Antrittsbesuch in Peking? Bischof von Hongkong in der chinesischen Hauptstadt

Pater Stephen Chow, S.J., fotografiert vor seiner Bischofsweihe.
Societas Jesu (Provinz China)

Der Bischof von Hongkong ist am Montag in Peking eingetroffen. Das melden mehrere Medien. Es ist der erste Besuch eines Bischofs aus Hongkong in der chinesischen Hauptstadt seit fast drei Jahrzehnten.

Die fünftägige Reise von Bischof Stephen Chow SJ begann etwa zwei Wochen, nachdem, wie CNA Deutsch berichtet hatte, dass China einseitig — ohne Zustimmung aus Rom — einen neuen Bischof für Shanghai auserkoren und ernannt hat.

Zuvor hat die Kommunistische Partei bereits im November 2022 einen Weihbischof einer Diözese ernannt, wie CNA Deutsch berichtete. 

Der Hongkonger Jesuit und Bischof Chow, der von Papst Franziskus im Jahr 2021 ernannt wurde sagte laut der Agentur AP, sein Besuch unterstreiche die "Mission" der Diözese Hongkong, eine Brückenkirche zu sein und den Austausch zwischen beiden Seiten zu fördern.

Er sei zu dem Besuch in die chinesische Hauptstadt vom Pekiner Bischof eingeladen worden, so der Jesuit. 

Der Bischof von Peking ist Jospeh Li Shan — er gilt als ein parteitreuer Kleriker und ist zudem Kopf der von der Kommunistischen Partei kontrollierten "Patriotischen Kirche".

China und der Heilige Stuhl — vertreten durch Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin — hatten im September 2018 ein "vorläufiges" Abkommen über die Ernennung von Bischöfen unterzeichnet.

Während die Bedingungen und der Umfang des Abkommens geheim gehalten wurden, erklärte die offizielle Zeitung des Vatikans, L'Osservatore Romano, anlässlich seiner Verlängerung um weitere zwei Jahre am 22. Oktober 2020, dass das Abkommen darauf abziele, "die Verkündigung des Evangeliums in diesen Ländern zu unterstützen und zu fördern, indem die volle und sichtbare Einheit der Kirche anerkannt wird".

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Diese Darstellung wird weder von Menschenrechtlern noch von Christen vor Ort geteilt, trotz Versuchen Parolins, das Abkommen in den Medien zu verteidigen, bevor dieses am 22. Oktober 2022 erneut um zwei Jahre verlängert wurde. 

Angesichts des Vorgehens der Volksrepublik, nun ohne Zustimmung des Vatikans Bischöfe zu ernennen, ist für Menschenrechtler das umstrittene Abkommen endgültig gescheitert, wie CNA Deutsch berichtete

Kardinal Zen wurde nicht gehört 

Ein prominenter Kritiker des umstrittenen Deals ist der ehemalige Bischof Hong Kongs, Kardinal Jospeh Zen. Dieser versuchte wiederholt, vor dem Abkommen zu warnen — fand dafür jedoch weder bei Papst Franziskus noch Kardinal Parolin Gehör.   

Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post kommentierte dazu: "Zen wurde im vergangenen Mai wegen des Verdachts der Verletzung der nationalen Sicherheit in Hongkong verhaftet. Seine politisierten katholischen Anhänger waren ein wichtiger Teil der Oppositionsbewegung in der Stadt, die nun neutralisiert wurde. Ohne eine katholische Basis, die seine Autorität in Frage stellt, hat Peking wenig Anreiz, Kompromisse mit Rom einzugehen."

"Aus einer eher zynischen Perspektive betrachtet, ist das chinesische Festland nicht mehr der Wachstumsmarkt für den Vatikan, wie er es um die Jahrhundertwende einmal war. Durch eine Mischung aus Kontrolle, Regulierung und offener Unterdrückung ist die katholische Bevölkerung - deren genaue Größe höchst umstritten ist, aber auf magere 5 bis 10 Millionen geschätzt wird - geschrumpft", so Kommentator Alex Lo weiter. 

Der bekannte Menschenrechtler Benedict Rogers forderte nun den Heiligen Stuhl auf, sich endlich äußern; auch zu den Vorwürfen schwerer Menschenrechtsverletzungen durch das chinesische Regime, insbesondere gegenüber den muslimischen Uiguren in Xinjiang, aber auch in Tibet und Hongkong.

"Der Vatikan sollte den Dialog mit China fortsetzen, aber die Bedingungen des Dialogs neu definieren und in einem neu ausgehandelten Abkommen viel transparenter sein. Das Problem mit dem derzeitigen Abkommen ist, dass es auf beiden Seiten weder Transparenz noch Rechenschaftspflicht gibt", sagte er.

Das umstrittene Abkommen geht auf die Initiative von Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zurück.

Rogers wies gegenüber ACI Prensa darauf hin, dass "die Verfolgung von Katholiken und Christen im Allgemeinen in China die schlimmste seit der Kulturrevolution ist" - jener Bewegung, die Mao Zedong 1966 initiierte, um den Kommunismus durchzusetzen und alles, was er als "bürgerlich" ansah, aus dem Land zu entfernen.

Heute, so warnt der Geschäftsführer von Hong Kong Watch, werden in China "staatlich kontrollierte Kirchen gezwungen, Bilder von Xi Jinping und anderen Führern sowie Propagandabanner der Partei zu zeigen und Überwachungskameras am Altar anzubringen".

"Menschen unter 18 Jahren ist der Besuch von Gotteshäusern verboten", fügte er hinzu.

"Das Regime plant, die Bibel nach seinen ideologischen Vorstellungen neu zu übersetzen, und indoktriniert die Geistlichen in den staatlich kontrollierten Kirchen zu Parteikadern. Nicht registrierte Kirchen werden hart unterdrückt. Die Lage ist also für jeden romtreuen Katholiken schon jetzt sehr ernst", erklärte er.

Rogers betont, dass er sich darüber im Klaren sei, dass "zunehmende Spannungen und die Aufkündigung des Abkommens wahrscheinlich zu weiteren Repressalien führen werden".

Gleichzeitig stehe fest, dass "das Abkommen zwischen dem Vatikan und China — das die Lage der Katholiken entspannen und erleichtern sollte — gescheitert ist und nur zu mehr Repression geführt hat, so dass es schwer vorstellbar ist, wie viel schlimmer es noch werden kann".