Wien - Montag, 2. Dezember 2024, 16:00 Uhr.
Kardinal Christoph Schönborn, der Erzbischof von Wien, hat in einem Interview mit dem Fernsehsender ORF 2 in der Sendung „Pressestunde“ klargestellt, dass interreligiöses Lernen kein Lösungsansatz sei: „Das passt in der Realität nicht.“
„Wir sagen immer, wir wollen das christliche Erbe bewahren“, so Schönborn wörtlich. „In Österreich gibt es eine klare Mehrheit in der Bevölkerung. Wir wollen, dass Österreich christlich bleibt. Aber was tun wir dafür?“
Konkret ging es um das neue Pilotprojekt „Werte – Interkulturelles Lernen – Religionen“ (W.I.R.) in Österreich. Ziel des Projektes ist, interreligiöses Verständnis durch gemeinsame Diskussionen, interreligiösen Dialog, Selbstreflexion, Teamübungen und Projekte zu Werten und ethischer Entscheidungsfindung zu fördern. Die Aktivitäten sollen den regulären Religionsunterricht ergänzen.
Schönborn erklärte: „Werte sind nicht abstrakt. Werte haben immer eine konkrete Gestalt. Für das Christentum sind es die Werte des Evangeliums. […] Der Islam hat auch seine beachtlichen Werte, die sehr oft in den Schatten gestellt werden durch den politischen radikalen Islam.“
An der kirchlichen pädagogischen Hochschule St. Pölten gebe es eine „interreligiöse Religionslehrerinnen- und Lehrerausbildung“: „Die Muslime, die Juden, die Buddhisten, die Protestanten, die Katholiken, alle werden dort gemeinsam für den Religionsunterricht ausgebildet […]. Jede dieser Religionen und Konfessionen haben ihren eigenen Teil, aber sie haben einen gemeinsamen Sockel.“
In Wien zeigt die jüngste Erhebung der Religionszugehörigkeit an öffentlichen Volksschulen, dass 35 Prozent der Schüler muslimisch, 26 Prozent ohne Religionsbekenntnis und nur noch 21 Prozent katholisch sind, wie der Kurier berichtete.
Zu dieser Statistik bemerkte der Kardinal: „Da sind noch die anderen Christen, die orientalisch-orthodoxen Christen, die wir durch die Zuwanderung haben. Und wenn man beides zusammenzählt, sind wir immer noch etwas mehr als die Muslime, was aber keine Entschuldigung dafür ist, dass wir uns nicht anstrengen.“
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Einer der beiden ORF-Moderatoren brachte auch ein Zitat des tschechischen Außenministers Karel Schwarzenberg ins Spiel: „Ich habe keine Angst vor vollen Moscheen im Land, wohl aber fürchte ich mich vor den leeren Kirchen.“
Auf die Frage, was den Islam so „attraktiv“ mache, antwortete Schönborn, dass dies „eine gute Frage“ sei, der „wir uns stellen müssen“: „Für mich ist das Erste, keine Angst vor dem Islam. Kennenlernen, hinschauen und vor allem persönliche Kontakte pflegen. Wenn wir nur mit dem Feindbild Islam leben, dann wird das in Zukunft auch in Österreich nicht gut funktionieren.“
Zur Frage der Frauenordination sagte Schönborn: „Ich kenne persönlich eine ganze Reihe Frauen, auch wirkliche Freunde, die von sich sagen, ich habe eine Berufung zur Priesterin, zur Diakonin. Ich kann nur sagen, das akzeptiere ich und ich halte das für etwas Schönes und Starkes.“
Jedoch habe dies „nicht direkt“ etwas zu tun mit der „Gleichberechtigung“, denn es gebe „kein Recht auf ein Amt in der Kirche“: „Nun gibt es eine 2000 Jahre alte Tradition, die auf Jesus selber zurückgeht. Nämlich, dass er zwölf Männer als Apostel gewählt hat und deren Nachfolger durch 2000 Jahre Männer waren. Jetzt kann man darüber diskutieren, ist das patriarchalisch, woher kommt das, warum ist das so? Eines ist für mich klar, eine Änderung dieser Vorgabe, […] die auf Jesus zurückgeht, das kann nur ein ökumenisches Konzil entscheiden.“
Papst Johannes Paul II. hatte die Frauenweihe bereits in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von 1994 feierlich ausgeschlossen und betont, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.
Die drei Weihegrade – Diakonat, Priesteramt und Bischofsamt – sind im einen Weihesakrament miteinander verbunden, wobei die Weihe aufgrund der Tradition, des Vorbildes Christi und der beständigen Praxis der Kirche nur Männern vorbehalten ist.