Kardinal Duka äußert sich über Dubia und die tiefe Krise der Kirche

Kardinal Dominik Duka OP
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Der tschechische Kardinal Dominik Duka OP hat erklärt, dass die Dubia, die er kürzlich dem Dikasterium für die Glaubenslehre bezüglich der „Spendung der Eucharistie an geschiedene Paare, die in einer neuen Verbindung leben“, vorgelegt hat, eine private Initiative waren, die der Weltkirche dienen sollte, indem sie den Mangel an Konsens in dieser Frage in den letzten Jahren behebe.

Er sprach mit der Zeitung „National Catholic Register“ nach der Veröffentlichung der Antworten des Dikasteriums Anfang Oktober, in dem sensiblen Kontext vor der Eröffnung der Weltsynode zur Synodalität, die derzeit im Vatikan noch bis zum 29. Oktober läuft.

Ohne sich zum Inhalt der Antworten zu äußern, betonte er, dass er sich „weder als progressiv noch als traditionalistisch“ definiere. Außerdem erinnerte er daran, dass er im Namen der tschechischen Bischofskonferenz gehandelt habe.

Die Initiative des ehemaligen Prager Erzbischofs – der eine Symbolfigur des Widerstands gegen die kommunistische Diktatur in der Tschechischen Republik ist – wurde von der tschechischen und italienischen Presse kritisiert, die sie größtenteils mit einer anachronistischen Widerstandsbewegung aus den Randgruppen der Kirche in Verbindung gebracht haben.

Der 80-jährige Prälat wehrte sich gegen diese Etikettierung und sprach auch über die Ursachen der tiefen Krise der Kirche als Institution, die seiner Meinung nach untrennbar mit der anthropologischen und spirituellen Krise des Westens verbunden ist, sowie über die Erneuerung des Glaubens, die er für das kommende Jahrhundert voraussieht.

Im Namen der tschechischen Bischöfe

Der Fragenkatalog, der dem Heiligen Stuhl im Namen der tschechischen Bischofskonferenz am 13. Juli vorgelegt wurde, sollte auch „anderen Diözesen in der Welt“ und damit der „Weltkirche“ helfen, sagte Duka dem „National Catholic Register“. „Ich habe dem Dikasterium alle Fragen gestellt, die in den Diskussionen innerhalb der tschechischen Bischofskonferenz auftauchten, nicht nur während der Vollversammlung, sondern auch hinter den Kulissen.“

Die Verwirrung und der Streit um die Sakramente für zivil geschiedene und wiederverheiratete Personen haben ihren Ursprung in der Familien-Synode von 2015, der Auslegung des nachsynodalen Apostolischen Schreibens „Amoris Laetitia“ sowie dem Brief des Papstes an die Bischöfe von Buenos Aires im Jahr 2016. Tatsächlich fanden einige Kirchenführer und Theologen in diesen Dokumenten Passagen, die im Widerspruch zur Morallehre der Kirche zu stehen scheinen und die nach Ansicht einiger noch nicht angemessen thematisiert wurden.

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Kardinal Duka bekräftigte die Bedeutung der unbedingten Loyalität zwischen den Bischöfen und dem Papst und betonte, die Bischöfe hätten „auch einen Anteil am Lehramt der Kirche“, wobei sie „immer dem Grundsatz ‚cum Petro et sub Petro‘ folgen“. Er vertrat in diesem Zusammenhang die Auffassung, dass diese Diskussionen intern hätten stattfinden müssen, ohne öffentlich gemacht zu werden.

„Ich halte mich weder für einen Progressisten noch für einen Traditionalisten“, fügte er hinzu und bezog sich dabei auf die Kritik, welche die Dubia in der Presse und in einigen vatikanischen Kreisen hervorgerufen haben. „Wir müssen der Lehre der Kirche über das Lehramt des Papstes, des Bischofskollegiums und des Zweiten Vatikanischen Konzils folgen“, erklärte er und wies darauf hin, dass „die Verlautbarungen des Papstes als Oberhaupt der Kirche den Glauben und die Moral betreffen – und nicht andere Angelegenheiten, wie etwa politische Fragen“.

