Pilgerstab und Kirchenpolitik: Die zwei Gesichter des heiligen Jakobus

Der heilige Jakobus der Ältere in dramatischem Licht: Jusepe de Ribera schuf dieses Portrait um das Jahr 1616.
Städel Museum (CC0)

Am heutigen 25. Juli 2024 gedenkt die katholische Kirche weltweit des heiligen Jakobus des Älteren. Dieser Apostel, einer der ersten Jünger Jesu, verkörpert wie kaum ein anderer die Spannung zwischen pilgernder Spiritualität und kirchenpolitischer Verantwortung.

Der große Theologe und Papst Benedikt XVI. beleuchtete in einer Generalaudienz am 21. Juni 2006 diese zwei Facetten des Heiligen. Er beschrieb Jakobus als einen der drei bevorzugten Jünger Jesu, „die Jesus an bedeutenden Augenblicken seines Lebens teilnehmen ließ“.

„Er durfte, zusammen mit Petrus und Johannes, an der Stunde der Agonie Jesu im Garten Getsemani und am Ereignis der Verklärung Jesu teilhaben“, erklärte der damalige Pontifex. Diese Erfahrungen formten Jakobus nicht nur spirituell, sondern bereiteten ihn auch auf seine spätere Führungsrolle in der Urkirche vor.

Benedikt XVI. hob den „ungestümen Eifer“ des Jakobus hervor, der ihm und seinem Bruder Johannes den Beinamen „Donnersöhne“ einbrachte. Dieser Eifer, zunächst oft fehlgeleitet, wurde durch Jesus selbst geläutert und in konstruktive Bahnen gelenkt – eine wichtige Lektion für jeden, den man vielleicht am besten einen „Kirchenpolitiker“ nennen mag.

Das Leben des heiligen Jakobus ist bekannt: Es fand ein frühes Ende im Martyrium. Benedikt XVI. zitierte dazu die Apostelgeschichte: „Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ er mit dem Schwert hinrichten“ (Apg 12,2). Dies geschah um das Jahr 44 n. Chr. unter König Herodes Agrippa I. und machte Jakobus zum ersten Märtyrer unter den Aposteln – ein Zeugnis seines unerschütterlichen Glaubens und seiner Bereitschaft, für die Kirche einzustehen.

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Heute ist der heilige Jakobus vor allem als Patron der Pilger bekannt. Sein legendäres Grab in Santiago de Compostela ist seit dem Mittelalter Ziel unzähliger Wallfahrten. Der Jakobsweg, der dorthin führt, symbolisiert für viele Gläubige die spirituelle Reise des Lebens. 

Benedikt XVI. sah in diesem Pilgerweg ein Sinnbild für das christliche Leben: „Nicht nur der äußere, sondern vor allem der innere Weg, vom Berg der Verklärung zum Berg der Agonie, [symbolisiert] die ganze Pilgerschaft des christlichen Lebens, eine Pilgerschaft zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes.“

Am heutigen Festtag erinnern sich Gläubige weltweit an das vielschichtige Wirken des heiligen Jakobus. Seine Fähigkeit, sowohl als geistlicher Führer als auch als entschiedener Kirchenpolitiker zu agieren, macht ihn zu einem zeitlosen Vorbild.

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„Vom hl. Jakobus können wir also vieles lernen", fasste Benedikt XVI. zusammen: „die Bereitschaft, den Ruf des Herrn anzunehmen, auch wenn er uns auffordert, das ‚Boot‘ unserer menschlichen Sicherheiten zu verlassen; die Begeisterung, ihm auf den Wegen zu folgen, die er uns zeigt, jenseits all unserer illusorischen Anmaßung; die Bereitschaft, mutig für ihn Zeugnis abzulegen, wenn es sein muß, bis zum höchsten Opfer des Lebens.“

Einen bekannten Blick auf den Heiligen liefert das Porträt des heiligen Jakobus von Jusepe de Ribera. Entstanden um 1615/16, zeigt es, was auch Benedikt würdigt – Zitat: „die ikonographische Darstellung des hl. Jakobus mit dem Pilgerstab und der Buchrolle des Evangeliums in der Hand, den Kennzeichen des Wanderapostels, der sich der Verkündigung der Frohen Botschaft widmet, den Kennzeichen der Pilgerschaft des christlichen Lebens.“