Victoria Villarruel: Eine katholische Vizepräsidentin in der Heimat von Papst Franziskus

Victoria Villarruel
Wikimedia / Flickr (CC0)

Am 10. Dezember tritt sie als neue Vizepräsidentin Argentiniens an, der Heimat von Papst Franziskus: An der Seite des Ökonomen Javier Milei hat die Juristin Victoria Villaruel am vergangenen Sonntag die Wahlen gewonnen.

Die neu gewählte Vorsitzende der Partei La Libertad Avanza (LLA) und Parlamentsabgeordnete ist nicht nur als politische Aktivistin und Schriftstellerin bekannt, sondern auch dafür, dass sie ihren katholischen Glauben öffentlich bekennt und politische Maßnahmen kritisiert, die ihren Prinzipien zuwiderlaufen, wie z.B. die Abtreibung ungeborener Kinder.

Hier sind einige wichtige Fakten über die katholische Politikerin.

1. Sie ist praktizierende Katholikin

Villarruel ist 48 Jahre alt, stammt aus Buenos Aires und wurde am 13. April 1975 geboren. Obwohl sie sich normalerweise nicht zu ihrem Privatleben äußert, spricht sie offen über ihren Glauben: Sie erklärt, dass sie eine praktizierende Katholikin ist.

So hat die Abgeordnete im April dieses Jahres ihren Anhängern mit einer Nachricht auf Instagram ein frohes Osterfest gewünscht — und ein paar Monate später über ihren X-Account an den Tag der Jungfrau von Luján, der Schutzpatronin Argentiniens, erinnert.

Im Jahr 2019 postete sie außerdem ein Foto von ihrer Pilgerreise zur Basilika Unserer Lieben Frau von Luján.

In einem Interview mit ACI Prensa am 21. November erzählte der argentinische Priester Javier Olivera Ravasi, Leiter des katholischen Apologetik-Projekts Que no te la cuenten (QNTLC), dass er Villarruel vor eineinhalb Jahren persönlich in einer Kapelle kennengelernt habe.

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"Sie war Taufpatin bei einer Taufe. Sie hat eine sehr starke Persönlichkeit, ist entschlossen und die Tochter von Militärs. Ihr Vater war ein Klassenkamerad von mir auf der Militärschule, als wir jung waren. Sie ist eine praktizierende Katholikin", sagte der Priester.

Dem Geistlichen zufolge ist die Katholikin auch eine Anhängerin der traditionellen lateinischen Messe, die auch als "tridentinische" und "gregorianische" Messe bekannt ist als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als "Messe aller Zeiten" und "Alte Messe" (Vetus Ordo) — im Gegensatz zur in den 1970er Jahren eingeführten "Neuen Messe" (Novus Ordo).

Villaruel besuche Gottesdienste der Piusbruderschaft (SSPX), weil in ihrer Gegend dies der einzige Ort ist, an dem die "alte" Messe angeboten wird. Olivera betonte gleichzeitig, dass die neue Vizepräsidentin aber genauso die "neue" Messe in ihrer Heimat besuche. 

2. Sie kämpft gegen die Abtreibung 

In einem Interview mit der Zeitung El País — vor kurzem publiziert — betonte Villarruel, dass sie "für das Recht auf Leben" eintritt, "weil das Leben mit der Empfängnis beginnt".

Sie bekräftigte, dass dies "keine Frage der Religion" ist, sondern der "reinen Biologie".

Während des Wahlkampfes sprach sich die Juristin zudem für die Aufhebung des 2020 verabschiedeten Abtreibungsgesetzes aus, das als "Gesetz über den Zugang zum freiwilligen Schwangerschaftsabbruch" bekannt ist.

Kurz vor ihrer Wahl wiederholte Villaruel, dass das Thema zwar angesichts der akuten wirtschaftlichen Probleme nicht sofort wieder debattiert werden kann — aber auf den Tisch müsse.

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Diese Haltung ist nicht neu: Am 8. Juli 2018 nahm Villarruel an einer heiligen "Messe für das Leben" in der Basilika Unserer Lieben Frau von Luján teil, als das Land im Kongress über die Legalisierung der Abtreibung debattierte.

Pater Ravasi sagte, dass die Aufhebung des Abtreibungsgesetzes "schwierig sein wird, weil es durch den Kongress gehen muss und ihre Partei jetzt keine Mehrheit hat. Aber zumindest werden sie sicher versuchen, sich nach und nach für dieses Ziel einzusetzen". 

