Odessa - Freitag, 3. Mai 2024, 15:30 Uhr.
Der Bischof der ukrainischen Diözese Odessa-Simferopol, die teils von russischen Truppen besetzt ist, hat mit Blick auf den Krieg und die laufenden russischen Angriffe erklärt: „Das ist ein echter Völkermord.“
Im Gespräch mit dem Kölner Domradio sagte Bischof Stanislaw Szyrokoradiuk am Donnerstag: „In Odessa geht die Situation noch einigermaßen, weil sie als Großstadt ein gutes Verteidigungssystem hat. Aber in Cherson sieht es anders aus. Ich war vor kurzem noch da. Da möchte man einfach nur noch weinen.“
„Eine sehr schwierige Situation, viele Häuser wurden zerstört, nicht nur militärische Einrichtungen werden zum Ziel, sondern auch zivile Infrastruktur: Krankenhäuser, Wohnblöcke, Schulen“, schilderte Szyrokoradiuk die Lage.
„Ja, wir brauchen materielle Unterstützung“, räumte der Bischof ein, um dann zu betonen, dass „gerade die geistliche oder moralische Unterstützung […] heute so wichtig wie noch nie“ sei. „Das spielt eine große Rolle im Moment. Die Menschen sind uns sehr dankbar, weil viele Priester bei ihnen geblieben sind, auch in den besetzten Gebieten.“
„Ich bitte meine Priester nur immer um eine Sache“, sagte Szyrokoradiuk: „Verliert kein Wort über die Politik, kein Wort über die Lage. Betet und Predigt über Gott. Auf diese Weise können wir bei den Leuten bleiben, das ist das Wichtigste für uns.“
Mit den Priestern in den Kriegsgebieten Kontakt zu halten, sei schwierig. Telefonisch gehe es selten, aber per WhatsApp sei es möglich.
Zu Waffenlieferungen in die Ukraine sowie der inzwischen häufiger daran geäußerten Kritik sagte Szyrokoradiuk: „Wenn Waffen zur Verteidigung fehlen, fordert das auch Opfer. Dann sterben Kinder und Unschuldige. Dann gibt es neue Ruinen, weil wir keine Chance haben, uns zu verteidigen. Wenn ein Haus brennt, muss der Nachbar Wasser zum Löschen geben. Verteidigungswaffen sind unser Löschwasser.“