Die letzte "Hexe" von Boston starb, weil sie von ihrem katholischen Glauben nicht abschwor

Eine Lithographie des Jahres 1892 der Hexenprozesse von Salem
Library of Congress

Hexen haben als vermeintlich harmloser Spaß Konjuktur an Halloween. Aber wie bei diesem Tag ist der christliche Hintergrund oft unbekannt. So war etwa die letzte Person, die wegen Hexerei in Boston gehängt wurde, möglicherweise eine katholische Märtyrerin.

In den 1650er Jahren wurde die Irin Ann Glover und ihre Familie versklavt und auf die Insel Barbados verkauft, so wie etwa 50.000 weitere Iren während der brutalen Besatzung und Unterdrückung durch England unter dem Protestanten Oliver Cromwell, der in Irland bis heute als blutrünstiger Diktator verhasst ist. 

Katholische Sklaven aus Irland

Nur wenig ist über Ann Glover und ihre Geschichte wissenschaftlich vebürgt, außer dass sie auf jeden Fall Irin war, und auf jeden Fall katholisch. Laut einem Artikel der Zeitung "Boston Globe" ist sogar unsicher, ob Ann ihr richtiger Name war: Versklavte Leibeigene wurden oft gezwungen, die Namen ihrer Herren anzunehmen.

Auf der karibischen Insel Barbados wurde Anns Ehemann getötet – angeblich weil er sich weigerte, seinem katholischen Glauben abzuschwören. Ab dem Jahr 1680 lebte Ann mit ihrer Tochter in Boston, und arbeitete als Haushälterin und Kindermädchen für die Familie eines John Goodwin.

Pater Robert O'Grady, Leiter des Archivs der Erzdiözese Boston, sagte CNA, dass nach einigen Jahren der Arbeit für die Goodwins Ann Glover erkrankte, und mit ihr vier der fünf Goodwin-Kinder.

"Sie starb als Katholikin"

Ein Arzt kam angeblich zu dem Schluss, dass "nichts anderes als eine höllische Hexerei der Ursprung dieser Krankheiten sein konnte", und eine der Töchter von John Goodwin bestätigte dies, insofern sie angab, nach einem Streit mit Ann Glover erkrankt zu sein.

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Der berüchtigte "Reverend" Cotton Mather, Harvard-Absolvent und einer der Haupttäter während der Hexenprozess-Hysterie jener Jahre, bestand darauf, dass Ann eine Hexe sei und brachte sie vor Gericht, im letzten Hexenprozess der Stadt Boston. Es war das Jahr 1688.

Im Gerichtssaal weigerte sich die irische Ann, Englisch zu sprechen und beantwortete stattdessen Fragen in ihrer Irisch-Gälischen Muttersprache. Um zu beweisen, sie eine Hexe war, forderte Cotton Mather die Angeklagte auf, das Vaterunser zu beten. Sie tat dies, aus mangelnder Bildung, in einer Mischung aus Gälisch und Latein.

"Cotton Mather würde etwas davon erkannt haben, denn natürlich war es zu jener Zeit ein Bestandteil der Ausbildung eines Pastors, klassische Sprachen zu studieren, insbesondere Latein und Griechisch", sagte Pater O'Grady.

"Aber weil sie das Gebet mit Gälisch vermischte, wurde dies als Beweis gesehen, dass sie besessen sei, weil sie das Latein verunstaltete."

Angeblich sagte der Bostoner Kaufmann Robert Calef, der Ann noch zu Lebzeiten kannte, dass sie "eine verachtete, verrückte, arme alte Frau war, eine irische Katholikin, die angeklagt war, die Goodwin angesteckt zu haben. Ihr Verhalten bei ihrem Prozess war wie abwesend. Sie taten ihr grausam Unrecht. Die Beweisführung gegen sie war völlig unzureichend. Die Jury sprach sie schuldig. Sie starb am Strick. Sie starb als Katholikin. "

Mather sprach Ann schuldig, eine "götzendienerische Römische Katholickin [sic]" und eine Hexe zu sein. Am 16. November 1688 wurde sie auf dem Boston Common hingerichtet. Heute, nur 15 Minuten zu Fuß entfernt, erinnert eine Gedenktafel an der Pfarrei Unserer Lieben Frau vom Sieg an ihr Martyrium. Die Inschrift lautet:

"Nicht weit von hier, am 16. November 1688, wurde die Haushälterin Ann Glover, eine ältere irische Witwe, als Hexe gehängt, weil sie sich weigerte, ihren katholischen Glauben aufzugeben. Nachdem sie aus ihrer Heimat Irland nach Barbados mit ihrem Mann deportiert wurde, der dort wegen seiner eigenen Treue zum katholischen Glauben starb, kam sie nach Boston, wo sie seit mindestens sechs Jahren lebte, bevor sie zu Unrecht zum Tode verurteilt wurde. Dieses Mahnmal wurde errichtet, um "Goody" Glover zu gedenken, als erste katholische Märtyrerin in Massachusetts."

Die Tafel wurde in der Kirche im Jahr 1988, 200 Jahre später, am Tag ihrer Hinrichtung installiert. Es ist eien Gabe des Ordens der Alhambra, einer katholischen Bruderschaft, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht das Gedenken an katholische Persönlichkeiten, Orte und Ereignisse zu pflegen. Der Stadtrat von Boston taufte zudem den 16. November zum "Goody Glover Tag", um die Ungerechtigkeit gegen die Katholikin zu verurteilen.  

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Ann Glover ist noch keine offizielle Märtyrerin des Glaubens, und es läuft auch noch kein Heiligsprechungsverfahren – was unter anderem daran liegt, dass ihre Geschichte im Laufe der Zeit verblasst ist, sagt Pater O'Grady. Zudem sei zu jener Zeit die Zahl der Katholiken in Boston sehr gering gewesen, so dass Anns Martyrium auf wenig Interesse stieß.

Ann Glovers Urteil war Vorläufer für die berüchtigten Hexenprozesse von Salem im Jahre 1692, bei denen 19 Männer und Frauen wegen Hexerei gehängt wurden, und bei denen Reverend Cotton Mather und seine antikatholischen Vorurteile eine wichtige Rolle spielen sollten.

Dieser Artikel erschien in einer ersten Fassung am 31. Oktober 2015.

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