": Der gebräuchlichere Begriff "Indianer" wird im deutschen Sprachraum oft kritisch bewertet, von vielen Indigenen in Nordamerika im Englischen jedoch bevorzugt.

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