Vatikanstadt - Freitag, 12. Januar 2024, 13:00 Uhr.
Der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Víctor Manuel Fernández, hat in einem neuen Interview betont: „Segnungen im Sinne von ‚pastoralen‘ Segnungen, nicht von liturgischen Segnungen, können weder sakrilegisch noch gotteslästerlich sein, denn es ist klar, dass sie weder etwas sanktionieren, noch qualifizieren, noch autorisieren, noch anerkennen.“
Fernández sprach mit der Zeitung „La Stampa“ am Donnerstag über seine von Papst Franziskus unterzeichnete Erklärung Fiducia supplicans über „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“. Derartige Segnungen seien „unabhängig von der Situation der einzelnen oder zweier Personen oder Gruppen. […] Vielleicht muss dieser Punkt noch einmal hervorgehoben werden.“
„Für mich hingegen wäre es ein Sakrileg oder eine Blasphemie, die Kommunion mit Hass im Herzen zu empfangen, oder zu akzeptieren, dass ein Mensch nur wegen seiner sexuellen Orientierung eingesperrt oder ermordet wird, oder in Frieden mit Gott zu leben, während andere zu Tode leiden“, so Fernández. Solche Haltungen „sind ein schweres Vergehen gegen den Gott der Liebe. Sie sind gotteslästerlich.“
Die Pressemitteilung, mit der Fernández Anfang Januar eine Klarstellung von Fiducia supplicans versuchte, klinge „wie eine Katechese für Jugendliche, das verstehe ich, aber da einige Leute geschrieben haben, dass sie nicht verstanden haben, wie diese ‚pastoralen‘ Segnungen konkret ablaufen sollen, hielten wir es für notwendig, ein besonders deutliches Beispiel zu geben, um keine Zweifel zu lassen.“
„Und eines der Merkmale der nicht rituellen Einfachheit dieser Segnungen ist ihre Dauer“, führte der Kardinal aus. „Ich wusste, dass man sich über dieses 15-Sekunden-Detail lustig machen würde, aber ich bin das Risiko eingegangen, um deutlich zu machen, dass mit diesen Segnungen die Welt nicht untergeht.“
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Die Pressemitteilung hatte einen Beispieltext für eine Segnung vorgestellt – die allerdings nicht ein „Paar“ segnete, sondern ein Kreuzzeichen zunächst über die eine, dann über die andere Einzelperson vorsah – und betont, es handle sich um „eine Angelegenheit von 10 oder 15 Sekunden“.
Im Gespräch mit „La Stampa“ sagte Fernández: „Wenn ein Paar eine Pilgerreise unternimmt und in seiner geliebten Kirche ankommt, empfängt es dort einen Segen, auch wenn es weiß, dass es keine Absolution ist: Es ist wie eine Liebkosung von Gott, wie ein frischer Wind, den die Kirche den beiden Pilgern schenkt. Warum nicht?“
Er selbst habe im Zuge von Fiducia supplicans „drei Mal“ einen Drohbrief erhalten, so der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre. „Das Gefühl, gehasst zu werden, ist nicht schön. Vor allem, weil es keine so schrecklichen Elemente gibt, die diese Härte rechtfertigen. Aber ich komme zurecht.“
„Das Problem ist, dass die Einheit und Harmonie der Kirche verletzt wird“, sagte Fernández. „Es ist jedenfalls nicht so, dass diese Dokumente Spaltungen verursachen, sie bringen sie nur zum Vorschein, sie bringen Aufrichtigkeit.“