"Unpassend": Ukrainischer Erzbischof kritisiert Kreuzweg mit Papst Franziskus

Erzbischof Swiatoslaw Schewtschuk in einer Videobotschaft am 30. März 2022
facebook.com/head.ugcc.

Das Oberhaupt der Ukrainisch-Griechisch-Katholischen Kirche hat das Vorhaben kritisiert, ukrainische und russische Familien am Karfreitag beim Kreuzweg im Kolosseum von Rom gemeinsam ein Kreuz tragen sollen.

Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

Laut einer Presseerklärung des Sekretariats des Großerzbischofs in Rom vom 12. April sagte Schewtschuk: "Ich halte eine solche Idee für derzeit unpassend, zweideutig". Sie erwecke den Eindruck, dass der Kontext der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine nicht berücksichtigt werde.

Durch den Kreuzweg am Kolosseum soll Papst Franziskus führen, dessen Umgang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine ebenfalls in Kritik geraten ist. 

"Für die griechischen Katholiken der Ukraine sind die Texte und Gesten der 13. Station dieses Kreuzweges inkohärent und sogar beleidigend, insbesondere im Kontext des erwarteten zweiten, noch blutigeren Angriffs der russischen Truppen auf unsere Städte und Dörfer. Ich weiß, dass unsere römisch-katholischen Brüder diese Gedanken und Sorgen teilen", so Schewtschuk mit Blick auf die zahlreichen dokumentierten Gräueltaten russischer Soldaten in der Ukraine. Deren Vorgehen sowie die Rhetorik der Führung in Moskau hat US-Präsident Joe Biden als versuchten Völkermord bezeichnet.

Schewtschuks Intervention gegen das Vorgehen von Papst und Vatikan folgte auf die Kritik von Andrii Jurasch, dem neuen ukrainischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, der am Dienstag in einem Social-Media-Post seine Besorgnis über das Format des Kreuzwegs zum Ausdruck brachte. Er schrieb, dass "wir an dem Thema arbeiten und versuchen, die Schwierigkeiten bei der Durchführung und die möglichen Folgen zu erklären".

Am Montag hatte der Vatikan die Betrachtungen und Gebete für den Kreuzweg des Papstes veröffentlicht, der sich in diesem Jahr auf "Kreuze" des Familienlebens konzentrieren soll.

Bei der 13. Station "Jesus stirbt am Kreuz" werden laut Programm eine ukrainische und eine russische Familie eine Betrachtung vorlesen, die sie gemeinsam darüber geschrieben haben, wie ihr Leben durch den Schmerz des Krieges aus den Fugen geraten ist.

"Warum ist mein Land so dunkel geworden wie Golgatha? Wir haben keine Tränen mehr. Die Wut ist der Resignation gewichen", heißt es im Text der Betrachtung, der nicht auf Deutsch veröffentlicht wurde.

"Herr, wo bist du? Sprich zu uns in der Stille des Todes und der Spaltung und lehre uns, Frieden zu stiften, Brüder und Schwestern, und wieder aufzubauen, was die Bomben zu zerstören versuchten", heißt es weiter.

Das Gebet im Anschluss an die Betrachtung bezeichnet die durchbohrte Seite Jesu als "Quelle der Versöhnung für alle Völker" und bittet Gott, dass "die von Tränen und Blut verwüsteten Familien an die Kraft der Vergebung glauben mögen".

Es wird erwartet, dass die beiden Familien bei der 13. Station im Kolosseum gemeinsam ein Holzkreuz tragen werden, bevor sie es an eine Migrantenfamilie weitergeben, die das Kreuz bei der letzten Station tragen soll. 

Das Sekretariat des Großerzbischofs in Rom teilte mit, dass Schewtschuk den Vatikan aufgefordert habe, den Plan zu überprüfen, nachdem er "viele Appelle von Gläubigen der Kirche und der Zivilgesellschaft sowohl aus der Ukraine als auch aus dem Ausland" erhalten habe, in denen er gebeten wurde, "dem Heiligen Stuhl die große Empörung und Ablehnung dieses Plans durch die Ukrainer in aller Welt zu übermitteln".

Er habe dem Vatikan bereits die zahlreichen negativen Reaktionen vieler Bischöfe, Priester, Mönche und Nonnen sowie Laien übermittelt, "die davon überzeugt sind, dass Gesten der Versöhnung zwischen unseren Völkern nur möglich sein werden, wenn der Krieg beendet ist und diejenigen, die sich der Verbrechen gegen die Menschheit schuldig gemacht haben, gerecht verurteilt werden", so das Sekretariat.

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