Bonn - Mittwoch, 31. Mai 2023, 11:30 Uhr.
Der an der Katholischen Hochschule in Mainz lehrende Dogmatiker und Fundamentaltheologe Oliver Wintzek hat für eine „Alternative zum katholisch internalisierten Gehorsam autoritativer Art“ ausgesprochen, nämlich einen „Gehorsam, der sich der Autorität des besseren Arguments verpflichtet weiß“.
In einem Meinungsbeitrag für katholisch.de erklärte Wintzek, ein solcher Gehorsam begründe sich „nicht formal sondern vom Inhalt her“.
Das traditionelle Verständnis von Gehorsam sei „besonders frustrierend für jene Kompetenzgruppe, die von ihrer Profession für das inhaltliche Argument zuständig ist – die Gruppe der Theolog:innen. Seit Jahrzehnten stapeln sich die wirkungslosen Wortmeldungen zu allen Reformforderungen in den Regalen.“
Dabei gehe es den Theologen um das Evangelium, das kein „universal-petrifizierter Katalog“ sei, „wie die lehramtlichen Stoppschilder à la ‚Schöpfungsordnung‘ (Biblizismus nebst naturalistischem Fehlschluss), ‚Weltkirche‘ (Einheitsfiktion nebst Inkaufnahme diskriminierender Positionen), ‚keine Vollmacht zu‘ (Verschleierung absoluter Macht nebst argumentativer Verweigerung) glauben machen wollen“.
Vor dem Hintergrund eines solchen Verständnisses von Kirche und Theologie „verbietet sich der Gehorsam“, schriebt Wintzek, der in seinem Beitrag nicht erläuterte, wie man erkennen könne, was das bessere Argument sei.
Im Dezember 2022 hatte der Theologe bereits gefragt, ob der Katechismus der Katholischen Kirche „nicht zu sehr verengend unterwegs ist, ob er nicht zu sehr eine Einheit propagiert, die es in der Geschichte und in der Gegenwart nie gegeben hat und auch wohl nicht gibt“.
Für Wintzek, der auch Priester ist, gelte: „Gott schiebt ‚keine ewigen Informationen Wahrheiten über sich rüber‘, sondern es ist dem Menschen anheimgegeben, in einer Begegnung gläubiger Art mit Gott irgendwie eine gläubige Gewissheit zu erringen. Und das ist nicht fertig, das ist ein Prozess.“