Ex-Kardinal McCarrick "verhandlungsunfähig"

Der ehemalige Kardinal Theodore McCarrick wurde im Februar 2019 aus dem Klerikerstand entlassen.
Mazur/catholicchurch.org.uk

Der frühere Kardinal Theodore McCarrick ist nicht in der Lage, sich in Massachusetts wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht zu verantworten. Zu diesem Schluss kommt ein vom Staat beauftragter psychiatrischer Gutachter nach einer Untersuchung des Beschuldigten.

Die Wiederaufnahme des Falls könnte dazu führen, dass die ersten strafrechtlichen Anklagen gegen den 92-jährigen McCarrick fallen gelassen werden, nachdem mehrere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Seminaristen zu seiner Entlassung aus dem Klerikerstand im Jahr 2019 geführt hatten. Die Anklage wegen sexueller Nötigung, die im April in Wisconsin gegen McCarrick erhoben wurde, ist noch anhängig, ebenso wie eine Reihe von Zivilklagen gegen den notorischen Ex-Kardinal.

McCarrick ist vor einem Gericht des Bundesstaates wegen dreifacher sexueller Nötigung einer Person über 14 Jahren angeklagt. Er soll unter anderem den Teenager, der ein Freund der Familie war, in den 1970er Jahren während einer Hochzeitsfeier am Wellesley College in Wellesley, Massachusetts, sexuell missbraucht haben.

Dieser Teenager wurde im Februar von NorthJersey.com als James Grein identifiziert, ein heute 64-jähriger ehemaliger Bürger von New Jersey.

Grein machte seine Anschuldigungen 2018 in einem Interview mit der New York Times öffentlich, in dem er nur mit seinem Vornamen genannt wurde. Er sagte der Zeitung, McCarrick habe ihn seit seinem elften Lebensjahr wiederholt sexuell missbraucht.

Laut einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft von Norfolk ließ der Bundesstaat Massachusetts McCarrick in Missouri von einem Gesundheitsexperten untersuchen, nachdem McCarrick im Februar einen Antrag gestellt hatte, in dem er behauptete, er sei "rechtlich unfähig", vor Gericht zu erscheinen, und sich auf eine "signifikante, sich verschlimmernde und irreversible Demenz" berief.

Der Antrag von McCarricks Anwaltsteam wurde durch ein neurologisches Gutachten von Dr. David Schretlen, Professor für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Johns Hopkins University School of Medicine, gestützt.

Diese Untersuchung war der Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber McCarricks Anwälte bezogen sich in den Gerichtsdokumenten auf den Bericht, der zu dem Schluss kam, dass McCarrick an einer "schweren kognitiven Störung" und einer "alltäglichen Funktionsstörung" leide, die als Demenz eingestuft werde und höchstwahrscheinlich auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen sei.

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Laut Pressemitteilung vom Donnerstag ist der Abschlussbericht der staatlichen Untersuchung nicht öffentlich zugänglich. Der Gesundheitsexperte, der die Untersuchung durchgeführt hat, wird in der Mitteilung nicht genannt. 

"Der Bericht ist sehr umfangreich und wird derzeit ausgewertet", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Die nächste Anhörung "zu den verfügbaren Berichten" in dem Fall sei für den 30. August angesetzt, bei der möglicherweise auch der staatliche Prüfer aussagen werde, heißt es in der Mitteilung.

Barry Coburn, ein Anwalt des Ex-Kardinals, der Jahrzehnte lang zahlreiche junge Buben, Seminaristen und anderen Männer sexuell missbraucht haben soll, lehnte am Donnerstag eine Stellungnahme für seinen Mandanten ab.

McCarrick am 3. September 2021 vor dem Bezirksgericht von Massachusetts in Dedham. Foto: Andrew Bukuras/CNA

Obwohl McCarrick während des gesamten Prozesses, der Ende 2021 begann, schwieg, äußerte er sich dann im Februar in einem Telefoninterview mit NorthJersey.com zu den Vorwürfen.

McCarrick sagte der Zeitung, Greins Aussage sei "nicht wahr".

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"Erinnern Sie sich an James Grein?", fragte der Reporter von NorthJersey.com McCarrick in einem zehnminütigen Telefonat am 28. Februar.

"Ja, ich erinnere mich an ihn", antwortete McCarrick dem Reporter. Zu den Anschuldigungen gegen ihn sagte McCarrick: "Es ist nicht wahr.

"Die Dinge, die er über mich gesagt hat, sind nicht wahr", fügte er hinzu. "Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, können Sie mit meinen Anwälten sprechen."

Die Zeitung berichtete, sie habe mehrmals versucht, McCarrick telefonisch zu erreichen, bevor er zurückgerufen habe. McCarrick sagte der Zeitung, er befinde sich derzeit in Missouri und es gehe ihm "gut, wenn man bedenkt, dass ich 92 Jahre alt bin. Es ist nicht so, als wäre ich 40 oder 50".

McCarrick lehnte es ab, über das Strafverfahren gegen ihn zu sprechen, beantwortete aber Fragen zu Grein "höflich", wie die Zeitung berichtete.

"Ich möchte über diese Dinge nicht sprechen", sagte McCarrick. "Sie können mit meinem Anwalt reden."

Bevor McCarrick auflegte, sagte er dem Magazin: "Ich hoffe, Sie werden mich nicht schlecht aussehen lassen".

Grein erzählte dem Magazin, dass McCarrick ein enger Freund seiner Familie sei und an ihren Treffen teilnehme. McCarrick habe ihm den Spitznamen "Onkel Ted" gegeben, sagte er.

"Er hat mich sexuell und geistlich missbraucht", sagte Grein. McCarrick habe ihn in seinem Haus, in Hotels und sogar bei der Beichte sexuell missbraucht.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.