Kirchenrechtler Schüller verteidigt deutsche Theologen gegen Kritik von Fernández

Thomas Schüller
screenshot / YouTube / BR24

Der in Münster lehrende Kirchenrechtler Thomas Schüller hat der Kritik des neuen Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre widersprochen, wonach die Kirche in Deutschland „heute nicht über Theologen auf dem Niveau derer“ verfüge, „die in der Vergangenheit so beeindruckend waren“. Erzbischof Víctor Manuel Fernández hatte im Gespräch mit dem „National Catholic Register“ am Montag auch „ernste Probleme“ der Kirche in Deutschland angesprochen.

„Man fragt sich, ab wann Erzbischof Fernández im fernen Argentinien aufgehört hat, deutsche und europäische Theologie wahrzunehmen – zumal die zweifellos großen Theologen Karl Rahner und Joseph Ratzinger ja zunächst auch vom Lehramt sehr kritisch beäugt wurden“, sagte nun Schüller am Dienstag im Gespräch mit dem Online-Magazin „Kirche + Leben“.

Nichtsdestotrotz räumte er ein, es gebe „nicht mehr diese zwei, drei Leuchtgestalten, keine Schulenbildung um eine Person. Nein, die Theologie ist pluraler – und damit auch anschlussfähiger.“

Die Stärke der Theologie in Deutschland bestehe darin, so Schüller, dass sie „an staatlichen Universitäten getrieben wird. Damit sind wir herausgefordert, nicht in den nur eigenen kirchlichen vier Wänden wie in den kirchlichen Hochschulen zu leben, sondern uns mit den Fragen der Soziologie, der Naturwissenschaften, der Geisteswissenschaften, aber auch der Jurisprudenz auseinanderzusetzen.“

In Europa gebe es „ein Problem, unseren Glauben immer wieder zu inkulturieren“, sagte der Kirchenrechtler. „Das machen bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen wirklich schwer.“

Sodann kritisierte er Fernández und erklärte, „das plumpe Ausspielen von Neu-Evangelisierung und einer kritischen, von der Vernunft getragenen Theologie ist reiner Peronismus argentinischer Spielart. Da erinnere ich gern an Joseph Ratzinger, der gesagt hat: Glaube und Vernunft widersprechen sich nicht, sondern sie ergänzen sich im Idealfall. Johannes Paul II. greift das vor exakt 25 Jahren genau so in seiner Enzyklika ‚Fides et ratio‘ auf.“

In den Schriften von Papst Franziskus habe man es „eher mit einer Theologie zu tun, die auf hehre Vokabeln wie ‚Neu-Evangelisierung‘, ‚Synodalität‘, ‚Heiliger Geist‘ ausgerichtet, aber nicht von einer theologisch durchdachten Theologie gefüllt ist. Das ist das große Manko dieses Pontifikats. Augenscheinlich ist Fernández eine der tragenden Säulen in diesem pontifikalen Projekt. Dies würde für die Zukunft nichts Gutes verheißen.“

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