3. Sie setzte sich im Wahlkampf gegen Einführung einer Homo-"Ehe" ein

Villaruel hat betont, dass sie die eingetragene Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare für die richtige Lösung hält, weil die Ehe eine Institution sei, die "mehr mit Religion zu tun hat", wie sie im Mai in einer TV-Sendung sagte.

Darauf erwiderte der Moderator, dass die Ehe nichts mit der Religion zu tun habe, sondern "eine Frage des Zivilrechts" sei.

Villarruel erwiderte: "Ja, natürlich [ist die Ehe eine Frage des Zivilrechts]." Gleichzeitig habe sie aber ihren Ursprung im sakramentalen Bund von Mann und Frau, wie Ehe aus religiöser Sicht verstanden wird.  

Es gehe darum, dass alle Bürger das gleiche Recht vor dem Gesetz haben — und dies sei mit der staatlichen Anerkennung einer zivilen Partnerschaft garantiert, betonte sie weiter.

Damit habe Villaruel vielen Argentiniern aus der Seele gesprochen, welche die Familie wieder in den Mittelpunkt der Politik gestellt sehen wollen, erklärte am 21. November Martín Zeballos — Rechtsanwalt und ehemaliger Kandidat für La Libertad Avanza in Buenos Aires — gegenüber ACI Prensa. 

4. Sie stammt aus einer Offiziersfamilie und setzt sich für Opfer von Terrorismus ein

Villaruels Vater, Eduardo Marcelo Villarruel, kämpfte unter anderem im Falkland-Krieg gegen das Vereinigte Königreich — und sie wird auch deshalb von Wählern als überzeugte Patriotin wahrgenommen, so Zeballos: In Argentinien wird der Falkland-Konflikt als "Guerra de las Malvinas" bezeichnet und hat eine tiefe nationale Bedeutung.

Der auch als "Falklandkrise" bekannte Krieg fand im Jahr 1982 statt, als Argentinien versuchte, die Falklandinseln zu besetzen, ein britisches Überseegebiet. Das Land wollte damit seine territorialen Ansprüche auf die Inseln durchsetzen, die in Argentinien Malwinen — Islas Malvinas — genannt werden.

Dieser Krieg war nicht nur ein militärischer Konflikt, sondern auch Ausdruck des argentinischen Nationalstolzes und des Wunsches, eine angebliche historische Ungerechtigkeit zu korrigieren. Die rasche Niederlage Argentiniens hatte weitreichende Folgen, unter anderem den Sturz der Militärjunta, die das Land regierte.

Bis heute ist der Anspruch auf die Falklandinseln ein zentraler Aspekt der argentinischen Außenpolitik und ein Symbol für den Kampf um Souveränität und nationale Identität. Im Jahr 2013 stimmten 99,8 Prozent die Bewohner der Inseln jedoch dafür, britisch zu bleiben.

Seit 2006 ist Villaruel zudem die Präsidentin des Zentrums für Terrorismusstudien — einer Organisation, die sich für die Anerkennung der Opfer von Terror-Gruppen in den 1970er-Jahren einsetzt. Es gehe ihr um "Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung", so die Politikerin, die weltweit Vorträge über Menschenrechte und die Opfer von Terrorismus gehalten hat.

Im Jahr 2014 veröffentlichte sie, als Ko-Auitorin, das Buch Los otros muertos ("Die anderen Toten"), das die Geschichten der Opfer des Terrorismus der 1970er-Jahre erzählt. 

Am 25. September 2023 veröffentlichte Villarruel auf Instagram Bilder ihrer Teilnahme an der Messe zum Gedenken an den ehemaligen Vorsitzenden des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes Argentiniens, José Ignacio Rucci, der vor 50 Jahren von den Montoneros, einer linken Guerillagruppe in Argentinien, ermordet wurde. Die heilige Messe wurde in der Kathedrale von Buenos Aires gefeiert.

Ebenfalls im Juni 2023 teilte sie in den sozialen Netzwerken mit, dass sie an einer Messe zum Geburtstag von Argentino del Valle Larrabure teilnahm, der 1975 von der marxistischen "Revolutionären Volksarmee" (ERP) entführt, über ein Jahr lang gefoltert und schließlich ermordet wurde.

Ein Jahr zuvor hatte der Vatikan der Aufnahme des Heiligsprechungsverfahrens des ermordeten Militärs und Familienvaters zugestimmt.

Walter Sanchez Silva trug zur Berichterstattung bei. Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur ACI Prensa.