Politik den gut ausgebildeten Laien überlassen

Kardinal Duka, der für seine Offenheit bekannt ist (insbesondere als er Benedikt XVI. im Jahr 2022 gegen die Kritik deutscher Kirchenführer an seinem Umgang mit Missbrauchsfällen als Erzbischof Jahrzehnte zuvor verteidigte, die er als „Verrat“ und „Verleumdung“ bezeichnete), glaubt, dass die derzeitigen Spannungen in der Kirche auch auf die übermäßige Einmischung der Hierarchie in weltliche Angelegenheiten in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen sind.

Für ihn hat der Zusammenbruch der bipolaren Welt von Washington und Moskau in den 90er Jahren mit dem Zerfall der Sowjetunion und dem daraus resultierenden politischen und wirtschaftlichen Chaos in der südlichen Hemisphäre dazu geführt, dass sich der Heilige Stuhl mit Themen wie dem Kampf gegen die Armut oder dem Schutz des Planeten zu sehr in die wirtschaftliche und politische Sphäre eingemischt hat, und zwar „manchmal auf eine Art und Weise, die mehr ideologisch als politisch rational ist“.

„Ich glaube, dass diese Fragen, auch die der Umwelt, ganz in den Händen der Gläubigen, der gebildeten Laien, der wissenschaftlichen und politischen Experten liegen sollten. Es besteht keine Notwendigkeit, bestimmte Dikasterien zu vergrößern, die diese Fragen mit gutem Willen angehen, aber in Wirklichkeit nichts lösen können“, sagte er. Daher sei es wichtig, die Ausbildung der Katholiken zu stärken, sowohl in den Bildungseinrichtungen der Kirche als auch außerhalb, um den großen Herausforderungen der heutigen Zeit begegnen zu können.

Konfrontation mit dem neuen Totalitarismus

Die größte dieser Herausforderungen ist seiner Ansicht nach die „Explosion der radikalen Säkularisierung“ im Westen von heute, die von Bewegungen verursacht werde, „welche die buchstäbliche Zerstörung der zeitgenössischen, im Wesentlichen christlichen westlichen Zivilisation anstreben“, die viele Institutionen korrumpiert und „eine fünfte Kolonne in einem Teil der Kirche“ gefunden hätten.

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Seiner Ansicht nach haben diese Bewegungen, die im „Wokeism“ und allen damit verbundenen minderheitenfreundlichen Ideologien gipfeln, ihren direkten Ursprung in der Zeit der sexuellen Revolution der 1970er Jahre und den revolutionären terroristischen Gruppen (wie den Roten Brigaden), die bis Anfang der 1980er Jahre in Europa wüteten.

„Diese philosophischen Strömungen, die den platonischen Utopismus, den Hegelschen Evolutionismus, den materialistischen Klassenkampf von Marx und die sexuelle Revolution von Freud miteinander verbinden, sind immer noch in einer Reihe von politisch-kulturellen Bewegungen im Westen präsent, insbesondere bei den Umweltschützern“, stellte er fest. „Viele Bischöfe, Theologen, Forscher und Politiker stimmen mit mir überein, dass diese neuen Bewegungen, die Papst Franziskus als ‚ideologische Kolonisierung‘ bezeichnet, sich immer weiter auf dem Weg zum Totalitarismus bewegen.“

Der Prälat kennt sich mit diesem Thema besonders gut aus, da er selbst Anfang der 80er Jahre in der Tschechoslowakei wegen seiner heimlichen religiösen Aktivitäten an der Seite des späteren Präsidenten Václav Havel inhaftiert war.

