Passau - Freitag, 17. Mai 2024, 11:30 Uhr.
Am 24. Mai vor zehn Jahren wurde Stefan Oster SDB zum Bischof geweiht und trat sein Amt als Oberhirte von Passau an. Dem Passauer Bistumsblatt gab er nun ein Interview, in dem er auf seine bisherige Amtszeit zurückblickte und dabei betonte, er sage „auch mit einigem – richtig verstandenem – Selbstbewusstsein, unser Glaube ist wunderbar und hat mit Christus ein unglaubliches Alleinstellungsmerkmal; wenn das wahr ist, dass er lebt und unter uns ist, dann müssen und dürfen wir das auch immer wieder neu verkünden“.
Angesprochen auf den augenscheinlichen Niedergang der Kirche in Deutschland, auch im Bistum Passau, sagte Oster: „Es ist noch viel da. Es sind viele Menschen da, die sich für die Kirche engagieren und ehrenamtlich unterwegs sind. Ich freue mich auch sehr über unsere guten Priester und die engagierten Mitarbeiter in der Pastoral, in der Kirchenmusik, im hauptamtlichen Dienst. Und nicht wenige Ehrenamtliche tun so viel!“
Es mache ihm aber dennoch „Sorgen, dass gerade die Zahl der Priesteramtskandidaten wie auch die Zahl derer in Ausbildung für Pastoralberufe überall drastisch zurückgegangen sind – auch bei uns. Was wir nicht so gut können, ist Dinge bleiben lassen, die nicht mehr so gut funktionieren. Katholizismus in einem eher ländlichen Raum wie dem unseren ist beharrend und in gewisser Weise strukturkonservativ. Den Menschen fällt es schwer, das heimatliche, alles was an Gefühls- und Erfahrungswelt damit verbunden ist, zu verlassen.“
„Was mir wirklich Sorgen macht, ist die inhaltliche Dimension des Glaubens“, führte Oster aus. „Die Frage ist: Wie helfen wir Menschen, den Glauben im Kopf und im Herz auch zu verstehen und da auch in die Tiefe zu gehen, wenn wir gleichzeitig merken, dass das Interesse für Glaubensfragen nicht so groß ist.“
Der Passauer Bischof erinnerte an die Parole, die er vor zehn Jahren ausgegeben hatte: „Mehr von Jesus.“ Dies sei auch heute noch sein Programm. Er habe „einfach die Sehnsucht oder die Aufgabe, Menschen mit ihm bekanntzumachen. Ich glaube, dass das eine ganzheitliche Erfahrung wird, die mein Leben in die größere Freiheit, in die größere Freude führt, auch in die größere Fähigkeit zu lieben, zu glauben, zu hoffen.“
„Die Tatsache, dass wir uns für die Ökologie engagieren, dass wir uns für Arme einsetzen, dass wir Kindern und Jugendlichen in der Erziehung helfen wollen, dass wir uns um Menschen in Not sorgen – das ist alles eine Folge daraus, dass wir berührt sind von der Hingabe Christi und von seinem Leben für uns“, betonte Oster. „Deswegen wollen wir für andere leben, ja, es ist eine Folge daraus.“
„Und die Gefahr, die ich sehe, ist, dass sich da was entkoppelt“, warnte der Bischof. „Ich will, dass Menschen, Christus für sich entdecken, und ich darf das auch durch meinen Dienst oder durch den Dienst, den ich mit anderen zusammen mache, immer wieder mal erleben. Das ist die größte Freude, zu entdecken, dass ein Mensch dorthin findet und davon irgendwie Zeugnis geben kann, dass das sein Leben verändert hat. Ja, das hoffe ich, dass das möglichst viele Menschen finden können.“