Heute vor 80 Jahren wurde das Kloster Monte Cassino im Zweiten Weltkrieg zerstört

Das Kloster auf dem Berg von Monte Cassino
Das Kloster auf dem Berg von Monte Cassino
Rudolf Gehrig
Der Innenhof des Klosters
Der Innenhof des Klosters
Rudolf Gehrig
Zerstörung des Klosters während des 2. Weltkrieges
Zerstörung des Klosters während des 2. Weltkrieges
Rudolf Gehrig

Heute vor genau 80 Jahren ereignete sich der Bombenangriff auf die Benediktinerabtei Monte Cassino. Alliierte Bombergeschwader warfen insgesamt bis zu 500 Tonnen Bombenlast ab, die große Teile des bedeutenden Klosters zerstörte. Von hier aus hatte der heilige Benedikt im sechsten Jahrhundert das Mittelalter und die Christianisierung des Abendlandes eingeläutet.

„Bei dem Luftangriff kamen viele Menschen ums Leben. Und natürlich war diese Tragödie allein schon wegen des symbolischen Werts der Abtei von großer Bedeutung, also für alles, was die Abtei in Europa und über Europa hinaus repräsentierte“, erklärte Antonio Luca Fallica, der Erzabt von Montecassino und damit 193. Nachfolger des heiligen Benedikt, in einem Interview mit der EWTN-Sendung Vaticano.

Der älteste Teil des Klosters – in dem sich auch die Zelle des heiligen Benedikt befand – sei aber von der Zerstörung verschont geblieben: „Im Gegensatz zu anderen Teilen des Klosters sind hier weder Mönche noch Zivilisten umgekommen.“

Auch die Gräber von Benedikt und seiner Schwester, der heiligen Scholastika, seien „wie durch ein Wunder“ verschont geblieben, da eine dort eingeschlagene Bombe nicht explodiert sei.

Mit Hilfe deutscher Priester konnte damals ein Großteil der literarischen und künstlerischen Schätze nach Rom gebracht und vor der Zerstörung bewahrt werden.

„Wir haben hier also einen antiken Bestand, der aus über 32.000 Bänden besteht, also Inkunabeln – Wiegendrucken – aus der Frühzeit des Buchdrucks, nach dessen Erfindung durch Gutenberg … und Bänden, die bis 1830 gedruckt wurden“, erläuterte der Erzabt.

Die Bewahrung dieser Schätze war jedoch seit Bestehen des Klosters nicht immer einfach, da die Abtei im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört wurde. 570 waren es die Langobarden, 883 die Sarazenen. Ein Erdbeben im Jahre 1349 beschädigte das Kloster schwer.

Die größte Zerstörung erfolgte jedoch 1944 während des Zweiten Weltkrieges.

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Zeitzeuge Johannes Lünig berichtet von der Zerstörung

Johannes Lünig, heute 99 Jahre alt, war als Soldat des 3. Göttinger Reiterregiments der Wehrmacht in der Schlacht um Monte Cassino. Im Gespräch mit CNA Deutsch berichtete er von seinen Erlebnissen. Er lag damals mit seinen Kameraden im Vorwerk des Klosters in Stellung.

Sie mussten mit ansehen, wie insgesamt vier Bomberwellen der Amerikaner ihre Last über dem Kloster abwarfen. Er und seine Kameraden waren „fassungslos“, als die Bomber das Kloster „dem Erdboden gleichmachten“.

Seine Einheit konnte „nur zuschauen“. Lünig betete, dass er auf dem Berg nicht verletzt würde, denn es dauerte zwei Stunden, um vom Monte Cassino wieder herunterzukommen.

Seine Gebete wurden erhört: Er wurde in einer Ruine unten verwundet, in der die Wehrmacht amerikanische Kriegsgefangene bewachte.

Ohne Rücksicht auf die eigenen Kameraden feuerten die Amerikaner mehrere Salven auf das kleine Kriegsgefangenenlager ab. Lünig erlitt dabei eine schwere Beinverletzung, sodass sein Bein amputiert werden musste. Während der Kämpfe um Monte Cassino lernte er auch den berühmten Pater Gereon Goldmann kennen, der später ein Buch über seine Erlebnisse als Franziskanerpater im Krieg schrieb.

Nach dem Krieg wurde die Abtei Monte Cassino wieder aufgebaut und die Kirche von Papst Paul VI. neu geweiht. Dieser erklärte Benedikt auch zum Schutzpatron Europas.

Geschichte von Monte Cassino

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Die Verleumdung eines missgünstigen Priesters habe den heiligen Benedikt im Jahr 529 veranlasst, nach Monte Cassino zu kommen, erklärte Erzabt Fallica: „Wir wissen, dass Benedikt von Nursia über Subiaco nach Montecassino gekommen ist, wo er sein monastisches Leben zunächst in eremitischer und dann in zönobitischer Form mit einer Gemeinschaft begann.“

Monte Cassino war in vorchristlicher Zeit ein heidnisches Heiligtum. Der heilige Benedikt riss damals die alten Kultstätten ab und errichtete an gleicher Stelle zwei Oratorien, kapellenartige Gebäude der frühchristlichen Gemeinden.

Hier verfasste der Heilige seine berühmten Ordensregeln und begründete das klösterliche Leben. Im Mittelpunkt standen Gebet, Arbeit, Studium und Gastfreundschaft: „Der heilige Benedikt ist ja auch für das berühmte Motto bekannt: Ora et Labora – Bete und arbeite.“

Fallica ging weiter auf die Ausbreitung des abendländischen Mönchtums ein: „Vor allem in der Karolingerzeit verbreitete sich dann dank des Wirkens Karls des Großen und des heiligen Benedikt die Benediktinerregel, die schließlich zur einzigen Regel des westlichen Mönchtums wurde.“

Im elften Jahrhundert erreichte der kirchliche und politische Einfluss von Monte Cassino unter Abt Desiderius – dem späteren Papst Viktor III. – seinen Höhepunkt. In ihrer Blütezeit beherbergte die Abtei über 200 Mönche. Heute sind es nur noch acht.

Trotz dieser Herausforderungen, denen sich die Abtei stellen musste, hat der Geist des Mönchtums überlebt: „Das Mönchtum hier in Montecassino ist aus den Zerstörungen immer wieder neu geboren worden. Das Wappen der Abtei trägt ja nicht umsonst das lateinische Motto ‚Succisa virescit‘: was bedeutet, dass auch eine abgeschnittene Wurzel wieder Blüte tragen wird.“

Der Erzabt schloss mit den Worten: „So möchten wir diesen 80. Jahrestag besonders feiern, weil er wirklich eine Wiedergeburt bedeutet … Wir können auf die Zerstörung zurückblicken – aber auch auf das neue Leben, das aus dieser Zerstörung entstanden ist.“