Redaktion - Dienstag, 19. November 2024, 16:00 Uhr.
„Warum dürfen Frauen nicht Priester werden?“, lautete die Frage der Journalistin der Deutschen Welle (DW) an den KI-Jesus, der seit einigen Monaten in der Luzerner Peterskapelle Glaubensfragen beantwortet. Die Künstliche Intelligenz mit einem virtuellen Gesicht Jesu Christi befindet sich in einem umgebauten Beichtstuhl, wie die DW in einem aktuellen Fernsehbeitrag zeigte.
Die Maschine antwortete: „Die Heilige Schrift lehrt, dass innerhalb der Kirche bestimmte Rollen festgelegt sind. Jede Rolle und Aufgabe hat ihren Platz in Gottes Plan. Wie können Sie Frieden und Harmonie in Ihrem Leben fördern?“
Laut Vatican News heißt die Installation „Deus in Machina“ (auf Deutsch: „Gott in der Maschine“) und wurde in Zusammenarbeit mit dem „Immersive Realities Research Lab“ der Hochschule Luzern entwickelt.
Das Programm basiert auf biblischem Wissen und wurde mit Inhalten aus dem Neuen Testament trainiert: „Er konnte mich in meiner Art, die Dinge anzugehen, bestärken. Und er hat mir geholfen, Fragen zu beantworten, die ich hatte, zum Beispiel wie ich anderen helfen kann, ihn besser zu verstehen und ihm näher zu kommen“, sagte eine Nutzerin über den KI-Jesus gegenüber der DW.
Peter Kirchschläger, ein Experte für theologische Ethik, meinte, der Entwurf gehe zu weit, gebe aber Anlass zum Nachdenken: „Wir sollten vorsichtig sein, wenn es um den Glauben, die Seelsorge, die Sinnsuche in der Religion geht. Das ist ein Bereich, in dem wir Menschen den Maschinen eigentlich haushoch überlegen sind. Also sollten wir das selbst machen.“
KI ahmt menschliche kognitive Fähigkeiten wie strategisches Denken, Sprache, Problemlösung und Entscheidungsfindung lediglich nach. In einigen Bereichen ist sie begrenzt: Sie hat oft Schwierigkeiten mit dem Kontextverständnis, emotionaler Intelligenz, echter Kreativität, ethischer Entscheidungsfindung und ist stark von Trainingsdaten abhängig.
Ende April 2024 hatte das renommierte Apologetik-Apostolat „Catholic Answers“ in den USA die KI-Priesterfigur „Pater Justin“ nach überwiegend negativer Resonanz aus ihrer App entfernt und ihn durch die Laienfigur „Justin“ ersetzt, wie die amrikanische Partneragentur CNA damals berichtete. Die KI-Priesterfigur hatte etwa vorgegeben, im Rahmen einer Beichte die Lossprechung zu erteilen. Dies können allerdings nur geweihe Priester bzw. Bischöfe, und auch nur persönlich vor Ort, nicht virtuell über das Internet.