Papst Franziskus: „Entweder wir sind Missionare oder wir sind Drückeberger“

Papst Franziskus
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz am Mittwochmorgen die Gläubigen vor die Alternative gestellt: „Entweder wir sind Missionare oder wir sind Drückeberger.“ Konkret sprach er in seiner Reihe über den Eifer für die Evangelisierung über die Gestalt der ehrwürdigen Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl, die im 20. Jahrhundert lebte.

„Die 1904 geborene und 1964 verstorbene Sozialarbeiterin, Schriftstellerin und Mystikerin lebte mehr als 30 Jahre lang in den armen Arbeitervororten von Paris“, erinnerte der Papst. „Nach einer agnostischen Jugendzeit begegnete Madeleine im Alter von etwa 20 Jahren dem Herrn, beeindruckt durch das Zeugnis einiger gläubiger Freunde. Sie begab sich auf die Suche nach Gott, indem sie einem tiefen Durst, den sie in sich verspürte, Ausdruck verlieh, und erfuhr, dass die ‚Leere, die in ihr ihre Angst herausschrie‘, Gott war, der sie suchte.“

„Die Freude des Glaubens hat sie dazu gebracht, sich für ein Leben zu entscheiden, das ganz Gott gewidmet ist, im Herzen der Kirche und im Herzen der Welt, indem sie einfach das Leben der Menschen auf der Straße brüderlich teilt“, so Franziskus.

„Mit offenem Herzen ließ sich Madeleine vom Schrei der Armen und Ungläubigen herausfordern und verstand ihn als Herausforderung, die missionarische Sehnsucht in der Kirche neu zu wecken“, betonte Papst Franziskus. „Sie war der Meinung, dass der Glaube nicht auf eine ererbte Selbstverständlichkeit reduziert werden darf, da man sonst seine Schönheit und Neuartigkeit nicht erfassen und ihn nicht mit der Erfahrung der Ungläubigen in Einklang bringen kann.“

Außerdem sei Delbrêl der Ansicht gewesen, „dass der lebendige Gott des Evangeliums in uns brennen sollte, bis wir seinen Namen zu denen gebracht haben, die ihn noch nicht gefunden haben“.

„Schließlich lehrt uns Madeleine Debrêl noch etwas anderes“, fügte er hinzu, nämlich „dass man durch das Evangelisieren evangelisiert wird, dass man durch das Wort, das wir verkünden, verwandelt wird. Deshalb pflegte sie in Anlehnung an den heiligen Paulus zu sagen: ‚Wehe mir, wenn ich evangelisiere, aber mich nicht selbst evangelisiere.‘“

„Wenn wir dieses Zeugnis des Evangeliums betrachten, lernen auch wir, dass der Herr in jeder persönlichen oder gesellschaftlichen Situation oder in jedem Umstand unseres Lebens gegenwärtig ist und uns auffordert, unsere Zeit zu bewohnen, unser Leben mit anderen zu teilen, uns unter die Freuden und Sorgen der Welt zu mischen“, fasste Papst Franziskus zusammen. „Insbesondere lehrt er uns, dass auch ein säkularisiertes Umfeld für die Bekehrung hilfreich ist, weil der Kontakt mit den Ungläubigen den Gläubigen zu einer ständigen Überprüfung seiner Art zu glauben anregt und den Glauben in seiner Wesentlichkeit wiederentdeckt.“

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