Glaubens-Präfekt Fernández lobt „gesunde Auflösung der Autorität“

Kardinal Víctor Manuel Fernández
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Víctor Manuel Fernández, hat in einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite geschrieben, angesichts eines Missbrauchs von Autorität sei eine „gesunde Auflösung der Autorität“ notwendig gewesen.

Missbrauch – ob sexueller Natur oder im Sinne von Manipulation des Gewissens oder anderen Arten – sei „auf allen Ebenen viel häufiger geschehen, als wir angenommen hatten: von Priestern, die Nonnen missbrauchen, bis zu Männern, die ihre Hausangestellten missbrauchen.“

„Aber es gab auch eine verbale Gewalt, die allzu schnell bereit war, andere hart zu verurteilen, ohne Angst zu haben, sie zu verletzen und ihr Selbstwertgefühl zu zerstören“, ergänzte Fernández, der als „Ghostwriter“ von Papst Franziskus bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad hatte, bevor er im September das Dikasterium für die Glaubenslehre übernahm. Ausdrücklich erwähnte er in diesem Zusammenhang die Begriffe „Ehebrecher“, „Sodomiten“, „uneheliche Kinder“, „Degenerierte“ und „Sünder“.

Die Kritik an Autoritäten in der heutigen Zeit führe „zu einem gesunden Wandel in der Ausübung von Autorität, die heute zwei grundlegende Eigenschaften erfordert: Demut und Respekt vor den Menschen. Beide Eigenschaften sind ein Rahmen, der Missbrauch verhindert.“

Vor diesem Hintergrund könne man auch verstehen, „warum Papst Franziskus sagt, dass der Klerikalismus die Hauptursache für den Missbrauch in der Kirche ist, und nicht die Sexualisierung der Gesellschaft. Es hilft auch, die Forderung nach einer ‚synodalen‘ Kirche zu verstehen, in der Autorität nur im Kontext von Mitverantwortung und einer Vielfalt von Charismen verstanden wird.“

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„Es ist sehr gesund, jede Mystifizierung der Autorität oder die übertriebenen Zuschreibungen an bestimmte attraktive Führer, die zu angebeteten Führern werden, zu hinterfragen“, betonte Fernández. „Erinnern wir uns daran, was in den letzten Jahrzehnten mit den Gründern verschiedener Institute des geweihten Lebens, angeblichen Meistern der Rechtgläubigkeit, geschehen ist. Aber wir alle brauchen eine ernsthafte Gewissenserforschung.“

Der Kardinal stand nach seiner Berufung nach Rom in diesem Jahr selbst unter scharfer Kritik wegen seines Umgangs mit Missbrauch. So erklärte die Organisation „BishopAccountability.org“, die sexuellen Missbrauch durch Geistliche dokumentiert, „Fernández’ jüngster Umgang mit einem Fall von sexuellem Missbrauch durch Geistliche in seiner Heimaterzdiözese La Plata“ errege „große Besorgnis“.

In einer von Anne Barrett Doyle, der Co-Direktorin der Organisation, verfassten Erklärung hieß es, Fernández habe den Priester Eduardo Lorenzo angesichts von fünf Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs im Jahr 2019 „öffentlich verteidigt“ und unterstützt. Doyle sagte, Fernández habe dem Priester auch dann noch beigestanden, als ein Haftbefehl erlassen wurde und der Priester Selbstmord beging.

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„Er hielt den Priester im Gemeindedienst, selbst als immer mehr Betroffene auftauchten“, so Doyle. „Er zeigte eine rücksichtslose Bereitschaft, die Sicherheit von Kindern aufs Spiel zu setzen. Er zeigte Verachtung für die mutmaßlichen Opfer. Wenn seine Reaktion auf diesen Fall repräsentativ für seine Haltung gegenüber den Vorwürfen ist, wird er als Präfekt des [Dikasteriums für die Glaubenslehre] enormen Schaden anrichten.“