Blasphemische Operninszenierung „Sancta“: Stuttgarter Stadtdekan kritisiert Aufführung scharf

Als Nonnen verkleidete Darsteller in der blasphemischen Aufführung von „Sancta“
Screenshot von YouTube

Bei der Aufführung des blasphemischen Stücks „Sancta“ durch die skandalumwitterte Aktionskünstlerin Florentina Holzinger in der Stuttgarter Oper mussten bei den ersten Aufführungen 18 Zuschauer wegen „Übelkeit und Schockzuständen“ behandelt werden, wie das Nachrichtenportal 20 Minuten berichtete.

In der Aufführung finden sich zahlreiche katholisch-christliche Elemente, darunter eine inszenierte „Heilige Messe“, Anspielungen auf die Kreuzigung, die Eucharistie sowie Darstellungen religiöser Figuren wie Nonnen, wie im Trailer auf YouTube zu sehen ist. Darüber hinaus spielen sexuelle Handlungen und Gewaltszenen eine zentrale Rolle in der Inszenierung. So fahren beispielsweise nackte Nonnen auf Rollerblades durch eine Halfpipe.

Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes kritisierte das Stück scharf: Es werde „ganz bewusst mit der mentalen Gesundheit der Menschen gespielt“.

„Hindemiths Oper zeigt weibliches Begehren in einem lust- und leibfeindlichen Umfeld: Die junge Nonne Susanna entdeckt ihre Sexualität und zieht den Lendenschurz Christi am Kruzifix herab – ein skandalträchtiges Werk also!“, erklärt das Opernhaus derweil das Stück auf seiner Webseite.

Stadtdekan Hermes kommentierte die blasphemische Aufführung gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit den Worten: „Dass Mitarbeitende und Besucher brutal an und über die Grenzen des ästhetisch und psychisch Erträglichen geführt werden, religiöse Gefühle entgegen aller sonst gepflegten politischen Korrektheit obszön verletzt werden und ganz bewusst mit der mentalen Gesundheit der Menschen gespielt wird.“

Der Theologe Jan Heiner-Tück äußerte sich in einem Online-Beitrag der Zeitschrift Communio zu dem Stück: „Das, was anderen heilig ist, zu persiflieren, war schon immer eine allzu durchsichtige Strategie der Aufmerksamkeitssteigerung – aber nicht unbedingt ein Gütesiegel von Kunst.“

Das Opernhaus weist auf seiner Homepage darauf hin, dass in der Aufführung explizit sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Schilderungen auch von sexueller Gewalt gezeigt werden.

Tück kommentierte: „Dabei erstaunt vor allem die auftrumpfende Einfallslosigkeit, die das Stück von Holzinger bestimmt. Nackte Frauenkörper, Sex, Blut – dazu religiöse Symbole und die Persiflage der Heiligen Messe. Die Nonne Susanna entdeckt ihr sexuelles Begehren, obwohl sie doch eigentlich Keuschheit gelobt hat […]. Was soll eigentlich die kleiner werdende Schar katholischer Ordensleute von einem solchen Spektakel halten? Wie kommen sie sich vor, wenn ihre freigewählte Lebensweise in dieser Form lächerlich gemacht wird?“, so Tück weiter.

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Holzingers Stück zeige „die Doppelzüngigkeit und Heuchelei des gegenwärtigen Kulturbetriebs“, so der Theologe: „Während Respekt und Ambiguitätstoleranz gegenüber Minderheiten zu Recht gefordert werden, darf das, was in der eigenen Tradition als heilig gilt, in den Dreck gezogen werden. Man stelle sich einmal vor, Holzinger hätte für ihre Persiflage verschleierte Musliminnen und ihre religiösen Praktiken gewählt.“

Eine Presseanfrage von CNA Deutsch an die Diözese Rottenburg-Stuttgart, wie sie das Stück und die Verhöhnung christlicher Symbolik beurteilt, blieb bislang unbeantwortet.

Florentina Holzinger und der Wiener Aktionismus

Florentina Holzingers künstlerische Arbeit wird oft mit dem Wiener Aktionismus der 1960er Jahre in Verbindung gebracht, einer radikalen Bewegung, die ebenfalls gesellschaftliche Tabus brach und Provokation als zentrales Ausdrucksmittel nutzte, wie die Aaargauer Zeitung berichtete.

Sowohl Holzinger als auch die Wiener Aktionisten griffen häufig katholische Symbole und Rituale auf, um gesellschaftliche und religiöse Normen auf irritierende Weise in Frage zu stellen. Besonders Hermann Nitschs „Orgien-Mysterien-Theater“ verband christliche Rituale mit antiken Kulten und provozierte durch die Verwendung von Blut und Tierkadavern.

Es gibt deutliche Verbindungen zwischen dem Wiener Aktionismus und der sogenannten 68er-Bewegung in Österreich. Beide Bewegungen erreichten Ende der 1960er-Jahre ihren Höhepunkt.

Sowohl die Aktionisten als auch die 68er-Bewegung wandten sich gegen die konservativ-autoritäre Nachkriegsgesellschaft und nutzten provokante Aktionen, um gesellschaftliche Tabus zu brechen und auf Missstände aufmerksam zu machen.

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