Umstrukturierung in Bistum Rom: Papst Franziskus versetzt Kardinalvikar auf Vatikan-Posten

Kardinal Angelo de Donatis in Lourdes am 25. August 2020
Anthony Johnson / CNA Deutsch / ACI Gruppe der Nachrichtenagenturen

Papst Franziskus hat den Kardinalvikar von Rom, Angelo De Donatis, an die Spitze der Apostolischen Pönitentiarie des Vatikans versetzt, wie am Samstag bekannt wurde.

Der 70-jährige De Donatis war seit 2017 als Kardinalvikar für die Verwaltung der Diözese Rom zuständig. Mit seiner Versetzung bleibt der wichtige Posten des Generalvikars von Rom vakant, bis der Papst seinen Nachfolger ernennt.

Der Vatikan gab am Samstag auch bekannt, dass einer der sieben Weihbischöfe der Diözese Rom, Daniele Libanori SJ, in eine neue Position als Beauftragter des Heiligen Vaters für das geweihte Leben versetzt wird. Der Jesuitenbischof spielte eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung des mutmaßlichen mehrfachen sexuellen, geistlichen und psychologischen Missbrauchs von Ordensfrauen durch den Mosaikkünstler und Priester Marko Rupnik. Libanori erfuhr Berichten zufolge von den Anschuldigungen der Frauen, als er die von Rupnik mitgegründete Loyola-Gemeinschaft im slowenischen Ljubljana untersuchte. Rupnik wurde schließlich aus der Gemeinschaft der Jesuiten entlassen und wird derzeit vom Vatikan untersucht.

Die Versetzung von De Donatis ist der bislang letzte Schritt im Rahmen der großen Reform der Diözese Rom durch Papst Franziskus. Der Papst hatte im vergangenen Jahr ein Dekret erlassen, das die Rolle des Kardinalvikars von Rom stark einschränkt und die Diözesanverwaltung unter die formale Kontrolle des Papstes als Bischof von Rom stellt.

Apostolische Pönitentiarie

In seiner neuen Funktion als Großpönitentiar steht De Donatis an der Spitze des vatikanischen Tribunals, das für Fälle von Exkommunikation und schweren Sünden zuständig ist, einschließlich solcher, deren Absolution dem Heiligen Stuhl vorbehalten ist. Aus diesem Grund wird die Apostolische Pönitentiarie auch als Tribunal der Barmherzigkeit bezeichnet.

De Donatis tritt die Nachfolge des 80-jährigen Kardinals Mauro Piacenza an, der nach mehr als einem Jahrzehnt im Amt des Großpönitentiars in den Ruhestand tritt.

Als Großpönitentiar wird De Donatis ein einzigartiges Privileg während eines möglichen Konklaves haben. Der Leiter der Apostolischen Pönitentiarie behält sein Amt sede vacante (nach dem Tod oder Rücktritt des Papstes) und ist einer der wenigen wahlberechtigten Kardinäle, die mit Personen außerhalb des Konklaves kommunizieren können, um ihre Aufgaben zu erfüllen – ein Privileg, das sonst nur der Kardinalvikar von Rom und der Generalvikar des Staates Vatikanstadt haben.

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Historische Ernennung zum Vikar von Rom

De Donatis wurde am 4. Januar 1954 in der südostitalienischen Stadt Casarano in Apulien geboren. Er studierte in Rom Philosophie an der Päpstlichen Lateranuniversität und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana, wo er ein Lizenziat in Moraltheologie erwarb, bevor er 1980 zum Priester der Diözese Nardò-Gallipoli in Süditalien geweiht wurde.

Drei Jahre später wurde De Donatis in der Diözese Rom inkardiniert, wo er in den folgenden drei Jahrzehnten als Gemeindepfarrer, Leiter des diözesanen Klerusbüros und Spiritual des Päpstlichen Römischen Priesterseminars tätig war.

Im Jahr 2014 wählte Papst Franziskus De Donatis aus, um die Exerzitien zur Fastenzeit für die römische Kurie während ihrer Einkehr in Ariccia zu predigen. Ein Jahr später ernannte und weihte der Papst De Donatis persönlich zum Weihbischof von Rom.

Mit seiner Ernennung zum Generalvikar von Rom durch Papst Franziskus im Jahr 2017 wurde De Donatis der erste Mann seit Jahrhunderten, der zum Generalvikar von Rom ernannt wurde, ohne Kardinal zu sein. Papst Franziskus ernannte ihn im darauffolgenden Jahr im Konsistorium zum Kardinal.

Während der Corona-Krise schloss De Donatis am 12. März 2020 alle Kirchen Roms für die Öffentlichkeit, bevor er die Entscheidung rückgängig machte und die Kirchen einen Tag später auf Ersuchen von Papst Franziskus öffnete.

Ein Jahr später, im Juni 2021, ordnete Papst Franziskus eine Prüfung der Diözese Rom an, bei welcher der Generalauditor des Heiligen Stuhls die Rechnungsbücher, Register und Genossenschaften durchforstete.

De Donatis und die Leitung der Diözese Rom sahen sich auch weitreichenden Gegenreaktionen ausgesetzt, nachdem sie im September 2023 einen Brief veröffentlicht hatten, in dem sie das Kunst- und Theologiezentrum lobten, das von Marko Rupnik gegründet worden war, dem ehemaligen Jesuitenpater und Künstler, der des geistlichen, psychologischen und sexuellen Missbrauchs von Ordensschwestern beschuldigt wurde.

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Die Ankündigung der Versetzung von De Donatis durch den Vatikan erfolgte einen Tag nach dem Besuch von Papst Franziskus in einer Pfarrei in Rom zu einem Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit römischen Priestern über pastorale Probleme in der Diözese. Vatican News beschrieb das Treffen als Teil der „regelmäßigen Besuche von Papst Franziskus in seiner Diözese“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.