Welche Buße ein ehemaliger päpstlicher Beichtvater dem Pontifex heute geben würde

Papst Franziskus beichtet im Petersdom (Archivbild)
L’Osservatore Romano

Der 91-jährige Franziskaner Otmar Egloff hat über seine Zeit als Beichtvater von Papst Franziskus berichtet – natürlich ohne das Beichtgeheimnis zu brechen, wie es sich für einen Priester gehört.

Er sei am Ende des Pontifikats von Papst Johannes Paul II. nach Rom in den Lateran gekommen, erinnerte sich Bruder Otmar im Gespräch mit kath.ch. Auch Papst Benedikt habe er in der Ewigen Stadt erlebt.

„Dann wollte man etwas ändern, dass die Päpste auch mal an anderen Orten beichten gehen und andere Seelsorge erfahren“, sagte der Priester. „Papst Franziskus führte das ein. Kaum war ich im Dienst, hiess es schon: Morgen kommt der Papst zu dir beichten! Mein Vorgänger hatte vergebens darauf gewartet, und bei mir geschah es gleich zu Anfang.“

„Das einzig Besondere war, dass mein Beichtstuhl vorher sehr gründlich geputzt wurde“, sagte Bruder Otmar lachend. „Wenn du am Morgen zum Beichtstuhl kommst und siehst eine ganze Equipe, die deinen Beichtstuhl putzt und schrubbt, ist das ja schon Besonderes. Sonst ging ich da selbst mit einem Lappen Staub wischen.“

„Besonders war auch, dass Papst Franziskus öffentlich kniend beichtete und nachher meinen Beichtstuhl zum Beichten der Priester benutzte“, so der Franziskaner weiter.

Wie jeder andere Pönitent bekomme auch der Papst eine Bußaufgabe: „Wenn man die Pönitenten nicht kennt, sind es Gebetsbussen. Nur bei längeren Begleitungen kann man auch etwas Individuelleres aufgeben.“

Und welche Buße würde Papst Franziskus heute von ihm bekommen? „Heute würde ich dem Papst eine andere Bussaufgabe geben. Eine Busse der Zunge (lacht). Seine Zunge ist manchmal zu schnell.“

Aus seiner langen Erfahrung als Beichtvater erzählte Bruder Otmar auch, Zölibat und Missbrauch hätten eigentlich nichts miteinander zu tun: „Es liegt eher daran, dass man aufgrund von Priestermangel auch ungeeignete Kandidaten aufgenommen hat. Pädophilie ist eine schwere Störung und Untat.“

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Gefragt, ob man mit Mitte 20 schon wissen könne, ob man das ganze Leben ehelos verbringen könne, sagte der Franziskaner: „Das weiss man doch. Man weiss, ob man Beziehungen hatte, eine Partnerschaft ersehnt oder nicht. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen muss erfolgen. Das hatte man wohl zu wenig thematisiert. Für mich war immer wichtig, den jeweiligen Priestern und Kandidaten weiterzuhelfen, gegebenenfalls auch abzuraten.“

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