Polen Bischöfe: „Kirche kann homosexuelle Verbindungen nicht segnen“

Erzbischof Stanisław Gądecki bei der Bischofssynode am 16. Oktober 2018.
Polnische Bischofskonferenz

Die Bischöfe in Polen haben die Möglichkeit ausgeschlossen, „gleichgeschlechtliche Partnerschaften“ zu segnen. Sie unterscheiden diese weiter von der Segnung von Personen mit homosexuellen Neigungen, sofern diese „in völliger Abstinenz“ von sexuellen Aktivitäten leben.

Die polnische Bischofskonferenz veröffentlichte dazu am 21. Dezember eine Stellungnahme, drei Tage nachdem das Dikasterium für die Glaubenslehre im Vatikan eine Erklärung herausgegeben hatte, die nicht-liturgische Segnungen von „gleichgeschlechtlichen Paaren“ erlaubt.

Die polnischen Bischöfe kritisierten nicht direkt den Text von Kardinal Victor „Tucho“ Fernandez, auch wenn sie dessen Vorstoß mit einem Verweis auf eine frühere Klarstellung aus dem Vatikan unterbinden.

„Als Antwort auf die Frage: Hat die Kirche die Autorität, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen? Lautet die Antwort: Negativ“, schreiben die polnischen Bischöfe, die damit das bekannte „Responsum“ der Glaubensbehörde vom März 2021 zitieren.

Die polnischen Bischöfe stellen fest: „Da die Ausübung sexueller Handlungen außerhalb der Ehe, d. h. außerhalb der unauflöslichen Verbindung von Mann und Frau, die für die Weitergabe des Lebens offen ist, immer ein Verstoß gegen den Willen und die Weisheit Gottes ist, die im sechsten Gebot des Dekalogs zum Ausdruck kommen, können Menschen, die in einer solchen Beziehung leben, keinen Segen erhalten“.

Die Erklärung fügt explizit hinzu: „Dies gilt insbesondere für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen.“

Die Bischöfe betonen weiter, dass es „praktisch unmöglich ist, Verwirrung und Skandal zu vermeiden“, wenn die Kirche homosexuelle Beziehungen segnet, dass weiterhin aber „Einzelpersonen, die in völliger Enthaltsamkeit leben“, einen Segen „auf private Weise, außerhalb der Liturgie und ohne jegliche Analogie zu sakramentalen Riten“ erhalten können. Damit werde auch der verwirrende Eindruck vermieden, „dass dies eine Billigung gleichgeschlechtlicher Beziehungen bedeutet.“

„Eine Segnung ist sinnvoll, wenn eine Person in gutem Glauben darum bittet, d. h. wenn sie ihr Leben in Übereinstimmung mit Gottes Willen, der in den Geboten zum Ausdruck kommt, gestalten will“, heißt es in der Erklärung. „Der Segen soll einer Person helfen und sie darin stärken, sich von der Sünde zu lösen und ein gutes Leben zu führen.“

Die polnische Bischofskonferenz erinnert wiederholt daran, dass der Vatikan noch im Jahr 2021 eine Segnung homosexueller Partnerschaften kategorisch ausgeschlossen hat, weil die Kirche einen solchen Segen gar nicht spenden könne. Weiter betont die Bischofskonferenz, dass auch das neue Schreiben „in keiner Weise die gegenwärtige Lehre der Kirche in Bezug auf Ehe und Familie ändert.“

Zweifel und wachsender Widerstand

Die auf italienisch geschriebene Erklärung des Vatikans mit dem lateinischen Titel Fiducia Supplicans wurde am Montag veröffentlicht. Sie vermeidet einerseits, der bisherigen Lehre der Kirche zu widersprechen und räumt sogar ein, dass es keine liturgischen Segnungen homosexueller Verbindungen geben kann.

Der Text erlaubt jedoch wörtlich „spontane“ Segnungen für „gleichgeschlechtliche Paare“, die „keine Legitimation für ihren eigenen Status beanspruchen, sondern darum bitten, dass alles, was in ihrem Leben und in ihren Beziehungen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird.“

Der Erklärung zufolge ist dies „eine echte Weiterentwicklung dessen, was im Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über Segnungen gesagt wurde.“

In einem neuen Interview sagte Kardinal Fernandez am Samstag, es werde zwar das Paar gesegnet, aber nicht die Verbindung zwischen den beiden. Deshalb ändere sein Vorstoß auch nicht die Lehre der Kirche. 

Fernandez wörtlich: „Paare werden gesegnet. Die Verbindung wird nicht gesegnet, aus den Gründen, die in der Erklärung wiederholt über die wahre Bedeutung der christlichen Ehe und der sexuellen Beziehungen erläutert werden.“ 

Tatsächlich bestreiten Theologen diese These: Helmut Hoping etwa bezeichnete in der Tagespost die Trennung von liturgischen und pastoralen Formen des Segens als „kunstvollen Trick“. Hier werde Kontinuität vorgetäuscht, wo es keine gebe, warnte Hoping.

Gleichzeitig weigert sich eine wachsende Zahl von Bischöfen, die „Erklärung“ umzusetzen, während andere debattieren, was damit konkret gemeint ist.

Bischöfe in mehreren anderen Ländern haben in den vergangenen Tagen die Möglichkeit der Segnung homosexueller Paare in ihrem Zuständigkeitsbereich ausgeschlossen. Dazu gehören die Bischofskonferenzen in Malawi, Sambia, Simbabwe und Kamerun, die eine Umsetzung von Fiducia Supplicans strikt ablehnen.

Die Erzdiözese Astana, Kasachstan, lehnte ebenfalls jede Umsetzung ab. 

In vielen weiteren Ländern wie den Vereinigten Staaten, den Philippinen, der Ukraine, Ghana, Kenia und anderen mahnten die Bischöfe zur Vorsicht bei der Umsetzung des Dokuments, um jegliche Verwirrung zu vermeiden, die dazu führen könnte, dass Menschen fälschlicherweise glauben, die Kirche erlaube homosexuelle Aktivitäten.

Ob damit „spontane Segnungen“ überhaupt in einer Weise möglich sind, wie sie der Vorstoß von Papst Franziskus und Kardinal Fernandez beschreibt: Das wird innerkirchlich stark bezweifelt und debattiert.

Bislang haben nur einige Bischöfe in Mittel- und Westeuropa den Vorstoß aus dem Vatikan begrüßt, darunter aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Dort werden jedoch bereits homosexuelle Verbindungen auf eine Weise gesegnet, die der Vatikan mit seinem Schreiben explizit verbietet, und der deutsche Synodale Weg aber fordert und umsetzen will: Als liturgische Handlungen. 

Darüber will der Leiter der Glaubensbehörde nun vor Ort in Deutschland mit den Bischöfen sprechen.  

Übersetzt und redigiert aus dem Original der Partneragentur CNA.

 
 

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