Vatikanstadt - Samstag, 18. Dezember 2021, 16:35 Uhr.
Papst Franziskus hat seine Maßnahmen gegen die traditionelle lateinischen Messe am heutigen Samstag klarstellen und noch einmal verschärfen lassen.
Auf das Papstschreiben Traditionis Custodes habe der Vatikan eine ganze Reihe von Dubia erhalten, schreibt der Liturgie-Präfekt des Vatikans in seinen Responsa ad Dubia, die am 18. Dezember veröffentlicht wurden.
So ist etwa die Feier der Firmung und Priesterweihe nach dem alten Messbuch verboten, teilt der Vatikan in seiner auch in deutscher Sprache veröffentlichten Mitteilung, die sowohl mehrere eingegangene Dubia beantwortet, als auch dazu Erläuterungen anbietet.
Der 71 Jahre alte Roche ist ehemaliger Bischof von Leeds in Nordengland. Er wurde im Mai zum Präfekten für Liturgie ernannt und trat damit die Nachfolge von Kardinal Robert Sarah an. Das Original ist in italienischer Sprache geschrieben worden.
Auf die Frage: "Ist es nach den Bestimmungen des Motu Proprio Traditionis Custodes möglich, die Sakramente mit dem Rituale Romanum und dem Pontificale Romanum vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils zu feiern?", antwortet die Kongregation mit einem "Nein".
Auch die Annahme, ein Bischof könne seinen Priestern einfach erlauben, die traditionelle Messe zu feiern, ist falsch, informiert der Vatikan die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Weltkirche: In Zukunft muss der Bischof für jeden einzelnen Priester, der nach "Traditiones Custodes" geweiht wird, davon aus Rom eine Genehmigung beantragen, wenn dieser die Messe in ihrer überlieferten Form feiern will.
Solche "Erlaubnisse" sollen zudem zeitlich begrenzt sein, empfiehlt der Vatikan.
Die seit Jahrhunderten gefeierte traditionelle lateinische Messe (TLM) ist auch als "tridentinische" und "gregorianische" bekannt, als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als "Messe aller Zeiten" und "Alte Messe" (Vetus Ordo), im Gegensatz zur in den 1970er Jahren eingeführten "Neuen Messe" (Novus Ordo).
Ab sofort kann jedoch sogar ein Priester, der berechtigt ist, mit dem Missale Romanum von 1962 zu zelebrieren, am selben Tag nicht mit demselben Messbuch für eine andere Gruppe von Gläubigen zelebrieren, die eine Genehmigung erhalten hat, teilte der Vatikan heute mit.
Mit der Entscheidung, dass nur noch der Novus Ordo die "einzige Ausdrucksweise" des Römischen Messritus sein soll, widerspricht Papst Franziskus dem 2007 in Kraft gesetzten Motu Proprio seines Vorgängers Benedikt XVI. In Summorum Pontificum wurde bestätigt, dass die traditionelle lateinische Messe nie abgeschafft wurde und weiter gültig sei.
Wörtlich bestätigte Benedikt in seinem Brief an die Bischöfe der Weltkirche -- hier der volle Wortlaut:
"Was nun die Verwendung des Meßbuchs von 1962 als Forma extraordinaria der Meßliturgie angeht, so möchte ich darauf aufmerksam machen, daß dieses Missale nie rechtlich abrogiert wurde und insofern im Prinzip immer zugelassen blieb."
Nun soll diese traditionelle Messe, die besonders viele junge Familien anzieht und wachsende Gemeinschaften verzeichnet, nur noch unter strengen Auflagen außerhalb Pfarrkirchen gefeiert werden, bekräftigte heute die Mitteilung von Erzbischof Arthur Roche.
Weiter schreibt dieser im heute veröffentlichten Responsum, man wolle mit diesen Verboten und Maßnahmen nicht ausgrenzen und ruft dazu auf, Streit zu vermeiden. Es gehe darum, "das Geschenk der kirchlichen Gemeinschaft zu bewahren", behauptet der Erzbischof. Das bezweifeln nicht nur Anhänger der alten Messe, wie CNA Deutsch berichtete.
Weiter schreibt Roche in dem heute veröffentlichten Text dagegen: "Als Hirten dürfen wir uns nicht zu unnützen Streitereien hinreißen lassen, die nur zu Spaltungen beitragen und bei der das Rituelle oft für ideologische Ansichten instrumentalisiert wird".
