Rupnik weg aus Rom? Berichte über "Versetzung" des beschuldigten Jesuiten

P. Marko Rupnik SJ
screenshot / YouTube / Socialna akademija

Der sexueller Gewalt und jahrelangen Missbrauchs beschuldigte Jesuitenpater Marko Rupnik sollte Medienberichten zufolge offenbar Rom verlassen und in einer Residenz der Jesuiten in Mailand unterkommen.

Derzeit darf der heute 68 Jahre alte Rupnik wegen laufender Ermittlungen gegen ihn die Region Latium nicht verlassen. Allerdings ist unklar, wo sich der Beschuldigte derzeit wirklich aufhält.  

 

Quelle der Berichte einer neuen Unterkunft für den slowenischen Jesuiten war Pater Miran Žvanut, der Obere der Gesellschaft Jesu in Slowenien: Er sagte der slowenischen Wochenzeitung "Reporter", Rupnik solle in das Aloisianum kommen, einer Residenz für ältere Jesuiten in der Diözese Mailand.

Rupniks Oberer im Jesuitenorden, Pater Johan Verschueren, reagierte gegenüber ACI Prensa, dem spanischsprachigen Nachrichtenpartner von CNA Deutsch, auf diese Meldungen.

Rupnik habe "nur einen Vorgesetzten hat, und das bin ich", so Verschueren. Er werde sich um den Fall kümmern, aber "nicht zu dem laufenden Verfahren äußern".

"In der Tat befasse ich mich mit dem Fall von Pater Rupnik im Rahmen des Kirchenrechts, nicht mehr und nicht weniger", sagte Verschueren weiter.

Pater Verschueren ist auch Delegierter des Ordens für die Häuser, Werke und interprovinziellen Gemeinschaften der Jesuiten in Rom ist.

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Antwort aus Mailand

Die Residenz in Mailand teilte gegenüber ACI Prensa mit, dass man keine Informationen über eine Unterbringung des Beschuldigten vorliegen habe: Vom Jesuitenorden habe man keine Mitteilung über die mögliche "Versetzung" Rupniks erhalten.

Das Aloisianum wurde 1839 gegründet, als Seminar für angehende Jesuiten. In den 1970er Jahren wurde es zu einer Residenz umfunktioniert.

Immer wieder wurden des Missbrauchs beschuldigte prominente Kleriker in Residenzen und ähnlichen Unterkünften untergebracht, darunter der notorische Ex-Kardinal Theodore McCarrick.  

Zukunft des Centro Aletti 

Unklar ist derzeit auch, wie es mit dem Aletti-Zentrum in Rom weitergeht. 

In seiner Erklärung gegenüber ACI Prensa bestritt Verschueren, dass das Zentrum, eine von Rupnik in Rom gegründete Schule zur Förderung religiöser Kunst, aufgelöst wird.

"Das Aletti-Zentrum untersteht der kirchlichen Autorität des Vikariats von Rom", sagte er.

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Ob das Vikariat ein Kunstzentrum weiterführen wird, das von einem des schweren Missbrauchs beschuldigten Jesuiten gegründet wurde, ist bislang unklar.

Der Fall Marko Ivan Rupnik SJ

Laut einer Erklärung vom 21. Februar auf der Website der Jesuiten reichen die Vorwürfe, die der Orden erhalten hat, von 1985 bis 2018 und umfassen Behauptungen über geistlichen, psychologischen und sexuellen Missbrauch  — sowie Missbrauch des Gewissens.

Die Vorwürfe betreffen vor allem seinen Umgang mit jungen weiblichen Personen, die als Ordensfrauen unter den Einfluss des als Kirchenkünstler aktiven Jesuiten geraten waren.

Im Mai 2018 erklärte die Glaubenskongregation, Pater Rupnik habe sich selber im Beichtstuhl exkommuniziert, weil er eine Frau in der Beichte von einer Sünde gegen das sechste Gebot freigesprochen hatte — an der er selber beteiligt war.

Im gleichen Monat wurde jedoch die Exkommunikation schon wieder aufgehoben — offenbar durch ein Dekret der Glaubenskongregation.  

Im Jahr 2022 durfte der Jesuit ein offizielles Logo für das Weltfamilientreffen entwerfen.

 

Der Rupnik-Skandal löste nicht nur innerkirchlich schwere Irritationen aus, angesichts des angeblichen "Null-Toleranz"-Ansatzes von Papst Franziskus im Umgang mit Vorwürfen sexueller Gewalt und Missbrauchs.

Das Hilfswerk Renovabis, das von Rupnik vermittelte Projekte unterstützt hat, hat sich von dem Jesuiten ebenso distanziert wie die slowenische Bischofskonferenz, berichtete das von der deutschen Bischofskonferenz finanzierte Portal "katholisch.de": Die slowenischen Bischöfe hätten die „emotionalen, sexuellen und spirituellen Gewalttaten Rupniks sowie seinen schweren Missbrauch des Sakraments der Beichte“ verurteilt.

In den letzten Monaten wurden dem Hauptquartier der Jesuiten in Rom weitere Fälle von Missbrauch im Zusammenhang mit dem Aletti-Zentrum gemeldet.