Vatikanstadt - Freitag, 8. April 2022, 6:51 Uhr.
Papst Franziskus hat am Donnerstag das deutschsprachige Kolleg in Rom an den 500. Jahrestag der Wahl des Papstes Hadrian VI. erinnert, der sich während seines kurzen Pontifikats um eine Versöhnung zwischen der Katholischen Kirche und Martin Luther bemühte.
"Während seines kurzen Pontifikats, das nur etwas mehr als ein Jahr dauerte, suchte er vor allem die Versöhnung in der Kirche und in der Welt, indem er die Worte des heiligen Paulus in die Tat umsetzte, wonach Gott gerade den Aposteln den Dienst der Versöhnung anvertraut hat", sagte Papst Franziskus am 7. April.
Aus diesem Grund habe Hadrian VI. den Nuntius zu den Nürnberger Reichstagen geschickt, "um Luther und seine Anhänger mit der Kirche zu versöhnen und ausdrücklich um Vergebung für die Sünden der Prälaten der römischen Kurie zu bitten", erklärte er.
"Mutig", fügte Franziskus im Apostolischen Palast gegenüber seinen deutschsprachigen Zuhörern hinzu. "Er hätte heute viel zu tun."
Eine Aussage, die angesichts der weltweiten Sorge um ein neues Schisma aus Deutschland aktuelle Brisanz hat. Zumal Papst Franziskus mit Blick auf den umstrittenen "Synodalen Weg" die Katholiken in Deutschland direkt vor einer Spaltung warnte.
Ein Papst aus Utrecht
Papst Hadrian VI. liegt in der Kirche der Deutschsprachigen in Rom, der Santa Maria dell'Anima, begraben.
Geboren in Utrecht, damals Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, war Hadrian der letzte nicht-italienische Papst vor der Wahl des polnischen Papstes Johannes Paul II. im Jahr 1978.
Papst Franziskus stellte fest, dass sich [Hadrian VI.] auf politischem Gebiet gegen viele Widerstände für eine Einigung zwischen den beiden angrenzenden Mächten, König Franz I. von Frankreich und Kaiser Karl V. von Habsburg, eingesetzt hatte, auch um gemeinsam die immer bedrohlicher werdenden Eroberungspläne der Osmanen aufzuhalten."
"Leider konnte Papst Hadrian aufgrund seines frühen Todes keines dieser Projekte zu Ende führen. Dennoch bleibt sein Zeugnis als furchtloser und unermüdlicher Streiter für Glauben, Gerechtigkeit und Frieden im Gedächtnis der Kirche lebendig", sagte Franziskus.
Er forderte die Mitglieder des Instituts auf, dem Beispiel von Papst Hadrian VI. zu folgen und in ihrer Berufung als Diener der Kirche zu wachsen.
"Ich denke an seine Sorge um die Förderung von Eintracht und Versöhnung und fordere euch auf, vor allem in eurer Rolle als Spender des Bußsakramentes in seine Fußstapfen zu treten. Das ist wichtig: Die Aufgabe des Beichtvaters ist es, zu vergeben, nicht zu foltern. Seid barmherzig, seid große Vergeber, das ist es, was die Kirche von euch erwartet", sagte er.
"Das bedeutet, dass ihr euch Zeit nehmt, um die Beichte zu hören, und dass ihr das gut macht, mit Liebe, mit Weisheit und mit großer Barmherzigkeit".
Eine Gemeinschaft deutscher Sprache
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Das Priesterkolleg und die Kirche der Deutschsprachigen in Rom, die „Anima“, blickt laut ihrer Webseite auf sechshundert Jahre Geschichte zurück. „Als Gründungsjahr ist nach neueren Untersuchungen das Jahr 1350 wahrscheinlich; eine erste Erwähnung findet sich dann für das Jahr 1398 in einer Bulle von Papst Bonifaz IX. In dieser wird das Ehepaar Johannes Peter und Katharina aus Dordrecht als Gründer genannt. Die Gründung geschah zu Ehren der Gottesmutter unter dem Titel beatae Mariae animarum und war ein Hospiz für Personen der deutschen Nation.“
Damals wie heute ist das Kolleg nicht eine deutschnationale Einrichtung, sondern ein Institut und eine Gemeinschaft Deutschsprachiger. Im Priesterkolleg leben laut Vatikan rund 20 Geistliche aus dem deutschsprachigen Raum und den Ländern des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Das machte auch der österreichische Rektor Michael Max laut „Vatican News“ deutlich, als er Papst Franziskus bei der Audienz die Mitglieder der Anima vorstellte.
„Uns verbindet die deutsche Sprache, weil sie unsere Muttersprache ist, oder weil wir sie für das Studium brauchen. Und doch spiegelt sich in unserer kleinen Gemeinschaft all das, was das Heute bewegt: Zwei stammen aus Russland, einer orthodox, der andere Lateiner. Sie machen sich große Sorgen. (…) Wieder ein anderer stammt aus dem Libanon und kennt das Leid seines Volkes und seiner Kirche nur zu gut“, berichtete der Salzburger Priester.
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