Ukraine-Krieg und Orthodoxe Kirche: Was bedeutet die Versetzung von Metropolit Hilarion?

Metropolit Hilarion Alfeyev mit Papst Franziskus im Vatikan, 6. Oktober 2021.
Vatican Media

Metropolit Hilarion ist von seinem Amt als oberster Ökumene-Beauftragter der russisch-orthodoxen Kirche entbunden worden.

Der 55-Jährige war seit 2009 Vorsitzender der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats. Seit gestern ist er jedoch nicht mehr in diesem Amt tätig.

Der Theologe, Kirchenhistoriker und Komponist ist eine der international bekanntesten Persönlichkeiten der russisch-orthodoxen Kirche. In dieser Rolle, die manchmal als "Außenminister" des Moskauer Patriarchats bezeichnet wird, traf er mit den Päpsten Benedikt XVI. und Franziskus zusammen.

Auf der offiziellen Website des Moskauer Patriarchats hieß es am 7. Juni, der Heilige Synod der Russisch-Orthodoxen Kirche habe beschlossen, dass Metropolit Hilarion die Diözese Budapest und Ungarn leiten werde.

Weiter wurde erklärt, dass er von seinen Aufgaben als Vorsitzender der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen und als ständiges Mitglied des Heiligen Synods entbunden wurde, eine Position, die mit seiner Rolle als Vorsitzender verbunden ist.

Auf der offiziellen Website hieß es, der nächste Vorsitzende der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen werde der 37-jährige Metropolit Antonius von Chersonesus und Westeuropa sein. Eine Erklärung für die personellen Veränderungen wurde nicht gegeben.

Als oberster Ökumenebeauftragter der Russisch-Orthodoxen Kirche nahm Metropolit Hilarion an internationalen katholischen Veranstaltungen teil und besuchte den Vatikan.

Im September 2021 hielt er die Eröffnungskatechese auf dem Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest.

Mehr in Europa

Im Dezember 2021 traf er mit Papst Franziskus im Vatikan zusammen. Das Treffen weckte Hoffnungen auf eine zweite Begegnung zwischen dem Papst und Patriarch Kyrill von Moskau und ganz Russland, dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Diese Pläne wurden jedoch nach der russischen Invasion in der Ukraine aufgegeben.

(Vatican Media.)

Metropolit Hilarion besuchte kürzlich Ungarn, wo er sich mit Kardinal Péter Erdő, dem Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn, traf.

In einem Interview im Januar, am Vorabend des totalen Konflikts in der Ukraine, sprach sich der russisch-orthodoxe Funktionär gegen den Krieg aus und verwies auf den Tribut früherer Schlachten.

"Zunächst sollten wir uns daran erinnern, zu welchem Preis Russland diese Kriege gewonnen hat. Der Preis waren Millionen von Menschenleben. Zweitens sollten wir uns daran erinnern, dass jeder Krieg unabsehbares Unheil über die Menschen bringt", sagte er.

"Wir müssen uns auch daran erinnern, dass der Ausgang eines jeden Krieges unvorhersehbar ist. Können wir davon ausgehen, dass Russland den Ersten Weltkrieg gewonnen hat? Erinnern wir uns, mit welchem Enthusiasmus Russland in diesen Krieg eingetreten ist, mit welchen patriotischen Gefühlen das Russische Reich in diesen Krieg eingetreten ist. Konnte sich damals jemand vorstellen, dass Russland in drei Jahren zusammenbrechen würde?"

"Aus all diesen Gründen bin ich zutiefst davon überzeugt, dass ein Krieg keine Methode ist, um die aufgestauten politischen Probleme zu lösen."

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Doch Metropolit Hilarion wurde später beschuldigt, den Einmarsch in die Ukraine nicht ausdrücklich verurteilt zu haben.

Im März wurde er von seinem Posten als Professor an der Universität Freiburg in der Schweiz suspendiert.

Mariano Delgado, Dekan der theologischen Fakultät, sagte, er sei enttäuscht, dass Metropolit Hilarion sich "nicht in der Lage fühlte, sich Russlands klarer Verletzung des internationalen Rechts zu widersetzen".

Er fügte hinzu, es sei "skandalös", dass Patriarch Kirill den Krieg Russlands gegen die Ukraine als "metaphysischen" Kampf bezeichnet habe.

Der Patriarch wurde wegen seiner Haltung zum Krieg heftig kritisiert und entging nur knapp einer Aufnahme in die Sanktionsliste der Europäischen Union, nachdem sich Ungarn, einer der 27 EU-Mitgliedstaaten, dagegen ausgesprochen hatte.

Orthodoxe christliche Medien hatten in den letzten Monaten angedeutet, dass Metropolit Hilarion sich von Patriarch Kirill distanzieren wolle.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist eine autokephale orthodoxe Ostkirche mit schätzungsweise 150 Millionen Mitgliedern, die mehr als die Hälfte der orthodoxen Christen in der Welt ausmachen.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.