Peter Seewald kritisiert Papst Franziskus: Benedikt XVI. war kein „Übergangspapst“

Peter Seewald
Martin Grünewald

Peter Seewald, der Biograf von Papst Benedikt XVI., hat Papst Franziskus dafür kritisiert, den deutschen Pontifex in einem Interview als „Übergangspapst“ bezeichnet zu haben. „Ein ‚Übergangspapst‘?“, fragte Seewald und kommentierte dann: „Na ja.“

„Viele der Reformen, die Papst Franziskus Popularität bescherten, wurden in Wahrheit von Benedikt XVI. ins Werk gesetzt“, stellte Seewald im Gespräch mit der „Katholischen SonntagsZeitung für das Bistum Regensburg“ (aktuelle Ausgabe) klar. „Er führte erstmals offene Bischofssynoden ein. Er begann mit dem Umbau des vatikanischen Finanzwesens. Er erzielte gewaltige Fortschritte im interreligiösen Dialog. Er intensivierte die Beziehung zum Judentum, die nie besser war als in seiner Amtszeit. Er schrieb als erster Papst der Geschichte eine Christologie. Sie gilt als Magna Charta für das Jesus-Bild der Kirche. Und, und, und.“

„Hinzu kommt: Er gilt als der größte Theologe, der jemals auf dem Stuhl Petri saß, und als der Kirchenlehrer der Moderne“, so Seewald weiter. „Vor allem sprach er ohne jede Zweideutigkeit und sorgte dafür, dass das Schiff Petri auf Kurs blieb. Nicht zuletzt hat sein Rücktritt, der erste eines wirklich regierenden Pontifex, das Papsttum verändert, wie es in der Neuzeit noch nie verändert wurde.“

„Franziskus fährt immer zweigleisig“, erläuterte Seewald, der nicht nur die monumentale Biografie von Benedikt XVI. sowie zuletzt eine kürzere Fassung im Dialogstil veröffentlicht hat, sondern auch insgesamt vier Interviewbücher zunächst mit Kardinal Joseph Ratzinger, dann mit Papst Benedikt XVI. und schließlich mit dem emeritierten Pontifex. „Einmal lobt er Benedikt, bezeichnete ihn sogar als ‚großen Papst‘, dessen Person und Werk von Generation zu Generation immer deutlicher in Erscheinung treten würden, dann wiederum macht er ihn klein, nennt ihn Großvater, väterlicher Freund oder eben ‚Übergangspapst‘.“

Vor diesem Hintergrund sagte Seewald: „Von Anfang an wollte Bergoglio aus der Kontinuität der Päpste ausbrechen, Überkommenes zur Disposition stellen, durcheinanderwürfeln oder einfach auch nur ‚Chaos‘ anrichten, wie er in dem neuen Buch von Javier Martinez-Brocal sagt. Traditionelle Formen bezeichnet er als ‚nostalgische Krankheit‘. Wer der Herr im Hause ist, zeigte er demonstrativ mit der Schleifung des von Benedikt liberalisierten Zuganges zur Alten Messe. Der emeritierte Papst musste davon aus der Zeitung erfahren. Dies zum angeblich ‚herzlichen Verhältnis‘ der beiden.“

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