Die Bischöfe ruft der Liturgie-Präfekt auf, "den Wert der Liturgiereform wiederzuentdecken, indem wir die Wahrheit und Schönheit des Ritus bewahren, die sie uns geschenkt hat. Wir sind uns bewusst, dass eine erneuerte und kontinuierliche liturgische Bildung sowohl für die Priester als auch für die Laien notwendig ist, um dies zu verwirklichen".
Stichwort "Traditionis Custodes": Wer hütet die Tradition?
Mit dem Motu proprio, das am 16. Juli herausgegeben wurde, verfügt Papst Franziskus mit sofortiger Wirkung weitreichende und tiefgreifende Änderungen des Schreibens Summorum Pontificum seines Vorgängers Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007. Dieses erkannte das Recht aller Priester an, die Messe unter Verwendung des Römischen Messbuchs von 1962 zu feiern.
Hunderttausende Katholiken in aller Welt besuchen regelmäßig die TLM. Sie sind zwar nur eine kleine Minderheit, aber im Schnitt weitaus jünger und zeichnen sich durch kinderreiche, fromme Familien und dementsprechend auch einer großen Zahl an Berufungen aus.
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Papst Franziskus sieht dies kritisch. In einem Begleitbrief an die Bischöfe, in dem er seine Entscheidung darlegt, behauptet der Pontifex, er müsse gegen die TLM vorgehen: "Zur Verteidigung der Einheit des Leibes Christi sehe ich mich gezwungen, die von meinen Vorgängern gewährte Erlaubnis zu widerrufen. Der verzerrte Gebrauch, der von dieser Erlaubnis gemacht worden ist, steht im Widerspruch zu den Absichten, die zur Gewährung der Freiheit geführt haben, die Messe mit dem Missale Romanum von 1962 zu feiern."
Das neue Motu proprio, das mit sofortiger Wirkung herausgegeben wurde, besagt einerseits, dass ausschließlich der jeweilige Ortsbischof entscheiden kann, die Feier der lateinischen Messe in der überlieferten Form in seiner Diözese zu autorisieren. Andererseits setzt es fest, dass die Bischöfe keine Messen im usus antiquior in Pfarrkirchen feiern lassen dürfen, und jeder neu geweihte Priester, der die heilige Messe in dieser Form des römischen Ritus feiern will, muss nach diesen Maßgaben dafür einen Antrag in Rom stellen.
Somit wird Rom zur "Kontrollstelle" für die Feier der Messe in einer nie dagewesenen Weise, kritisieren nicht nur Anhänder der TLM.
Ob und wie solche – und weitere – drakonischen Maßnahmen in der Praxis umsetzbar sind, haben Betroffene bereits bezweifelt. Darin wird auch die neue "Klarstellung" wenig ändern. In den Sozialen Medien warfen gemäßigte Kritiker dem Papst bereits vor Wochen pastorale "Grausamkeit", Intoleranz und Unbarmherzigkeit vor. Andere reagierten mit weitaus vehementeren Worten auf "Traditionis Custodes".
Die heutige "Klarstellung" sorgte bereits vor Erscheinen für Spekulationen, Empörung, Kritik und Bedenken unter Katholiken. In Reaktionen in den Sozialen Medien wurden schwere Vorwürfe gegen den Papst und Vatikan laut.
Wie die Umsetzung in der Praxis wirklich aussieht, ist eine andere Frage. Frankreichs Bischöfe haben bereits gemeinsam reagiert und den vielen Katholiken und Priestern ihrer "Hochachtung" versichert, die die heilige Messe in der überlieferten Form feiern: Die Bischöfe gaben eine Erklärung – hier der französische Wortlaut – am 17. Juli heraus.
Die Äußerungen der französischen Bischöfe wurden auch in Deutschland mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen, zumal Frankreich eines der führenden Zentren des katholischen Traditionalismus ist, und in beiden Ländern – wie andernorts – die Zahl der Gläubigen wie Priester wächst, die sich zur "alten Messe" hingezogen fühlen.
Ob der Papst mit seinem Vorgehen diese Entwicklung verhindern kann, oder eher beschleunigt: Das ist nur einer der Punkte, die nun vehement debattiert werden.
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