„In den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Fall des Kommunismus [im Jahr 1989] konnten die postsowjetischen Länder und ihre nationalen Kirchen dem Vormarsch dieser Ideologien widerstehen“, fuhr er fort. „Die neue Generation, die in einer Ära der Freiheit gelebt hat, ohne diese Erfahrung außerhalb des Zeugnisses ihrer Großeltern zu kennen, neigt jedoch dazu, sich von einem idealisierten Bild des Lebens unter dem Kommunismus verführen zu lassen, das die Mär einer klassenlosen Gesellschaft wäre, die von den Unsicherheiten des Lebens verschont bliebe.“

Während sich in Westeuropa die meisten protestantischen Gemeinden „faktisch schon vor vielen Jahren diesen Bewegungen angeschlossen haben“, sei es der katholischen Kirche bis in die jüngste Vergangenheit gelungen, den Schaden zu begrenzen, meinte er. „Leider haben die Auswirkungen der Globalisierung, die wechselnden Einflüsse von Ländern und Kontinenten innerhalb der katholischen Kirche, insbesondere durch Migrationswellen – von Menschen, aber auch von Ideen und Ideologien – ein totales Chaos geschaffen.“

Zwischen Krise, Stagnation und Erneuerung der Kirche

Die Auswirkungen dieser tiefgreifenden Krise der westlichen Zivilisation, die auch die Kirche nicht verschont, haben sich in den letzten Jahrzehnten auf verschiedene Weise manifestiert, angefangen bei der Geißel des sexuellen Missbrauchs, die Kardinal Duka zum Teil auf die größere „Toleranz gegenüber bestimmten Taten und ihren Tätern“ zurückführt, die aus der sexuellen Revolution resultiert, sowie auf die „Feigheit“ bestimmter Kirchenführer im Angesicht von „Druck der LGBT-Lobby“, die im letzten Jahrzehnt eine Art „Abwehrbollwerk“ für bestimmte Missbrauchstäter geschaffen hat.

Der Kardinal glaubt, dass diese tiefe Wunde das Entstehen von Protestbewegungen wie dem Synodalen Weg in Deutschland begünstigt hat, was auch den Prozess um die von Papst Franziskus gewünschte Weltsynode zur Synodalität beschleunigt haben könnte. Einige Beobachter vermuten sogar, dass diese Synode einberufen wurde, um diesen Rand der Kirche in Deutschland im globalen synodalen Prozess zu halten.

„Die Gründe für diesen synodalen Weg sind noch nicht genau bekannt, aber als Teilnehmer an mehreren Bischofssynoden muss ich zugeben, dass die Themen in gewisser Weise stagnierten und es schwierig war, neue synodale Themen zu finden“, sagte Kardinal Duka und drückte gleichzeitig seine Überzeugung aus, dass das 21. Jahrhundert eine Erneuerung des Glaubens und der Kirche markieren werde, vor allem angesichts der Intensität der Verfolgungen, welche die Gläubigen überall auf der Welt wie in der Kirche der ersten Jahrhunderte erleiden.

„Der Glaube, aus dem Hoffnung und Liebe fließen, ist die Quelle, aus der die Kirche des 21. Jahrhunderts leben wird“, fuhr der Kardinal fort. Er fügte dabei hinzu, sie werde „sicherlich auch den Frauen ihren vollen Platz geben“.

Indem er direkt über die Rolle der Frauen in der Kirche sprach, berief sich der Kardinal auf den heldenhaften Glauben großer Heiliger und Marias: „Man erinnere sich an die heiligen Sabina, Perpetua, Lucia, Clotilde, Gisela, Ludmila, Doubravka, Olga, Kunhuta. … Diese Frauen verkörperten die Wiege des Christentums in unseren Ländern.“ Er schloss: „Sie mögen keine weiblichen Diakone gewesen sein, sie mögen keine Priester gewesen sein, sie mögen keine Bischöfe gewesen sein, aber viele Bischöfe sollten sie definitiv ‚beneiden‘.“

Übersetzt und redigiert aus dem Original von „National Catholic Register“, einem wie CNA Deutsch zu EWTN News gehörenden Service.