Papst Franziskus: Gabe des gemäßigten Menschen ist „das Gleichgewicht“

Papst Franziskus
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz am Mittwochmorgen über die letzte der vier Kardinaltugenden gesprochen, nämlich die Mäßigung, also „die Tugend des rechten Maßes“. Die Gabe des gemäßigten Menschen sei „das Gleichgewicht, eine ebenso wertvolle wie seltene Eigenschaft“.

Der griechische Begriff für Mäßigung bedeute wörtlich „Macht über sich selbst“, erläuterte der Pontifex. „Diese Tugend ist also die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung, die Kunst, sich nicht von den rebellischen Leidenschaften überwältigen zu lassen, Ordnung zu schaffen in dem, was Manzoni den ‚Wirrwarr des menschlichen Herzens‘ nennt.“

Franziskus verwies auf den Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 1809), wo es heißt: „Die Mäßigung ist jene sittliche Tugend, welche die Neigung zu verschiedenen Vergnügungen zügelt und im Gebrauch geschaffener Güter das rechte Maß einhalten läßt. Sie sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und läßt die Begierden die Grenzen des Ehrbaren nicht überschreiten. Der maßvolle Mensch richtet sein sinnliches Strebevermögen auf das Gute, bewahrt ein gesundes Unterscheidungsvermögen […].“

„In einer Welt, in der sich viele Menschen damit brüsten, zu sagen, was sie denken, zieht es der gemäßigte Mensch vor, über das, was er sagt, nachzudenken“, erklärte der Papst die Konsequenzen jener Kardinaltugend. „Er macht keine leeren Versprechungen, sondern geht Verpflichtungen in dem Maße ein, wie er sie erfüllen kann.“

Und weiter: „Auch bei den Vergnügungen handelt der gemäßigte Mensch mit Bedacht. Der freie Lauf der Triebe und die völlige Freiheit, die man den Vergnügungen einräumt, schlagen auf uns zurück und stürzen uns in einen Zustand der Langeweile.“

„Der gemäßigte Mensch weiß, wie man Worte abwägt und gut dosiert“, führte er aus. „Er lässt nicht zu, dass ein Augenblick des Zorns Beziehungen und Freundschaften ruiniert, die dann nur schwer wieder aufgebaut werden können. Vor allem im Familienleben, wo die Hemmschwelle niedriger ist, laufen wir alle Gefahr, Spannungen, Irritationen und Ärger nicht im Zaum zu halten.“

Es sei sicherlich „manchmal notwendig, empört zu sein“, aber eben „immer auf die richtige Weise: Ein Wort der Zurechtweisung ist manchmal gesünder als ein saures, boshaftes Schweigen. Der gemäßigte Mensch weiß, dass nichts unangenehmer ist, als einen anderen Menschen zurechtzuweisen, aber er weiß auch, dass dies notwendig ist, weil man sonst dem Bösen freien Lauf lässt.“

„Es ist nicht wahr, dass Mäßigung grau und freudlos macht“, entkräftete Papst Franziskus zum Abschluss einen typischen Einwand. „Im Gegenteil, sie lässt einen die Güter des Lebens besser genießen: das Beisammensein bei Tisch, die Zärtlichkeit gewisser Freundschaften, das Vertrauen zu klugen Menschen, das Staunen über die Schönheit der Schöpfung.“

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