Augsburg - Mittwoch, 5. Juli 2023, 6:15 Uhr.
Zur Männerwallfahrt im Rahmen der Ulrichswoche im Bistum Augsburg hat Bischof Bertram Meier am Dienstagabend erklärt: „Ein richtiger Mann sein heißt authentisch sein!“
„Dort, wo auch ich als Mann meine Schwächen lerne anzunehmen, wo ich nicht in Macho-Gehabe, Arbeitssucht oder Unentschlossenheit abgleite, gelingt ‚echtes Mann-Sein‘“, zeigte sich Meier überzeugt. „So geht es für ‚Mann‘ (und Frau) nicht darum, die Männlichkeit (bzw. die Fraulichkeit) zu entdecken, sondern zunächst das Mensch-Sein!“
„Ein traditionell geprägtes Männerbild schadet letztlich auch den Männern, weil es allein abzielt auf Konkurrenz, Leistung und Ausbeutung“, erläuterte der Augsburger Oberhirte. „Erfüllen wir also keine angewöhnten Rollen, liebe Männer, seien wir keine Schablonen irgendwelcher vermeintlich männlicher Ideale, sondern seien wir Originale! Haben wir Mut, die eigene Männlichkeit zu entwickeln und zu leben d. h. gebotene Möglichkeiten zu ergreifen, um das Leben zu gestalten und Verantwortung für sich in allem zu übernehmen.“
Der heilige Ulrich, den das Bistum Augsburg nun rund ein Jahr lang mit dem sogenannten Ulrichsjubiläum feiert, habe sich durch sein Vertrauen auf Jesus Christus ausgezeichnet: „Jesus Christus, ist der wahre ‚Superheld‘ – aber nicht so, wie uns Helden in Fantasy- und Science-Fiction-Romanen begegnen, wie sie uns in Action- und Comicverfilmungen präsentiert werden: außergewöhnlich, vollen Einsatzes alles riskierend. Schauen wir ins Evangelium: Das ‚Heldenepos Jesu‘ ist keine ‚Aktionsgeschichte‘, sondern eine ‚Passionsgeschichte‘! Widerstandlos ließ Jesus sich verhaften und ans Kreuz schlagen; unschuldig erlitt er um unserer Sünden willen den Tod.“
„Der Kreuzestod Jesu ist aber, wie wir als Christen glauben, keine Geschichte des Scheiterns, sondern eine Erfolgsgeschichte durch Gottes Auferweckung in Jesu Christi“, erklärte Meier sogleich. „Es ist kein Sieg über das Böse mit ‚Pauken und Trompeten‘, sondern er wird offenbar in der ‚Wirkmacht des Karfreitags‘.“
„Jede Eigenschaft, die übertrieben wird, birgt in sich die ‚Gefahr der Untugend‘“, warnte der Bischof weiter. „So kann übertriebene Männlichkeit ausarten in Einbildung, Übermut, Leichtsinn, Anmaßung, Überheblichkeit bis hin zur Impertinenz. Deswegen bedarf es eines Gegenpols – eines Ausgleichs durch Klugheit und Maß, Gerechtigkeit und Bescheidenheit. Am Lebensbeispiel unseres Bistumspatrons sehen wir, was ‚wahres Heldentum‘ bedeutet: Mannhaftigkeit erweist sich in Taten der Liebe am Nächsten, Großmut und Demut bedingen einander, Aufgabe und Hingabe durchdringen sich gegenseitig.“
Direkt an die anwesenden Männer gewandt forderte Meier: „Hört in Euch hinein, auf Eure Berufung, hört hin auf die Stimme Gottes, auf das, was Gott mit Euch Großes vorhat, welche Aufgaben er für einen jeden bereithält. Bringt umgekehrt Eure Erfahrungen und Emotionen selbstbewusst und offen ‚ins Wort‘ – nicht nur am Stammtisch, sondern gerade auch in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Kirche.“