Frieden, Lebensschutz, Gender: Papst Franziskus spricht vor Diplomatischem Korps

Papst Franziskus vor dem Diplomatischen Korps am 8. Januar 2024
Vatican Media

Papst Franziskus hat in einer Ansprache vor dem beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps am Montag das neue Jahr eingeläutet und betont, es beginne nicht friedlich, sondern „mit Konflikten und Spaltungen“. Derzeit hat der Heilige Stuhl mit mehr als 180 Staaten diplomatische Beziehungen.

Thematisch nahm Frieden einen großen Raum der umfangreichen Ansprache ein, die unter dem biblischen Motto „Selig, die Frieden stiften“ stand. Es sei „die Aufgabe des Heiligen Stuhls, innerhalb der internationalen Gemeinschaft eine prophetische Stimme zu sein und an das Gewissen zu appellieren“, erinnerte der Pontifex.

Mit Blick auf die Lage im Heiligen Land sagte Franziskus: „Ich wiederhole meine Verurteilung dieser Aktion und aller Formen des Terrorismus und Extremismus: Dadurch werden die Probleme zwischen den Völkern nicht gelöst, sondern vielmehr verschärft, was überall Leid verursacht.“

„Ich hoffe, dass die Internationale Gemeinschaft entschlossen die Zwei-Staaten-Lösung, einen israelischen und einen palästinensischen Staat sowie einen international garantierten Sonderstatus für die Stadt Jerusalem, verfolgen wird, damit Israelis und Palästinenser endlich in Frieden und Sicherheit leben können“, führte er aus.

Im Nahen Osten verwies Papst Franziskus auch auf die Lage in Syrien und im Libanon.

„Leider hat nach fast zwei Jahren des groß angelegten Krieges der Russischen Föderation gegen die Ukraine der ersehnte Frieden immer noch nicht den Weg in die Köpfe und Herzen gefunden, trotz der zahlreichen Opfer und der enormen Zerstörung“, sagte der Pontifex weiter. „Einen Konflikt, der sich zum Nachteil von Millionen von Menschen immer mehr verfestigt, kann man nicht weiter andauern lassen, sondern man muss dieser Tragödie unter Beachtung des Völkerrechts auf dem Verhandlungsweg ein Ende setzen.“

Zu Afrika hieß es, man habe „das Leid von Millionen von Menschen vor Augen, die unter den vielfältigen humanitären Krisen leiden, in denen sich verschiedene Länder südlich der Sahara befinden. Diese sind bedingt durch den internationalen Terrorismus, die komplexen soziopolitischen Probleme und die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, zu denen noch die Folgen von Militärputschen in einigen Ländern und von bestimmten Wahlprozessen kommen, die von Korruption, Einschüchterung und Gewalt geprägt sind.“

In Südamerika gebe etwa „die Situation in Nicaragua Anlass zur Sorge: eine anhaltende Krise mit schmerzhaften Folgen für die gesamte nicaraguanische Gesellschaft und insbesondere für die katholische Kirche. Der Heilige Stuhl hört nicht auf, zu einem respektvollen diplomatischen Dialog zum Wohle der Katholiken und der gesamten Bevölkerung aufzurufen.“

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Papst Franziskus schnitt zahlreiche Problemlagen auf der Welt an, betonte aber, dies sei „kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit“ geschehen. Tatsächlich gebe es „eine zunehmend zerrissene Welt“.

Die internationale Gemeinschaft müsse sich „stärker für den Schutz und die Umsetzung des humanitären Völkerrechts einsetzen, da dies der einzige Weg ist, die Menschenwürde in kriegerischen Konfliktsituationen zu schützen“, forderte Franziskus. „Vielleicht ist uns nicht klar, dass zivile Opfer keine ‚Kollateralschäden‘ sind. Es sind Männer und Frauen mit Vor- und Nachnamen, die ihr Leben verlieren. Es sind Kinder, die zu Waisen werden und um ihre Zukunft gebracht werden. Es sind Menschen, die hungern, dürsten und frieren, oder die durch die Wirkung der modernen Waffen verstümmelt werden.“

Ausdrücklich betonte Franziskus: „Ich wiederhole noch einmal, dass es unmoralisch ist, Atomwaffen herzustellen und zu besitzen.” Um Kriege zu verhindern, gelte es jedoch nicht nur, „die Kriegsmittel zu beseitigen“, sondern auch „die Ursachen der Kriege“, etwa Hunger oder die „Klima- und Umweltkrise“. Migration sei auch auf diese Ursachen zurückzuführen.

Der Weg des Friedens erfordere „die Achtung vor dem Leben, vor jedem menschlichen Leben, angefangen bei dem des ungeborenen Kindes im Mutterleib, das weder beseitigt noch zu einem Objekt der Kommerzialisierung gemacht werden darf“, erklärte Papst Franziskus. „In diesem Zusammenhang halte ich die Praxis der sogenannten Leihmutterschaft für verwerflich, da sie die Würde der Frau und des Kindes schwer verletzt. Sie basiert auf der Ausnutzung der materiellen Notlage der Mutter. Ein Kind ist immer ein Geschenk und niemals ein Vertragsgegenstand. Ich plädiere daher dafür, dass sich die internationale Gemeinschaft für ein weltweites Verbot dieser Praxis einsetzt. Das menschliche Leben muss in jedem Moment seiner Existenz bewahrt und geschützt werden. Gleichzeitig stelle ich mit Bedauern fest, dass sich vor allem im Westen eine Kultur des Todes ausbreitet, die im Namen eines vorgetäuschten Mitleids Kinder, Alte und Kranke aussondert.“

Die Bestrebungen, neue Menschenrechte einzuführen, „die nicht ganz mit den ursprünglich definierten übereinstimmen und nicht immer akzeptabel sind“, hätten „zu ideologischen Kolonisierungen geführt, unter denen die Gender-Theorie eine zentrale Rolle spielt, die sehr gefährlich ist, weil sie mit ihrem Anspruch, alle gleich zu machen, die Unterschiede auslöscht. Solche ideologischen Kolonisierungen dienen nicht der Schaffung von Frieden, sondern führen vielmehr zu Wunden und Spaltungen zwischen den Staaten.“

Als Mittel zum Frieden verwies der Pontifex auf den Dialog, der „Geduld, Beharrlichkeit und die Fähigkeit zuzuhören“ erfordere. Der interreligiöse Dialog, „der zuallererst den Schutz der Religionsfreiheit und die Achtung von Minderheiten erfordert“, spiele dabei eine besondere Rolle.

„Besonders besorgniserregend ist die Zunahme antisemitischer Akte in den letzten Monaten, und ich möchte noch einmal betonen, dass dieses Übel aus der Gesellschaft ausgemerzt werden muss, vor allem durch Erziehung zur Geschwisterlichkeit und zur Akzeptanz des Anderen“, sagte Franziskus. „Ebenso besorgniserregend ist die Zunahme der Verfolgung und Diskriminierung von Christen, vor allem in den vergangenen zehn Jahren. Dabei geht es – auf zwar unblutige, aber doch gesellschaftlich relevante Weise – nicht selten um eine schleichende Marginalisierung und den Ausschluss vom politischen und sozialen Leben und von der Ausübung bestimmter Berufe selbst in traditionell christlichen Gebieten. Insgesamt erfahren mehr als 360 Millionen Christen weltweit ein hohes Maß an Verfolgung und Diskriminierung aufgrund ihres Glaubens, und immer mehr sind gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen.“

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