Papst Franziskus in Indonesien: Kirche will „interreligiösen Dialog verstärken“

Papst Franziskus mit dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo
Vatican Media

Papst Franziskus hat am Mittwochmorgen sein offizielles Programm in Indonesien begonnen und ist zu einem Höflichkeitsbesuch mit Staatspräsident Joko Widodo im Palast der Freiheit in der Hauptstadt Jakarta eingetroffen. Zuvor fand bereits eine feierliche Willkommenszeremonie statt, nachdem der 87-jährige Pontifex am Dienstagvormittag am Flughafen nur kurz empfangen wurde und sich dann nach dem langen Flug in der Nuntiatur von Jakarta ausruhte.

Seine erste Ansprache hielt Franziskus nach dem Höflichkeitsbesuch im Rahmen einer Begegnung mit den Vertretern der Regierung und der Zivilgesellschaft sowie mit dem Diplomatischen Korps.

„Wie der Ozean das natürliche Element ist, das alle indonesischen Inseln verbindet, so könnte man fast sagen, dass der gegenseitige Respekt für die spezifischen kulturellen, ethnischen, sprachlichen und religiösen Eigenheiten aller Bevölkerungsgruppen, aus denen Indonesien besteht, das Bindegewebe ist, das das indonesische Volk eint und stolz macht“, so der Papst. Jene vielfältigen Eigenheiten seien ein Beitrag dazu, „ein großartiges Mosaik zu bilden, in dem jedes Steinchen ein unersetzliches Element ist, um ein großes, originelles und wertvolles Werk zu schaffen“.

„Einklang im Respekt vor der Vielfalt wird erreicht, wenn eine jede partikulare Sichtweise den gemeinsamen Bedürfnissen Rechnung trägt und wenn jede ethnische Gruppe und religiöse Konfession im Geist der Geschwisterlichkeit handelt und das edle Ziel verfolgt, dem Wohl aller zu dienen“, mahnte Papst Franziskus an. Er forderte, das „kluge und sensible Gleichgewicht zwischen der Vielfalt der Kulturen und unterschiedlichen Überzeugungen einerseits und den Prinzipien, die die Einheit festigen, andererseits“, stets „gegen jedes Ungleichgewicht“ zu verteidigen.

Die Kirche wolle ihrerseits „den interreligiösen Dialog verstärken“, sich „in den Dienst des Gemeinwohls“ stellen und „die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft verstärken, um die Bildung eines ausgewogeneren Sozialgefüges zu fördern und zu einer effizienteren und faireren Verteilung der sozialen Unterstützung zu gelangen“.

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Mit Blick auf das Thema Geschwisterlichkeit, welches das Pontifikat von Franziskus als einer der wichtigsten Begriffe durchzieht, sagte er, es gebe „einige Tendenzen, die die Entwicklung der universalen Geschwisterlichkeit behindern“, darunter Konflikte und Kriege, aber auch „gewalttätige Spannungen“ innerhalb von Staaten. Außerdem gebe es „trotz wohlklingender programmatischer Erklärungen viele Situationen, in denen es an einem wirksamen und weitsichtigen Engagement für den Aufbau sozialer Gerechtigkeit mangelt“.

„In anderen Zusammenhängen glaubt man hingegen, davon absehen zu können oder zu müssen, nach Gottes Segen zu streben, weil man ihn für den Menschen und die Zivilgesellschaft als überflüssig erachtet, welche aus eigener Kraft vorankommen sollen, auf diese Weise jedoch oft Frustration und Scheitern erfahren“, ergänzte der Papst. „Umgekehrt gibt es Fälle, in denen der Glaube an Gott ständig in den Vordergrund gestellt wird, wobei dies bedauerlicherweise jedoch oft geschieht, um ihn zu manipulieren sowie Spaltungen zu fördern und den Hass zu verstärken, und nicht um der Schaffung von Frieden, Gemeinschaft, Dialog, Respekt, Zusammenarbeit und Geschwisterlichkeit zu dienen.“

Jedenfalls sei es „erfreulich zu beobachten, wie die Philosophie, die die Organisation des indonesischen Staates inspiriert, Weisheit und Ausgewogenheit zum Ausdruck bringt“, lobte Franziskus seine Gastgeber.

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Nach der Ansprache begab sich Franziskus zurück in die Nuntiatur, um dort Mitgliedern der Gesellschaft Jesu in dem Land zu begegnen, wie es bei allen Auslandsreisen von Papst Franziskus, der selbst Jesuit ist, auf dem Programm steht. Um 16:30 Uhr Ortszeit trifft er mit Geistlichen und Ordensleuten in der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ zusammen und hält eine Ansprache, gefolgt von einer Begegnung mit Jugendlichen der Scholas Occurrentes.