„Zunehmend rau und unversöhnlich“: Bischof Neymeyr über Stil kirchlicher Debatten

Bischof Ulrich Neymeyr
screenshot / YouTube / katholisch.de

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat in seiner Predigt bei der Bistumswallfahrt am Sonntag den Stil kirchlicher Debatten als „zunehmend rau und unversöhnlich“ charakterisiert.

„Bei den Debatten in den Synodalversammlungen bin ich mir mitunter vorgekommen wie bei einer Parlamentssitzung“, sagte Neymeyr. „Ich hoffe, dass der große internationale Prozess der Synodalität, den Papst Franziskus angestoßen hat, auch bei uns in Deutschland den Geist der Synodalität stärkt: den Geist, in dem jeder seine Überzeugung äußern kann, den Geist des Hinhörens und den Geist der Bereitschaft, seine Meinung zu ändern, um einen gemeinsamen Weg zu finden und vor allem den Geist der gläubigen Überzeugung, dass wir gemeinsam herausfinden müssen, welchen Weg der auferstandene Herr Jesus Christus mit seiner Kirche gehen möchte.“

„Wir dürfen uns in unseren Debatten und Diskussionen nicht die Heilige Schrift um die Ohren hauen oder die Lehre der Kirche wie eine Rüstung vor uns hertragen“, mahnte der Bischof.

Die „Überzeugung, dass der auferstandene Herr Jesus Christus im Heiligen Geist die Kirche leitet, wird in der katholischen Kirche sehr konkret durch ihre hierarchische Verfassung“, betonte er. „Manche empfinden diese hierarchische Verfassung der Kirche als Zumutung, die sie nicht akzeptieren wollen. Für andere ist es ermutigend, dass der Herr inmitten seiner Kirche getaufte und gefirmte Mitchristen durch das Sakrament der Weihe beauftragt, ihrem Glauben zu dienen und sie auf der Spur des Evangeliums zu halten.“

„Wenn Gottes Macht unsere Hoffnung auf Zukunft ist, dann heißt dies nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen, um Gott nicht in die Quere zu kommen“, erläuterte der Bischof von Erfurt. „Vielmehr hören wir immer wieder hin, was uns unser Glaube sagt zu den Herausforderungen, die sich unserer Gesellschaft und unserer Welt stellen.“

„Unser Glaube, dass Gott die Welt geschaffen und uns Menschen anvertraut hat, muss uns hellhörig machen für die Erkenntnisse und Mahnungen der Wissenschaftler und muss uns anspornen, dass jede und jeder Einzelne, aber auch die Kirche als Organisation zur Schonung und zum Erhalt der Schöpfung beiträgt“, forderte Neymeyr.

„Unser Glaube, dass die Zeugung eines Menschen Teilhabe am Schöpfungshandeln Gottes ist, prägt unseren Blick auf die Sexualität und unsere sexualmoralischen Einstellungen“, erklärte der Bischof. „Unser Glaube, dass Gott jeden Menschen erschaffen hat und auch den Feind nicht vom Erdboden verschlucken lässt, mahnt zu steter Mitmenschlichkeit und Toleranz, zu Friedfertigkeit und Versöhnungsbereitschaft.“

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