Bischof Jung: „Der Universität wie dem Märtyrer geht es um die Wahrheit“

Der Würzburger Bischof Franz Jung.
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Zur Semestereröffnung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat der Würzburger Bischof Franz Jung am Montag betont: „Der Universität wie dem Märtyrer geht es um die Wahrheit.“

Diese These müsse begründet werden, sagte Jung in seiner Predigt. Zwar lege die aktuelle Hochschulpolitik „gerne den Akzent auf die Nützlichkeit und Verwertbarkeit universitärer Forschungsergebnisse“, was unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten „verständlich und nachvollziehbar“ sei.

Dieser Akzent „widerspricht aber dem Ideal der Universität. Die Universität begreift sich als Raum der Freiheit für die Forschung im Sinne der Wahrheitserkenntnis.“

„Allen Nützlichkeitserwägungen und jeder Forderung nach der praktischen Verwertung der Forschungsergebnisse ist deshalb eine Absage zu erteilen“, erklärte der Würzburger Bischof. „Denn der Universität geht es nicht allein um Ausbildung, sondern primär um Bildung. Insofern darf sich eine Universität nicht von politischen, ökonomischen oder technischen Interessen vereinnahmen und ihre Themen und ihre Ergebnisse nicht von außen aufzwingen lassen.“

„Wer nach der Wahrheit sucht, muss ein streitbarer Mensch sein“, sagte Jung. Dazu solle das Studium erziehen: „Die geistige Selbständigkeit der Studierenden muss das Ziel sein, Menschen also, die – etwas überspitzt gesagt – nicht nur „Fachidioten“ sind, sondern gelernt haben, weiter zu denken und grundsätzlicher zu fragen. Es sind dann reife Menschen, die über einen großen Horizont verfügen und den historischen, philosophisch-weltanschaulichen wie den ethisch-moralischen Hintergrund immer mitbedenken.“

Ein ganzheitlich gebildeter Mensch kenne „die Grenzen seines Faches. Er weiß aber auch, wie zeitbedingt seine Erkenntnisse sind, und er hat eine Vorstellung davon, wozu die angeblich vorurteilsfreie Wissenschaft herhalten musste und muss und wie sie von den Mächtigen ihrer Zeit missbraucht wurde und wird für deren nicht uneigennützigen, oftmals ideologisch verbrämten Ziele.“

„In diesem Sinne waren auch die Märtyrer streitbare Zeitgenossen und sind es bis auf den heutigen Tag“, betonte Jung sodann. „Sie melden sich zu Wort, wenn sie sehen, wie Wissen instrumentalisiert wird. Sie stellen die Fragen, die man angeblich nicht stellen darf oder die sich scheinbar erledigt haben. Sie wollen mehr wissen als das, was man ihnen als gesicherte Erkenntnis verkauft. Kurz: Sie sind unbequem, weil wissbegierig und kritischer Zeitgenossenschaft verpflichtet.“

„Im Verweis auf die Wahrheit aber haben die Märtyrer aller Zeiten gerade den Herrschenden und ihrer Meinung vehement widersprochen“, erklärte der Würzburger Oberhirte. „Und sie haben sich geweigert, jenseits gängiger Auffassungen, praktischer Bedürfnisse, wirtschaftlicher Interessen und politischer Forderungen die Wahrheit zu beugen.“

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„Der wahrhaft gebildete Mensch ist der freie Mensch“, schloss Jung. „Märtyrer sind Inbegriff der Freiheit. Weil sie sich von Gott gehalten wissen, verfügen sie souverän über eine innere Freiheit.“

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